
Zusätzliches Abirateron zum SOC verschafft Männern mit mCSPC einen Vorteil

Patienten mit metastasiertem kastrationssensitivem Prostatakarzinom (mCSPC) erhalten standardmäßig eine Androgendeprivationstherapie (ADT) zusammen mit entweder Docetaxel, einer Hormonbehandlung oder einer Bestrahlung. Es stellt sich nun die Frage, ob das Zusammenfügen der diversen Konzepte einen klinischen Vorteil bringt und – falls dem so sein sollte – welches sich davon am besten für das de novo mCSPC eignet. Prof. Dr. Dr. Karim Fizazi vom Institut Gustave Roussy, Villejuif, und Kolleg:innen prüften daher in der Phase-3-Studie PEACE-1, ob sich die Prognose durch die Gabe von Abirateron plus Prednison mit oder ohne Radiatio zusätzlich zum Standard of Care (SOC) verbessert.
Die 1.173 Teilnehmer mit mCSPC erhielten 1:1:1:1 randomisiert:
- eine ADT +/- intravenöses Docetaxel (SOC)
- SOC + Radiatio
- SOC + Abirateron
- SOC + Bestrahlung + Abirateron
Die Wirksamkeit wurde zunächst in der Gesamtpopulation evaluiert und dann bei denjenigen Patienten, die eine ADT + Docetaxel erhalten hatten. Da es in beiden Kohorten keine Interaktion zwischen Abirateron- und Radiotherapie in Bezug auf die verschiedenen Studienendpunkte gab, poolten die Forschenden die Gruppen zu
- SOC ohne Abirateron (+/- Bestrahlung) und
- SOC plus Abirateron (+/- Bestrahlung).
In der Gesamtpopulation waren sowohl radiographisches PFS (HR 0,54; p < 0,0001) als auch OS (HR 0,82; p = 0,030) unter den Teilnehmern mit Abiraterontherapie länger als bei denjenigen, die die Substanz nicht erhalten hatten. Ähnliche HR berechneten die Wissenschaftler:innen für die ADT/Docetaxel-Kohorte (PFS: HR 0,50; OS: HR 0,75). Hier verzögerte die Addition von Abirateron auch die Kastrationsresistenz (HR 0,38; p < 0,0001) und das prostatakrebsspezifische Überleben wurde verlängert (HR 0,69; p = 0,0062).
Neuer Standard für das de novo mCSPC in Sicht
In der ADT/Docetaxel-Population entwickelten 63 % bzw. 52 % der Männer mit bzw. ohne zusätzliches Abirateron Nebenwirkungen von mind. Grad 3. Eine Hypertonie trat mit 22 % vs. 13 % unter der Substanz häufiger auf. Sie erhöhte aber nicht die Raten von (febrilen) Neutropenien, Fatigue oder Neuropathien.
ADT/Docetaxel plus Abirateron könnte sich zum neuen SOC für das de novo mCSPC etablieren, schlussfolgern die Autor:innen. In PEACE-1 profitierten Personen mit High-Volume-Prostatakrebs klar von der zusätzlichen Abiraterongabe. Für eine Low-Volume-Erkrankung zeigte sich ein positiver Trend beim PFS; Daten zum OS waren noch nicht reif. Die Ärzt:innen betonen, dass man im Fall einer Low-Volume-Erkrankung die Entscheidung, ob zwei oder drei Substanzen eingesetzt werden, gut durchdenken sollte – v.a. im Hinblick darauf, ob der PFS-Vorteil tatsächlich eine Therapieintensivierung rechtfertigt.
Quelle: Fizazi K et al. Lancet 2022; 399: 1695-1707; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00367-1
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