Doppelte Gefahr fürs Herz

Dr. Miriam Sonnet

GnRH-Agonisten geben dem Herzen den Rest. GnRH-Agonisten geben dem Herzen den Rest. © Olivka888 – stock.adobe.com

So viel ist klar: Personen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD). Werden sie dann, zum Beispiel im Zuge eines Prostatakarzinoms (PCa), noch mit GnRH-Agonisten behandelt, treibt dies die schwierige Stoffwechsellage weiter an. Denn die Substanzen können mehrere Probleme verursachen, darunter Dyslipidämie und Insulinresistenz.

Forschende um E Lin, King’s College London, untersuchten in einer populationsbasierten Studie bei Männern mit Typ-2-Diabetes, inwiefern GnRH-Exposition und PCa-Diagnose per se mit einem erhöhten CVD-Risiko einhergehen. 

Eingeschlossen waren Personen mit Typ-2-Diabetes aus dem Swedish National Diabetes Register, das auch Informationen zu u.a. Bluthochdruck und Hyperlipidämie enthält. Die Daten zur PCa-Diagnose stammten aus der schwedischen Prostatakrebs-Datenbank. Die Studienautor:innen bildeten zwei Kohorten: In die erste waren Typ-2-Diabetiker mit PCa eingeschlossen, egal ob sie GnRH-Agonisten erhielten oder nicht. Als Vergleich dienten Patienten ohne PCa. Die zweite Kohorte umfasste ausschließlich PCa-Betroffene mit vs. ohne ­GnRH-Agonistenexposition. Primärer Endpunkt war u.a. eine 10%ige Erhöhung im Fünf-Jahres-CVD-Risikoscore.

In Kohorte 1 waren 5.714 Patienten mit PCa und 28.445 Männer ohne entsprechende Diagnose eingeschlossen. Kohorte 2 beinhaltete 4.152 Personen mit PCa, darunter 692 mit und 3.460 ohne GnRH-Agonistenexposition. Das geschätzte Fünf-Jahres-CVD-Risiko war erhöht für:

  • Männer mit PCa, die GnRH-Agonisten erhielten, im Vergleich zu solchen ohne PCa (HR 1,25 für eine 10%ige Steigerung des Scores)
  • PCa-Patienten, unabhängig von der GnRH-Exposition im Vergleich zu Diabetikern ohne PCa (HR 1,07)
  • PCa-Erkrankte mit vs. ohne ­GnRH-Therapie (HR 1,53).

Männer, die die Medikamente erhielten, wiesen einen geringeren Blutdruck auf als solche ohne PCa (HR 0,70) und als Betroffene mit PCa, aber ohne GnRH-Agonistenbehandlung (HR 0,68).

Patienten mit Typ-2-Diabetes, die GnRH-Agonisten bekamen, hatten in der elfjährigen Follow-up-Periode ein um 26 % erhöhtes Risiko für eine 10%ige Steigerung des geschätzten Fünf-Jahres-CVD-Risikoscores als Typ-2-Dia­betiker ohne PCa, resümieren die Autor:innen. Auch war das Risiko bei Personen mit Typ-2-Diabetes, PCa und ­GnRH-Agonisten-Exposition um 52 % höher als bei Typ-2-Dia­betikern mit PCa, aber ohne die Therapie. Das gesteigerte geschätzte Fünf-Jahres-CVD-Risiko durch ­GnRH-Agonisten beobachteten die Forschenden bereits nach einem Jahr der Exposition. Die Substanzen sollten bei Personen mit Typ-2-Dia­betes vorsichtig eingesetzt werden. Außerdem sollte man CVD-Risikofaktoren wie erhöhte Blutglukosewerte und abnorme Lipidkonzentrationen monitoren und kontrollieren, lautet ihre Empfehlung.

Quelle: Lin E et al. JAMA Netw Open. 5:e2225600; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.25600

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