Prostatakrebs: Cabazitaxel vor zweiter antihormoneller Therapie präferieren

Dr. Katharina Arnheim

Nach Progress des Prostatakarzinoms sollte auf Cabazitaxel gewechselt werden. Nach Progress des Prostatakarzinoms sollte auf Cabazitaxel gewechselt werden. © Aleks Che – stock.adobe.com

Cabazitaxel hat sich in der CARD-Studie beim meta­s­tasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom im Vergleich zu Abirateron bzw. Enzalutamid durchgesetzt. Es verlängert das progressionsfreie Überleben und reduziert die Mortalität.

Die Taxane Docetaxel und Cabazitaxel ebenso wie die gegen den Androgenrezeptor gerichteten Substanzen (ARTA) Abirateron und Enzalut­amid haben das Überleben beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom deutlich verbessert. „Allerdings sprechen einige Patienten, die zuvor unter Enzalutamid progredient wurden, nicht mehr auf Abirateron an und umgekehrt“, konstatierte der Urologe Professor Dr. Christian Wülfing­, Asklepios Klinik Altona in Hamburg.

Anders Cabazitaxel, das unabhängig von einem vorherigen Progress unter Docetaxel, Enzalutamid oder Abirateron effekt ist. In der CARD-Studie verglichen Forscher daher Wirksamkeit und Sicherheit dieses Taxans mit Abirateron bzw. Enzalut­amid bei Männern mit metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinomen, die zuvor Docetaxel und das jeweils andere ARTA erhalten hatten.

Die Multicenter-Studie umfasste 255 Patienten, die innerhalb von maximal zwölf Monaten nach einer Behandlung mit einem der beiden ARTA progredient geworden waren. „Damit handelt es sich um ein primär hormonresistentes Kollektiv“, erläuterte Prof. Wülfing. Alle Männer hatten vor oder nach ARTA bereits mindestens drei Zyklen Docetaxel erhalten. Patienten im Cabazitaxel-Arm wiesen zu Studienbeginn einen PSA-Wert von median 264,4 ng/ml auf, die im Vergleichsarm von 232,9 ng/ml.

Die mediane Therapiedauer unter Cabazitaxel fiel mit 22 Monaten nahezu doppelt so lang aus wie im Vergleichsarm (12,5 Monate). Unter Abirateron oder Enzalutamid war ein Krankheitsprogress mit 71 % ein sehr viel häufigerer Grund für das Absetzen der Behandlung als unter Cabazitaxel mit nur knapp 44 %.

PFS unabhängig von Alter, Metastasen und Gleason-Score

Durch Cabazitaxel verdoppelte sich das radiologische progressionsfreie Überleben auf 8,0 Monate (vs. 3,7 Monate; Hazard Ratio [HR] 0,54; p < 0,001). Der Vorteil erstreckte sich über alle evaluierten Subgruppen. ARTA-Gabe vor oder nach Docetaxel, Alter, viszerale Metastasierung oder Gleason-Score beeinflussten ihn nicht. Auch das Gesamt­überleben fiel mit 13,6 Monaten unter dem Taxan signifikant länger aus als unter einem ARTA mit nur 11,0 Monaten (HR 0,64; p = 0,008). „Insgesamt zeigte sich ein deutlicher Nutzen von Cabazitaxel im Vergleich zum zweiten ARTA“, kommentierte der Experte.

Ähnliche Verträglichkeit

In puncto Verträglichkeit fielen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Studienarmen auf. Die Rate unerwünschter Ereignisse vom Grad 3 und höher betrug 56,3 % bzw. 52,4 %, die schwerwiegender Nebenwirkungen etwa 38 %. Allerdings unterschied sich die Art der Nebenwirkungen: Febrile Neutropenien entwickelten sich nur unter Cabazitaxel. Sie waren aber mit einer Rate von 3,2 % selten. Schmerzen und Beschwerden am Bewegungsapparat sowie kardiale Ereignisse kamen dagegen unter antihormoneller Therapie häufiger vor (5,6 % vs. 1,6 % bzw. 4,8 % vs. 0,8 %). Unerwünschte Ereignisse verursachten im Cabazitaxel-Arm in ca. 20 % und im Vergleichsarm in etwa 9 % der Fälle einen Behandlungsabbruch.

Bei weiteren Endpunkten wie PSA-Ansprechen (35,7 % vs. 13,5 %), objektiver Ansprechrate (36,5 % vs. 11,5 %) und Schmerzlinderung (45,0 % vs. 19,3 %) war das Taxan ebenfalls der Kontrolle überlegen. Es verzögerte zudem das Auftreten symptomatischer skelettaler Ereignisse: Die Zeit bis zum ersten Vorfall betrug im Vergleichsarm 16,7 Monate, unter Cabazitaxel ist der Median noch nicht erreicht (HR 0,59; p = 0,05). Die Ergebnisse sprechen für die bevorzugte Gabe von Cabazitaxel in der Sequenz­therapie bei Patienten, die zuvor Docetaxel und ein ARTA erhalten haben, schloss Prof. Wülfing.

Quelle: Wülfing C et al. DGHO Jahrestagung 2020 virtuell; Abstract 193

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