
Kastrationsresistentes Prostatakarzinom: Antiandrogen senkt Metastasierungsrisiko

Patienten mit einem kastrationsresistenten Prostatakarzinom (nmCRPC) sind vergleichsweise selten. Aber es gibt sie, betonte Privatdozent Dr. Martin Bögemann, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Münster. Definiert ist das nmCRPC über einen Anstieg des PSA-Wertes unter Androgendeprivationstherapie (ADT) bei suffizienter Testosteronsuppression. Darüber hinaus dürfen keine Metastasen im Knochenszintigramm, Computertomogramm oder MRT nachgewiesen werden.
Metastasen verhindern
Die PSA-Verdopplungszeit (PSA-DT) ist kurz, liegt unter zehn Monaten, und die Patienten sind meist asymptomatisch. Das Risiko für eine Metastasierung und die damit einhergehende Morbidität sei jedoch „exorbitant“ hoch, so Dr. Bögemann. Ziel sei es, die Metastasierung hinauszuzögern und die metastasenfreie Überlebenszeit (MFS) zu verlängern, erläuterte der Experte.
Mit den neuen Anti-Androgenen bieten sich hier Perspektiven. Er verwies auf die SPARTAN- und die PROSPER-Studie, die mit Apalutamid bzw. Enzalutamid durchgeführt wurden und die gezeigt haben, dass sich das MFS tatsächlich durch den Einsatz dieser Substanzen signifikant verlängern lässt. Mit Darolutamid komme eine dritte Substanz dazu. Während sich Enzalutamid und Apalutamid in ihrer Molekülstruktur ähnlich sind, hat Darolutamid eine andere Struktur, was erklären könnte, warum der Wirkstoff die Blut-Hirn-Schranke weniger penetriert und weniger Interaktionen auslöst. „Wir gehen daher davon aus, dass Darolutamid ein sehr günstiges Nebenwirkungsspektrum hat, insbesondere weniger ZNS-Toxizität induziert“, so Dr. Bögemann.
Die Ergebnisse der randomisierten Phase-3-Studie ARAMIS weisen in diese Richtung: Insgesamt wurden 1509 Patienten mit nmCRPC mit Darolutamid versus Placebo, jeweils plus ADT, behandelt. Die Auswertung zeigt für den primären Studienendpunkt – das metastasenfreie Überleben – einen signifikanten Vorteil zugunsten der Kombination mit Darolutamid: Das relative Metastasierungsrisiko wurde um mehr als die Hälfte gesenkt (HR 0,41; p < 0,001). Dabei erreichten die mit Darolutamid behandelten Patienten ein medianes MFS von 40,4 Monaten versus 18,4 Monate im Kontrollarm. Die Auswertung der Subgruppen ergab konsistente Ergebnisse.
Weitere Vorteile bestätigt
Therapieabbruchrate bleibt auf Niveau der Kontrolle
Die ersten Überlebensdaten zeigen eine relative Reduktion des Sterberisikos um 29 % (HR 0,71; p = 0,0452), was derzeit – da es sich um eine Interimsanalyse handelt – noch nicht statistisch signifikant ist, aber laut Referent in die „richtige Richtung“ geht.Die Verträglichkeit des Präparats ist sehr vielversprechend, betonte Dr. Bögemann. Die Nebenwirkungsrate war durch die zusätzliche Gabe von Darolutamid nicht substanziell erhöht. Ausdruck dessen sei auch, dass die Therapieabbruchrate mit 8,9 % im gleichen Bereich lag wie im Kontrollarm mit 8,7 % und dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität erhalten blieb, sagte der Experte. Darolutamid ist derzeit in Europa nicht für die Behandlung des nmCRPC zugelassen. Aufgrund der positiven Ergebnisse der ARAMIS-Studie werde die Zulassung aber erwartet, so Dr. Bögemann.
Quelle: 71. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).