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Gebrechliche Prostata

Bei älteren gebrechlichen Männern mit einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) sollte man sich gut überlegen, ob eine symptomatische medikamentöse Therapie begonnen bzw. fortgeführt werden soll. Denn einer Untersuchung von Dr. SCOTT BAUER von der University of California in San Francisco und Kollegen zufolge profitieren sie möglicherweise nicht mehr davon und müssen mit vermehrten Nebenwirkungen rechnen.
3.047 Männer zwischen 50 und 89 Jahren mit BPH und mittelschweren bis schweren Harnwegssymptomen (LUTS) wurden in der Studie über im Mittel vier Jahre nachverfolgt. In diesem Zeitraum erhielten die Teilnehmer Doxazosin, Finasterid, eine Kombination beider Medikamente oder Placebo. 745 Männer (24 %) waren noch relativ fit, 1.824 (60 %) wurden als „prä-gebrechlich“ klassifiziert und 478 als gebrechlich.
Erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen
Während der Nachbeobachtungszeit kam es bei den gebrechlichen Männern trotz der Medikation deutlich häufiger zu einer Progression der BPH. Die Rate an BPH-assoziierten Ereignissen (vor allem LUTS-Progression, aber auch akute Harnretention, Inkontinenz, Harnwegsinfekte etc.) lag bei ihnen bei 4 pro 100 Personenjahren, bei den rüstigen Männern dagegen bei nur 2,2/100 Personenjahren.
Bei den gebrechlichen und prä-gebrechlichen Männern wurde zudem ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen der Medikamente beobachtet (ajustierte Hazard Ratio 1,81 bzw. 2,86 im Vergleich zu den rüstigen Herren). Dies galt für alle Therapieregimes gleichermaßen einschließlich der Placebogruppe, was wahrscheinlich die erhöhte Morbidität und Mortalität der gebrechlichen Teilnehmer widerspiegelt.
Mit zunehmender Gebrechlichkeit scheint es somit zu einer Progression der Prostatahyperplasie mit zunehmenden LUTS zu kommen, die nicht auf die üblichen Medikamente ansprechen. In weiteren Studien sollte untersucht werden, über welche Mechanismen LUTS bei Gebrechlichkeit vermittelt werden und inwieweit die BPH bzw. die angewendeten Medikamente damit überhaupt etwas zu tun haben, schreiben die Autoren.
Quelle: Bauer SR et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2134427; DOI: 10.1001/ jamanetworkopen.2021.34427
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