Mit der PARP-Inhibition gegen Prostatakrebs?

Birgit-Kristin Pohlmann

PROfound war die erste positive Phase-3-Studie beim mCRPC, die biomarkerbasiert eine zielgerichtete Therapie prüfte. PROfound war die erste positive Phase-3-Studie beim mCRPC, die biomarkerbasiert eine zielgerichtete Therapie prüfte. © iStock/Design Cells

Die PARP-Inhibition ist möglicherweise auch eine Option beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom. Hierzu liegen erste positive Daten einer Phase-3-Studie vor. BRCA1/2- und ATM-mutierte Patienten profitieren offenbar besonders stark.

Das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom (mCRPC) ist eine molekular heterogene Erkrankung. Etwa ein Drittel der Patienten weist Alterationen in DNA-Reparaturgenen auf, die direkt oder indirekt bei der homologen Rekombination (HRR) eine Rolle spielen. Dazu gehören insbesondere BRCA1, BRCA2 und ATM, ein Enzym im Zellkern, erklärte Professor Dr. Maha ­Hussain vom Robert H. Lurie Comprehensive Cancer Center in Chicago.

Zugleich sei das mCRPC trotz deutlicher therapeutischer Fortschritte weiterhin eine Erkrankung mit einem hohen medical need. PROfound ist die erste positive Phase-3-Studie beim mCRPC, die eine zielgerichtete Behandlung bei einem Patientenkollektiv untersucht, das anhand von Biomarkern selektiert wurde, erläuterte die Referentin.

Zugrundeliegende Mutation bestimmte Kohorteneinteilung

Vor diesem Hintergrund startete die Studie, in der Wirksamkeit und Sicherheit des PARP-Inhibitors Olaparib bei besagten Patienten untersucht wurden. Die eingeschlossenen fast 400 Teilnehmer waren mit einer gegen den Androgenrezeptor gerichteten Substanz (ARTA) vorbehandelt. Zudem lag bei allen eine Alteration eines HRR-Gens vor, die mit einem validierten HRR-Assay nachgewiesen worden war.

Die Patienten wurden in zwei Kohorten eingeteilt:

  • In Kohorte A (n = 245) befanden sich die Teilnehmer mit Mutationen in BRCA1, BRCA2 oder ATM.
  • Kohorte B (n = 142) umfasste Personen mit selteneren Veränderungen in anderen HRR-Genen.

Nach einer 2:1 Randomisierung wurden die Patienten mit Olaparib versus Abirateron bzw. Enzalutamid behandelt – jeweils bis zum radiologischen Progress. Primärer Studien­endpunkt war das radiologische progressionsfreie Überleben (rPFS) in Kohorte A. Gut 60 % der Teilnehmer waren bereits mit einem Taxan und knapp 20 % sowohl mit Abirateron als auch Enzalutamid vorbehandelt, erläuterte Prof. Hussain.

Bei insgesamt guter Verträglichkeit des PARP-Inhibitors zeigten sich klare Wirksamkeitsvorteile für Olaparib. Besonders deutlich profitierten die Patienten in Kohorte A. Hier blieben die Teilnehmer unter der Prüfmedikation median 7,39 Monate progressionsfrei versus 3,55 Monate im Kontrollarm (HR 0,34; p < 0,0001). Nach einem Jahr waren noch 28,1 % der Olaparibgruppe am Leben, aber nur 9,4 % im Kontrollarm.

Die objektive Ansprechrate lag in Kohorte A im Prüfarm mit 33,3 % signifikant höher als im Kontrollarm mit 2,3 % (OR 20,86; p < 0,0001). Die mediane Zeit bis zur Schmerzprogression war unter PARP-Inhibition zum Auswertungszeitpunkt noch nicht erreicht (vs. 9,92 Monate; HR 0,44; p = 0,0192).

rPFS-Benefit auch im gesamten Studienkollektiv

Die Auswertung der Gesamtpopulation (Kohorte A+B) ergab ebenfalls einen signifikanten medianen rPFS-Vorteil für die Teilnehmer unter Prüfmedikation (5,82 Monate vs. 3,52 Monate; HR 0,49; p < 0,0001). Nach einem Jahr waren hier noch 22,13 % der Olaparib-Gruppen progressionsfrei versus 13,47 % in den Kontrollarmen.

Überleben verlängert sich auf bis zu 18,5 Monate

Die Zwischenauswertung zeigt bereits klare Überlebensvorteile für die Olaparibgabe, obwohl mehr als 80 % der Patienten in den beiden Kontrollarmen bei Progression auf den PARP-Hemmer umgestellt worden waren, betonte die Expertin. Insgesamt (Kohorte A+B) überlebten die Personen in den Verum­armen im Median 17,51 Monate (vs. 14,26 Monate; HR 0,67; p = 0,0063); in Kohorte A waren es sogar 18,50 Monate (vs. 15,11 Monate; HR 0,64; p = 0,0173). Nach einem Jahr waren in Kohorte A noch 73,07 % der Olaparib-Patienten am Leben versus 56,94 % im Kontroll­arm. Abschließend präsentierte Prof. Hussain Daten aus einer explorativen Auswertung. Diese demonstriert: Personen mit BRCA2-Mutation könnten besonders deutlich von der PARP-Inhibition profitieren. 

Quelle:
Hussain M et al. ESMO 2019; Abstract LBA12_PR
ESMO-Kongress 2019

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PROfound war die erste positive Phase-3-Studie beim mCRPC, die biomarkerbasiert eine zielgerichtete Therapie prüfte. PROfound war die erste positive Phase-3-Studie beim mCRPC, die biomarkerbasiert eine zielgerichtete Therapie prüfte. © iStock/Design Cells