Prostatakrebs: Oraler GnRH-Antagonist punktet in der Androgendeprivationstherapie

Dr. Miriam Sonnet

Ein Vorteil besteht darin, dass der GnRH-Antagonist oral eingenommen werden kann. (Agenturfoto) Ein Vorteil besteht darin, dass der GnRH-Antagonist oral eingenommen werden kann. (Agenturfoto) © iStock/Mladen Zivkovic

GnRH-Analoga sind Mittel der Wahl beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom. Doch initial schnellt nach der Gabe Testosteron in die Höhe und sinkt erst danach. Eine Alternative bieten GnRH-­Antagonisten, wovon nun eine orale Formulierung verfügbar ist.

Bislang kamen GnRH*-Antagonisten beim fortgeschrittenen Prostata­karzinom als monatliche Injektion zum Einsatz, doch sie bergen ein hohes Risiko für Nebenwirkungen an der Injektionsstelle. Relugolix, ein neuer Wirkstoff, wird hingegen oral eingenommen. Inwiefern sich Effektivität und Sicherheit von Relugolix von dem bisherigen Standard – dem GnRH-Analogon Leuprorelin – unterscheiden, untersuchten Forscher um Dr. Neal D. Shore, Carolina Urologic Research Center, Myrtle Beach, in der Phase-3-Studie HERO.

Testosteronspiegel schnell und anhaltend gesenkt

Die Therapie (s. Kasten) beendeten 90,2 % des Prüf­arms und 89 % der Kontrolle. Eine Testosteron­suppression unterhalb des Kastrationslevels von 50 ng/dl erlangten nach 48 Wochen 96,7 % vs. 88,8 %. Mit einer Differenz von 7,9 Prozentpunkten (95%-KI 4,1–11,8) war Relugolix somit Leuprorelin nicht unterlegen. Die Autoren gehen noch einen Schritt weiter: Der Antagonist war überlegen, da die untere Grenze des Konfidenzintervalls größer als 0 ausfiel (p < 0,001).

Studiendesign

Im Prüfarm erhielten 622 Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom nach einer initialen Loadingdosis von 360 mg einmal täglich 120 mg Relugolix. In der Kontrolle wurde den 308 Patienten 22,5 mg Leuprorelinacetat alle drei Monate injiziert bzw. in Japan und Taiwan 11,25 mg. Die Therapiedauer betrug jeweils 48 Wochen.

Auch bei den sekundären Endpunkten zeigte sich Relugolix effektiver (p < 0,001). Diese umfassten u.a. die kumulative Wahrscheinlichkeit der Kastration an Tag 4 (56 % vs. 0 %) und an Tag 15 (98,7 % vs. 12 %) sowie die Testosteronsuppression unter das niedrige Kastrations­level von < 20 ng/dl an Tag 15 (78,4 % vs. 1 %). Zudem sank das Hormon schnell. Bereits am vierten Tag betrug der mittlere Spiegel 38 ng/dl­ und blieb während der Behandlung erhalten. Im Gegensatz dazu erhöhte sich im Leuprorelinarm der mittlere Testosteronwert zuerst auf 625 ng/dl­ an Tag 4, bevor er an Tag 29 aufs Kastrationslevel sank. 90 Tage nach Therapie­ende betrugen die mittleren Spiegel bei den nachbeobachteten 184 Patienten 288,4 ng/dl im Prüfarm und 58,6 ng/dl in der Kontrollgruppe. Insgesamt traten Nebenwirkungen ähnlich häufig auf. Unter Relugolix kam es jedoch seltener zu schweren kardiovaskulären Ereignissen. Nach 48 Wochen fiel das Risiko dafür im Prüfarm um 54 % geringer aus (2,9 % vs. 6,2 %).

90 % wiesen kardiovaskuläre Risikofaktoren auf

Das ist laut den Wissenschaftlern besonders erwähnenswert, da kardiovaskuläre Ereignisse ein Drittel aller Todesfälle bei Männern mit Prostatakrebs ausmachen und damit die häufigste Todesursache in diesem Kollektiv darstellen. Insbesondere die Patienten mit mindestens einem bestehenden kardiovaskulären Risikofaktor profitierten, was in der Studie immerhin 90 % ausmachten. Auch die Therapieadhärenz von 99 % sei hervorzuheben, so die Autoren. Sie fiel jedoch in beiden Armen gleich hoch aus.

* Gonadotropin-Releasing-Hormon

Quelle: Shore ND et al. N Engl J Med 2020; 382: 2187-2196; DOI: 10.1056/NEJMoa2004325

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Ein Vorteil besteht darin, dass der GnRH-Antagonist oral eingenommen werden kann. (Agenturfoto) Ein Vorteil besteht darin, dass der GnRH-Antagonist oral eingenommen werden kann. (Agenturfoto) © iStock/Mladen Zivkovic