Reserzierbares NSCLC: Nivolumab zusätzlich zur Chemotherapie als sinnvolle Option

ASCO 2021 Katharina Arnheim

Mit Nivolumab hat sich erstmals eine Immuntherapie neoadjuvant als erfolgreich erwiesen. Mit Nivolumab hat sich erstmals eine Immuntherapie neoadjuvant als erfolgreich erwiesen. © iStock/sittithat tangwitthayaphum

Checkpoint-Inhibitoren dringen beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom jetzt auch in frühere Krankheitsstadien vor: In der Phase-3-Studie CheckMate ­816 steigerte Nivolumab ergänzend zu neoadjuvanter Chemotherapie die Rate pathologischer Komplettremissionen. Das operative Vorgehen wurde dabei nicht beeinträchtigt.

Standardvorgehen beim frühen operablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ist die Tumorresektion, ggf. gefolgt von einer adjuvanten Therapie. Dennoch erleiden viele Patienten einen Rückfall und entwickeln Fernmetastasen. In der Phase-3-Studie CheckMate 816 hat sich mit Nivolumab erstmals eine Immuntherapie in der Neoadjuvanz als erfolgreich erwiesen.1

Die Studie umfasste 358 Patienten mit operablem NSCLC im Stadium IB (≥ 4 cm) bis IIIA ohne onkogene Treibermutationen. Randomisiert erhielten sie drei Zyklen platinhaltige Chemotherapie mit oder ohne Nivolumab. Innerhalb von sechs Wochen nach Therapieende folgte die Operation, im Anschluss ggf. eine adjuvante Chemotherapie.

Zur pCR-Rate als primärem Endpunkt waren bereits positive Ergebnisse vorgestellt worden: Sie stieg durch die zusätzliche PD1-Blockade signifikant auf 24 % und war damit erheblich höher als unter alleiniger Chemotherapie mit nur 2,2 % (p < 0,0001). Zudem verbesserte Nivolumab die pathologische Remissionstiefe: Im Nivolumab-Arm betrug das residuelle Tumorvolumen in den Stadien IB/II und III 28 % bzw. 8 %, unter der Chemotherapie allein 79 % und 70 %. Professor Dr. Jonathan­ Spicer­ vom McGill University Health Center in Montreal stellte weitere Daten der Studie zu den chirurgischen Endpunkten vor.2

Im Prüfarm schlossen 94 %, in der Kontrolle 85 % der Teilnehmer die jeweilige neoadjuvante Therapie ab. 83 % bzw. 75 % wurden danach operiert. Die mediane Operationszeit war im Nivolumab-Arm mit 184 Minuten kürzer als im Kontroll­arm mit 217 Minuten. „Das zeigt, dass das chirurgische Vorgehen durch Nivolumab nicht erschwert wird“, kommentierte Prof. Spicer. Im Stadium III musste die geplante Operation bei 17 % bzw. bei 25 % der Patienten abgesagt werden. Die mediane Zeit bis zur Resektion bei den Operierten fiel ähnlich aus mit 5,3 Wochen und 5,0 Wochen.

Die Raten an R0-, R1- und R2-Resektionen waren ebenfalls ähnlich. R0-Resektionen gelangen unter Nivolumab-Zugabe in 83 %, unter alleiniger Chemotherapie in 78 % der Fälle. Thorakotomien waren in beiden Armen das häufigste chirurgische Vorgehen. Im Stadium IIIA war bei den zusätzlich mit Nivolumab behandelten Patienten häufiger ein minimal-invasiver Eingriff möglich als bei alleiniger Chemotherapie. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts war in beiden Armen mit zehn Tagen identisch.

Chirurgisch bedingte unerwünschte Ereignisse und postoperative Komplikationen traten im Nivolumab-Arm nicht häufiger auf. Die Nachbeobachtung der Studie wird fortgesetzt, um reife Daten zum ereignisfreien Überleben zu erheben. „Die Ergebnisse zur Sicherheit und zur Operation aus CheckMate 816 sprechen zusammen mit der signifikant verbesserten pCR-Rate für die zusätzliche Gabe von Nivolumab zur Chemotherapie. Die Kombination ist für Patienten mit resektablem NSCLC eine attraktive neoadjuvante Option“, resümierte Prof. Spicer.

Quellen:
1. Forde PM et al. AACR Annual Meeting 2021, Abstract CT003
2. Spicer J et al. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell), Abstract 8503; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.8503

Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).