Weniger Rezidive mitCheckpoint-Inhibitor nach platinbasierter Chemotherapie

ESMO 2021 Friederike Klein

Aufgrund eines Rückfalls erhielten rund zwei Drittel der Erkrankten eine weitere systemische Behandlung. Aufgrund eines Rückfalls erhielten rund zwei Drittel der Erkrankten eine weitere systemische Behandlung. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen

Bei bis zu 60 % der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs der Stadien I–III kommt es zum Rezidiv. Und das, obwohl diese zuvor eine kurativ intendierte Therapie inklusive Resektion und adjuvanter platinbasierter Chemotherapie erhalten haben. Das Rückfallrisiko senken könnte ein Regime mit dem Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab.

Bereits aus der Interimsanalyse von IMpower010­ ließ sich der positive Effekt einer zeitlich begrenzten Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab ableiten.1 Tiefer in die Materie tauchte an diesem Abend Professor Dr. Enriqueta­ Felip­ ein, Lung Cancer Unit, Oncology Department, Vall d’Hebron University Hospital, Barcelona, als sie neue Ergebnisse der randomisierten, offenen Phase-3-Multicenterstudie präsentierte.2,3

An IMpower010­ hatten 1.280 Erwachsene mit einem komplett resezierten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) der Stadien IB (≥ 4 cm) bis IIIA teilgenommen. In einem ersten Schritt durchliefen diese maximal vier Zyklen einer platinhaltigen Chemotherapie. 1.005 von ihnen sprachen auf die Behandlung an und wurden einem Regime mit 1.200 mg Atezolizumab alle 21 Tage für 16 Zyklen oder einer bestmöglichen supportiven Therapie inkl. regelmäßiger Nachsorge und Bildgebung randomisiert.

Primärer Endpunkt bildete das krankheitsfreie Überleben, das die Forscher hierarchisch testeten: zunächst bei Patienten mit Stadium-II/IIIA-Tumoren und PD-L1-Expression auf mindestens 1 % der Tumorzellen, dann in der Gesamtgruppe mit Stadium-II/IIIA-Tumoren und schließlich in der Intention-to-Treat-kohorte (IB–IIIA).

In allen Analysen schnitten Erkrankte unter Atezolizumab besser ab, berichtete Prof. Felip. Am deutlichsten fiel der Vorteil für Patienten mit PD-L1-Expression von mindestens 1 % aus: Das mediane krankheitsfreie Überleben hatte man im Prüf­arm nach median 32,8 Monaten noch nicht erreicht, während es unter der Supportivtherapie median 35,3 Monaten betrug (stratifizierte HR 0,66; 95%-KI 0,50–0,88; p = 0,004). Am meisten profitierten Erkrankte mit einer noch ausgeprägteren PD-L1-Expression von mindestens 50 % (HR 0,43; 95%-KI 0,27–0,68).

Weitere positive Ergebnisse berichtete die Referentin bezüglich der Rezidivhäufigkeit, die unter dem Checkpoint-Inhibitor in der PD-L1-positiven Gruppe signifikant niedriger ausfiel (29,4 % vs. 44,7 %). Betrachtete man die Daten nach Lokalisation, fand sich der Vorteil primär für rein lokoregionäre Rezidive (47,9 % vs. 41,2 %). Fern- oder Hirnmetastasen traten in allen Populationen vergleichbar häufig in beiden Gruppen auf.

Bis zum Zeitpunkt eines Rezidivs vergingen bei Patienten mit Stadium II/IIIA und PD-L1-Expression von mindestens 1 % im Atezolizumab-Arm median 17,6 Monate, in der Kontrollgruppe median 10,9 Monate. In den beiden anderen Kohorten fiel der Unterschied laut Prof. Felip­ nicht signifikant aus.

Aufgrund eines Rückfalls erhielten rund zwei Drittel der Erkrankten eine weitere systemische Behandlung. Allerdings bekamen nur 32 % der Patienten in der Vergleichsgruppe eine Immuntherapie – zu wenig, fand Professor Dr. Benjamin­ Besse­ vom Institut Gustave Roussy in Villejuif.4 Er forderte, bessere Biomarker für das Ansprechen und die Prognose zu entwickeln, um nicht zu viele Betroffene zu behandeln, bei denen es gar nicht zu einem Rezidiv komme.

Langfristige Nebenwirkungen bleiben abzuwarten

Weiterhin gab er zu bedenken, dass man PD-L1 am resezierten Tumorgewebe bestimmt. Behandelt würden anschließend jedoch Mikrometastasen. Womöglich komme das Konzept der minimal-residuellen Erkrankung anhand der Tumor-DNA im Blut auch beim NSCLC infrage. In diesem Zusammenhang ebenfalls von Bedeutung könnten seiner Ansicht nach die Ergebnisse zum Gesamtüberleben nach zusätzlicher adjuvanter Therapie mit Atezolizumab sein. „Wir wollen in dieser Situation schließlich heilen“, so Prof. Besse.

Abzuwarten bleibe auch, welche langfristigen Nebenwirkungen der Immuntherapie auftreten. Ob eine neoadjuvante oder perioperative Immunchemotherapie möglicherweise noch wirksamer sei als eine adjuvante Sequenz von Chemotherapie und Immuntherapie, sollte man sich ebenfalls bei Patienten mit resektablem NSCLC fragen, schloss der Kollege. Entsprechende Studien laufen.

Quellen:
1. Wakelee H et al. 2021 ASCO Annual Meeting; Abstract 8500
2. Felip E. 2021 ESMO Congress; Abstract LBA9
3. Felip E et al. Lancet 2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02098-5
4. BeKongressbericht ESMO Congress 2021sse B. 2021 ESMO Congress; Presidential Symposium 3

Kongressbericht – ESMO Congress 2021

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Aufgrund eines Rückfalls erhielten rund zwei Drittel der Erkrankten eine weitere systemische Behandlung. Aufgrund eines Rückfalls erhielten rund zwei Drittel der Erkrankten eine weitere systemische Behandlung. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen