Nichts von der Stange

Dr. Daniela Erhard

Die Forschung über bestmögliche Behandlungen geht weiter. Die Forschung über bestmögliche Behandlungen geht weiter. © iStock/HeitiPaves

Mit der richtigen Erstlinientherapie lassen sich für Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs Jahre gewinnen. Worauf sollte man bei der Entscheidung achten? Diese Frage wurde auf dem 73. Kongress der DGU diskutiert.

Die Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms (mPCa) hat sich deutlich gewandelt und es stellt sich die Frage: Gibt es eine beste Therapie? „Jein“, antwortete Professor Dr. Axel Merseburger, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Man brauche vielmehr ein individualisiertes Vorgehen.

Besseres Bild durch PSMA-PET gewinnen

Um zwischen Androgenentzugstherapie (ADT), Antiandrogenen, Steroiden & Co. das Richtige auszuwählen, müsse man in der klinischen Hektik erst einmal herausfinden, wo man eigentlich steht: Ist der Tumor hormonsensitiv oder nicht, lokal begrenzt oder metastasiert? Um Letzteres zu klären, riet Prof. Merseburger zur PSMA-PET. Die gebe ein besseres Bild über Oligo- und Fernmetastasen. Wo CT und Knochen-Scan in einer Studie 65 % der Absiedelungen erkannten, deckte die PSMA-PET 92 % auf. Nur in 7 % statt 23 % der Fälle blieb das Ergebnis unklar.

Habe das Prostatakarzinom bereits gestreut, reiche eine ADT allein nicht mehr aus, erläuterte der Experte. Die Daten mehrerer Studien belegten, dass die Kombination aus ADT mit Enzalutamid, Apalutamid, Abirateron oder Docetaxel das Progressions- und Sterberisiko signifikant um bis zu 61 % bzw. 39 % senken könne. Teilweise wurden Endpunkte wie medianes progressionsfreies oder Gesamtüberleben im Follow-up nicht erreicht, so Prof. Merseburger.

Der Überlebensbenefit scheint für Männer mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC) größer zu sein als für Patienten mit kastrationsresistenten Karzinomen (mCRPC). Auch wenn viele Erstlinienpräparate für beide Gruppen zugelassen sind, gibt es hier Unterschiede. So hat Apalutamid für das mCRPC keine Indikation und kann, wie auch Enzalutamid beim m0CRPC, nur in der Hochrisiko-Situation eingesetzt werden. Abirateron dagegen ist für das mHSPC nur im Fall von De-novo-Tumoren mit hohem Risiko zugelassen.

Insgesamt sei die Erkrankung im neu diagnostizierten mHSPC gravierender als in der rezidivierten Situation, erklärte Prof. Merseburger. Der PSA-Wert liege höher und die Überlebensdauer sowie die Zeit bis zur Entwicklung eines mCRCP seien um Jahre kürzer. Allerdings stünden Rezidivpatienten bereits unter Prostatakarzinom-Nachsorge – Metastasen würden daher eventuell früher erkannt.

Präzision ist angesagt

Wird der Tumor kastrationsresistent, kommt die Präzisionsonkologie ins Spiel. Hier gilt es, den BRCA-1/2-Status zu bestimmen. Leitliniengemäß erfolgt die Therapie mit Olaparib, wenn eine entsprechende Mutation vorliegt. Die Behandlung mit der Substanz verlängerte in der PROfound-Studie das Überleben gegenüber Enzalutamid oder Abirateron auf 19,1 Monate vs. 14,7 Monate. Allerdings passt Olaparib wohl nur für jeden zehnten Patienten. Bei den Übrigen müsse man derzeit noch schauen, wie man vorgeht, schloss Prof. Merseburger.

Für die Therapieentscheidung sind gemäß S3-Leitlinie auch die Unterscheidungen von high- und low-volume sowie high- und low-risk von Bedeutung. Enzalutamid oder Apalutamid sollen dann zur Behandlung von Betroffenen mit mHSPC und gutem Allgemeinzustand zum Einsatz kommen. Männern mit neu aufgetretenem high-risk mHSPC soll man Abirateron plus Predniso(lo)n und Erkrankten mit high-volume mHSPC Docetaxel anbieten. Der Referent riet dazu, auch die Nebenwirkungen zu berücksichtigen – die können je nach Substanz verschieden sein. Im Fall von Enzalutamid müsse man etwa mit kognitiven Veränderungen rechnen. Die Forschung über bestmögliche Behandlungen geht unterdessen weiter. Eine Therapieintensivierung hoch zwei teste die PEACE1-Studie, in die Betroffene mit de novo mHSPC eingeschlossen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass die Abiraterongabe als Zusatz zum Standard aus ADT, Docetaxel und ggf. Radiatio die Dauer bis zum Progress um 2,5 Jahre verlängern kann. Die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung zum mCRPC reduziere sich um ca. 60 %.

Quellen:
Merseburger AS. 73. Kongress der DGU; Session AF01.2
73. Kongress der DGU

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die Forschung über bestmögliche Behandlungen geht weiter. Die Forschung über bestmögliche Behandlungen geht weiter. © iStock/HeitiPaves