Frühes NSCLC: Erst operieren, dann die Kinase hemmen

Friederike Klein

Das Risiko für eine erneute Krankheitsaktivität sinkt um 83 %. Das Risiko für eine erneute Krankheitsaktivität sinkt um 83 %. © iStock/Milena Shehovtsova

Bisher wird der Tyrosinkinasehemmer Osimertinib beim therapienaiven fortgeschrittenen NSCLC eingesetzt. Aber auch in früheren Stadien könnte dieser adjuvant zu einem verbesserten Therapieoutcome führen. So lautet das Ergebnis der ADAURA-Studie.

Osimertinib ist eine Standardtherapie für bislang nicht behandelte Patienten mit einem fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) und einer EGFR-Mutation. In der placebokontrollierten ADAURA-Studie verbesserte der Tyrosinkinaseinhibitor nun auch adjuvant in früheren Stadien deutlich das progressionsfreie Überleben (PFS).

Von den Betroffenen mit einem NSCLC im Stadium II–IIIA, die nach Operation und gegebenenfalls Chemotherapie Osimertinib in einer Dosis von 80 mg einmal täglich erhalten hatten, lebten nach zwei Jahren noch 90 % krankheitsfrei. Von denen, die ein Placebo erhalten hatten, waren es nur 44 %. Das berichtete Professor Dr. Roy S. Herbst vom Yale Cancer Center. Die von ihm vorgestellte Analyse war eine nicht geplante Interimsanalyse, nachdem ein unabhängiges Gremium wegen der deutlichen Vorteile in einem Arm die Entblindung empfohlen hatte.

Alle untersuchten Subgruppen profitieren

An der Studie hatten 682 Patienten mit einem EGFR-mutierten NSCLC im Stadium IB bis IIIA teilgenommen. Als primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben bei den Teilnehmern mit einer Erkrankung des Stadiums II und IIIA definiert worden.

Die adjuvante Osimertinib-Therapie reduzierte bei diesen Patienten das Risiko für eine erneute Krankheitsaktivität um 83 % (HR 0,17; 95%-KI 0,12– 0,23; p < 0,0001). Das mediane krankheitsfreie Überleben war bei Teilnehmern in der Osimertinib-Gruppe noch nicht erreicht (95%-KI 38,8–NR) und betrug unter Placebo 20,4 Monate (95%-KI 16,6–24,5).

Auch Personen mit NSCLC im Stadium IB profitierten, wenn auch etwas weniger deutlich (HR 0,50; 95%-KI 0,25–0,96), berichtete Prof. Herbst. Ebenso zeigte sich ein Vorteil der adjuvanten Osimertinib-Therapie ohne Ausnahme bei allen anderen untersuchten Subgruppen. Dabei war es egal, ob nach Alter, Geschlecht, Rauchstatus, Art der EGFR-Mutation (Ex19del oder L858R) oder der zusätzlichen Behandlung mit einer adjuvanten Chemotherapie stratifiziert wurde. Der Referent hofft auch auf einen Vorteil im Gesamtüberleben, dazu müssen aber spätere Auswertungen abgewartet werden.

Adjuvanter Einsatz könnte bald zum Alltag gehören

Die meisten Nebenwirkungen in der Osimertinib-Gruppe wie Diarrhö oder Hautveränderungen waren geringgradig und erreichten nur in Einzelfällen einen Grad 3 oder 4. Geringgradig waren auch interstitielle Lungenerkrankungen bei zehn Patienten und QT-Zeit-Verlängerungen bei 22 Patienten.

Für Prof. Herbst ist klar, dass die adjuvante Therapie mit Osimertinib nach der kompletten Tumorresektion eines EGFR-mutierten NSCLC im Stadium IB bis IIIA bald zum Alltag gehören wird. Im Stadium II und IIIA werde dies wahrscheinlich häufig nach einer adjuvanten Chemotherapie der Fall sein.

Die Konsequenz der ADAURA-Studie sei auch, dass alle Patienten bereits ab dem Stadium IB immer auf eine EGFR-Mutation zu testen sind. Diesen Punkt betonte Professor Dr. David R. Spigel vom Sarah Cannon Research Institute in Nashville in seiner Diskussion der ADAURA-Studie. 

Quelle: Herbst RS et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstract LBA5); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.18_suppl.LBA5
ASCO20 Virtual Meeting

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Das Risiko für eine erneute Krankheitsaktivität sinkt um 83 %. Das Risiko für eine erneute Krankheitsaktivität sinkt um 83 %. © iStock/Milena Shehovtsova