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Prostatakrebs: Hydrogel-Spacer schützt vor rektalen Strahlenschäden

Die Radiotherapie ist eine wichtige Behandlungssäule für Patienten mit Prostatakarzinom. Trotz verfeinerter Methoden lassen sich Strahlenschäden am Enddarm oft nicht vermeiden. Grund ist der geringe Organabstand von nur zwei bis drei Millimetern. Das Rektum gilt als vulnerabel, was die Möglichkeit limitiert, die Strahlendosis zu eskalieren und damit eventuell bessere Therapieergebnisse zu erzielen.
Abhilfe soll ein Hydrogel schaffen, das Ärzte unter sonographischer Kontrolle injizieren und zwischen der Vorderwand des Rektums und der Prostata platzieren. Der Abstand zwischen den beiden Organen lässt sich so um etwa einen Zentimeter vergrößern. Der Spacer bleibt für die typische Dauer der Behandlung von zwei bis drei Monaten stabil. Anschließend löst er sich auf und lässt sich nach einem halben Jahr nicht mehr nachweisen.
Rektale Strahlendosis um zwei Drittel verringert
US-amerikanische Wissenschaftler um Dr. Larry E. Miller, Miller Scientific, Johnson City, untersuchten nun, inwiefern ein solches Hydrogel die rektale Strahlenbelastung verringern kann. In die Metaanalyse gingen sieben Publikationen mit insgesamt 1011 Prostatakarzinom-Patienten ein. Die Artikel umfassten eine randomisierte klinische Untersuchung sowie sechs Kohortenstudien. Insgesamt 486 Männer waren vor der Radiatio mit einem Spacer versorgt worden. 525 Betroffene hatten diesen nicht erhalten.
Verglichen mit der Kontrolle wiesen Patienten mit Hydrogel im Studienmittel eine um 66 % signifikant verringerte rektale V70-Stahlendosis auf, schreiben die Autoren. Innerhalb der ersten drei Monate litten etwa gleich viele Teilnehmer beider Gruppen unter rektalen Toxizitäten vom Schweregrad zwei oder höher. Während der längeren Nachbeobachtungszeit von Median 38 Monaten reduzierte sich jedoch das Risiko von solchen Nebenwirkungen um 77 %: Die Inzidenzen betrugen 1,5 % mit Hydrogel gegenüber 5,7 % in den Kontrollen (Risk Ratio 0,23; p = 0,05). Betrachteten die Forscher Nebenwirkungen aller Schweregrade, so verringerte sich das Risiko sowohl von frühen (20,5 % versus 29,5 %) als auch von späten (4,8 % vs. 16,2 %) Toxizitäten signifikant. Zudem berichteten die Patienten während der längeren Nachbeobachtung über eine verbesserte Lebensqualität. Im frühen Follow-up gab es diesbezüglich keine Unterschiede.
Die Autoren bescheinigen dem Hydrogel-Spacer einen klaren Nutzen bei guter Verträglichkeit. Möglicherweise seien die positiven Effekte sogar noch ausgeprägter, als es die Metaanalyse aufgrund der begrenzten Dauer der eingeschlossenen Studien sichtbar machen könne. Denn es sei bekannt, dass rektale Beschwerden nach intensiver Prostatabestrahlung über fünf Jahre hinweg ansteigen, bevor sie ein Plateau erreichen.
Quelle: Miller LE et al. JAMA Network Open. 2020; 3: e208221; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.8221
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