
Die Frage nach der Dauer

Seit den 1990er-Jahren haben Forschende in mehreren randomisierten Studien belegt, dass sich die Prognose von Männern mit lokalisiertem Prostatakarzinom und intermediärem bzw. hohem Risiko verbessert, wenn sie zusätzlich zu einer Radiatio in konventioneller Dosis (≤ 70 Gray) eine Androgendeprivation (ADT) erhalten. Evidenz gibt es auch für eine Hochdosisstrahlentherapie – daher stellt sich die Frage, ob die ADT in diesem Setting von Vorteil ist und, wenn ja, wie lange sie dauern sollte.
Vor diesem Hintergrund verglichen Dr. Almudena Zapatero vom Hospital Universitario de La Princesa in Madrid und ihr Team in der offenen, randomisierten Phase-3-Studie DART 01/05 erstmals zwei ADT-Regime zusätzlich zur Hochdosisstrahlentherapie (≥ 76 Gray; mediane Dosis 78 Gray) miteinander1: Die 355 Patienten erhielten entweder
- eine Kurzzeit-ADT für vier Monate, bestehend aus einem Androgenrezeptor-Inhibitor – zwei Monate neoadjuvant Flutamid oder Bicalutamid – und dem GnRH-Analogon Goserelin – zwei Monate neoadjuvant und zwei Monate in Kombination mit der Bestrahlung – oder
- eine Langzeit-ADT: Hier wurde im Verlauf die Behandlung mit Goserelin alle drei Monate für weitere 24 Monate fortgesetzt.
Einschlusskriterien der Studie
Die Teilnehmer hatten ein histologisch bestätigtes Adenokarzinom der Prostata im Stadium T1c-T3, keine Lymphknoten- oder Fernmetastasen, ein intermediäres oder hohes Risiko, einen PSA-Wert von unter 100 ng/ml und einen Karnofsky-Performance-Score von wenigstens 70 %.
Bedeutsamer Unterschied nur bei hohem Risiko
In einer vorangegangenen Analyse der Studie hatte sich für die Langzeit- vs. Kurzzeit-ADT eine signifikante Verbesserung der Fünf-Jahres-Überlebensrate ergeben (95 % vs. 86 %; p = 0,009). Diese Überlegenheit wurde in der aktuellen, finalen Zehn-Jahres-Analyse nicht bestätigt. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 119,4 Monaten betrug die Überlebensrate in der Gruppe mit Langzeit-ADT gegenüber Personen, die kürzer behandelt worden waren, 78,4 % vs. 73,3 % (p = 0,40). Hinsichtlich des Überlebens ohne biochemischem Rezidiv und des metastasenfreien Überlebens zeigte sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied.
In der Subgruppe mit hohem Risiko betrug in der Zehn-Jahres-Analyse
- das Gesamtüberleben mit Langzeit- vs. Kurzzeit-ADT (n = 92 bzw. n = 96) 78,5 % vs. 67,0 % (p = 0,054),
- das Überleben ohne biochemischem Rezidiv 67,2% vs. 53,7% (p = 0,73) und
- das metastasenfreie Überleben 76,6 % vs. 65,0 % (p = 0,82).
Demnach gab es hier zumindest einen klinisch bedeutenden Vorteil für die Langzeit-ADT bei allen drei Endpunkten von 11,5 %, 13,5 % bzw. 11,6 %. In der Subgruppe mit intermediärem Risiko (n = 85 bzw. n = 81) ließ sich hingegen kein Unterschied feststellen.
Dauer der ADT hängt vom Risiko ab
Prof. Dr. Juanita Crook von der University of British Columbia in Kelowna kommt in einem begleitenden Kommentar zu dem Schluss, dass die Zehn-Jahres-Daten der Studie bei Männern mit hohem Risiko den Einsatz einer Langzeit-ADT in Kombination mit einer modernen Hochdosisstrahlentherapie stützen. Für Erkrankte mit intermediärem Risiko sieht sie hingegen die bestehende Empfehlung bestätigt, nach der die ADT auf 4–6 Monate beschränkt werden sollte.
1. Zapatero A et al. Lancet Oncol 2022; 23: 671-681; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00190-5
2. Crook J. Lancet Oncol 2022; 23: 558-560; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00223-6
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).