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NSCLC: „Die Gentest-Raten sind schlichtweg inakzeptabel“

Die systemische Therapie des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) wird zunehmend molekular gesteuert. Zugelassen sind bereits Präparate, die sich gegen EGFR-, ALK-, ROS1- und BRAF-Alterationen richten. Viele weitere zielgerichtete Therapien stehen in Studien oder off label zur Verfügung, sodass schon jedem zweiten Patienten solch eine Behandlung angeboten werden kann, betonte Professor Dr. Jürgen Wolf, Centrum für Integrierte Onkologie der Universitätsklinik Köln (Tabelle). Er nannte die auf Next Generation Sequencing (NGS) basierende Diagnostik alternativlos.
Therapierbare Mutationen bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren* | |||
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Gen | Alteration | Häufigkeit bei NSCLC | Präparat |
EGFR | aktivierende Mutation | 10 % | Erlotiniba, Gefitiniba, Afatiniba, Osimertiniba |
ALK | Fusion | 3 % | Crizotiniba, Alectiniba, Ceritiniba, Lorlatiniba |
ROS 1 | Fusion | 1 % | Crizotiniba, Lorlatinibb, Cabozantinibb, Repotrectinibc |
BRAFV600 | Mutation | 2 % | Dabrafeniba + Trametiniba |
NTRK 1-3 | Fusion | < 1 % (?) | Larotrectiniba (USA), Entrectinibc |
MET | Amplifikation (GCN > 6) | 2% | Crizotinibb, Capmatinibc, Tepotinibc, Savolitinibc |
MET | Exon 14 skipping | 2 % | |
MET | Fusion | < 1 % | |
RET | Fusion | 1 % | LOXO-292c, Blu-667c |
NRG1 | Fusion | < 1 % | Afatinibb |
HER2 | Mutation | 1–2 % | Trastuzumabb, Pertuzumabb, T-DM1b |
EGFR | Exon 20 Insertion | 2 % | Poziotinibc, TAK788c |
FGFR 1-3 | Fusionen, Mutationen | 2% | Erdafitinibc, BGJ398c |
KRAS | Mutation | 20 % | AMG 510 (G12C)c |
a: In dieser Indikation zugelassen b: In einer anderen Indikation zugelassen c: Nicht zugelassen, Anwendung in klinischen Studien * Wolf J. DGHO-Jahrestagung 2019 |
Klinik und Forschung müssen zusammenarbeiten
Der Experte sieht in der dezentralen Versorgung von Lungenkrebspatienten durch etwa 1700 Krankenhäuser und 600 onkologische Praxen einen Grund dafür. „Das ist ein Versagen der Qualitätssicherung“, glaubt er und bezeichnete die Gentest-Raten als schlichtweg inakzeptabel. Trotz eines leistungsfähigen Gesundheitssystems bestehen seiner Meinung nach erhebliche Defizite beim Innovationstransfer. Deshalb müssen klinische Routine und klinische bzw. translationale Forschung integriert werden, lautet sein Fazit.Netzwerk Genomische Medizin ist erfolgreich
Dazu schlägt der Referent eine bessere Arbeitsteilung vor: In den onkologischen Spitzenzentren werden die molekulare Diagnostik mit NGS und anderen modernen Verfahren vorgehalten, molekulare Tumorboards angeboten, Therapieempfehlungen gegeben und translationale Forschung sowie Datenbanken integriert. Die Behandlung erfolgt heimatnah durch Krankenhäuser und Praxen. Dass das funktioniert, habe das 2010 gegründete Kölner Netzwerk Genomische Medizin vorgemacht. Zentral wurden Proben von etwa 5000 deutschen Lungenkrebspatienten per NGS getestet. Das sind etwa 10 % aller deutschen Betroffenen aus etwa 300 zuweisenden Zentren, erklärte Prof. Wolf. Die Zuweiser erhielten basierend auf den Ergebnissen Therapieempfehlungen. Außerdem konnte ein Programm mit frühen klinischen Studien aufgelegt werden. Die Kosten wurden ab 2014 über integrierte Versorgungsverträge von immer mehr Krankenversicherungen der Region übernommen.Deutsche Krebshilfe unterstützt Ausweitung
Jetzt wird das Projekt bundesweit als nationales Netzwerk (nNGM) ausgeweitet, erläuterte der Experte. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit seinen Strukturen von April 2018 bis Ende März 2021 in der Erwartung, dass die Krankenkassen bei der Finanzierung der Patientenversorgung (Testung, Beratung, Dokumentation des Verlaufs) mitziehen werden. Aktuell decken Kooperationskassen die NGS-Testung zu 63 % ab, weitere Verhandlungen mit Kostenträgern laufen, erläuterte Prof. Wolf.Wer gehört zum nNGM?
Quelle: DGHO-Jahrestagung 2019
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