Metastasiertes hormonsensitives Prostatakarzinom früh systemisch behandeln

Mascha Pömmerl

Eine zusätzliche Strahlentherapie ist nur bei Low-Volume-Tumoren sinnvoll. Eine zusätzliche Strahlentherapie ist nur bei Low-Volume-Tumoren sinnvoll. © iStock/Mark Kostich

Mit systemischer und bildgestützter Therapie, Bestrahlung und OP ist die therapeutische Bandbreite für Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs groß. Von aktuellen Standards und neuen Möglichkeiten.

Auf dem EAU sprachen verschiedene Experten über die aktuellen Möglichkeiten für die Behandlung des metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC). Denn es stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung. Den Anfang machte Professor Dr. Declan­ Murphy­, Peter MacCallum Cancer Centre, Melbourne.

Mit Blick auf Diagnose und Bildgebung sei Präzision das oberste Gebot. Er plädierte daher für den Einsatz des PSMA-PET-CT als diagnostisches Standardverfahren aufgrund seiner überlegenen Sensitivität und Spezifität. Die Methode liefere weniger uneindeutige Ergebnisse, ermögliche bessere Therapieentscheidungen und sei kosteneffizienter.

ADT mit Docetaxel oder NHA kombinieren

Laut dem Prostate Cancer Audit wiesen 16 % der 53 000 Männer, die zwischen April 2018 und April 2019 in England und Wales an einem Prostatakarzinom erkrankten, bereits bei Erstdiagnose Metastasen auf, berichtete Professor Dr. Noel William Clarke, The Christie and Salford Royal Hospital, Manchester. Essenziell sei, umgehend nach der Diagnose eines mHSPC mit der sys­temischen Behandlung zu beginnen und die Androgendeprivationstherapie (ADT) mit entweder Docetaxel oder einem New Hormonal Agent (NHA), z.B. Abirateron, zu kombinieren. „Eine systemische Therapie ist effektiv, und zwar unabhängig von der Tumorlast und Risikostratifizierung“, so der Referent. Beide Optionen seien hinsichtlich des Gesamtüberlebens (OS) gleich wirksam, die Lebensqualität unter NHA aber auf lange Sicht besser.

Prinzipiell besteht die Möglichkeit, Patienten zusätzlich zur systemischen Therapie zu bestrahlen. Die Radiatio verlängere das OS aber nur bei niedriger Tumorlast („low volume“), betonte Professor Dr. Piet Ost von der Universität Gent. Definiert sei diese als entweder ausschließlicher Befall nicht-regionaler Lymphknoten (NRLN) oder maximal drei Knochenmetastasen mit oder ohne NRLN ohne viszerale oder sonstige Absiedelungen.

Eine explorative Analyse der Studie STAMPEDE deutet darauf hin, dass der Vorteil durch eine zusätzliche Bestrahlung mit steigender Anzahl an Knochenmetastasen abnimmt. Der größte Benefit wurde dabei für Männer, die bis zu drei Absiedelungen in den Knochen aufwiesen, erzielt.

Für das oligometastasierte rezidivierte Prostatakarzinom ist die Evidenz zur metastasengerichteten Bestrahlung nicht ausreichend, berichtete Professor Dr. ­Pierre Blanchard­ vom Institut Gustave Roussy, Villejuif. Er forderte klinische Studien.

Professor Dr. ­Alberto Briganti, Università Vita-Salute San Raffaele, Mailand, sprach über die Operation des mHSPC. Am ehesten kämen für eine zytoreduktive radikale Prostat­ektomie Erkrankte mit folgenden Eigenschaften infrage:

  • low volume disease nach den CHAARTED-Kriterien oder mit 1–3 Knochenmetastasen
  • klinisch unauffälliger Lymphknotenstatus
  • Gleason Score 3–4
  • niedriger PSA-Wert

Auch Männer, deren Tumoren auf die neoadjuvante ADT ansprechen, seien geeignete Kandidaten. Bei guter Patientenselektion und einem erfahrenen Chirurgen stelle die OP eine Option beim mHSPC dar, aber ausschließlich innerhalb klinischer Studien, betonte der Referent.

Die Salvage Lymph Node Dissection ist derzeit kein empfohlener Standard für das rezidivierte mHSPC, konstatierte Professor Dr. ­Tobias ­Maurer, Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie könne aber eine sys­temische Therapie hinauszögern. Wichtig seien bestimmte Selektionskriterien:

  • Befall der pelvinen Lymphknoten
  • geringe Anzahl von Metastasen in der Bildgebung
  • niedriger PSA vor Dissektion
  • keine ADT zur Zeit der Bildgebung/Dissektion

Die Basis sollte ein PSMA-PET-CT sein, empfahl der Referent, um ein gutes PSA-Ansprechen zu erwirken.

PSMA und DNA-Reparatur als individuelle Targets

Als aussichtsreiche neue Ansatzpunkte zielgerichteter Strategien nannte Professor Dr. Karim Fizazi, Institut Gustave Roussy, Villejuif,

  • PSMA für die Radioliganden­therapie,
  • eingeschränkte Fähigkeit zur DNA-Reparatur wie sie die PARP-Inhibitoren ausnutzen und
  • fehlende PTEN-Expression.

Quelle: Murphy D, Clarke NW, Ost P, Briganti A, Blanchard P, Mauer T, Fizazi K. 36. Annual EAU Congress virtual; Plenary Session 5

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Eine zusätzliche Strahlentherapie ist nur bei Low-Volume-Tumoren sinnvoll. Eine zusätzliche Strahlentherapie ist nur bei Low-Volume-Tumoren sinnvoll. © iStock/Mark Kostich