Neuer ALK-Inhibitor verzögert Progression des fortgeschrittenen NSCLC um gut ein Jahr

Birgit-Kristin Pohlmann

Bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren können aktivierende ALK-Translokationen auftreten. Diese findet man bei etwa 3–5 % der Karzinome.
Bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren können aktivierende ALK-Translokationen auftreten. Diese findet man bei etwa 3–5 % der Karzinome. © SciePro – stock.adobe.com

Mit Brigatinib befindet sich ein neuer ALK-Inhibitor in der klinischen Prüfung bei Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom und ALK-Mutation. Ein Pluspunkt im Gegensatz zu anderen Inhibitoren dieser Art ist die gute Hirngängigkeit.

Bereits die erste Interimsanalyse der ALTA-1L-Studie war positiv ausgefallen. Nun untermauert auch die zweite Interimsanalyse den Vorteil im progressionsfreien Überleben für Patienten mit ALK+ fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, erläuterte Professor Dr. Frank Griesinger, Pius-Hospital, Universität Oldenburg. Diese waren mit Brigatinib behandelt worden. Als Kontrolle diente Crizotinib. Besonders beeindruckend sei, dass auch die Betroffenen mit ZNS-Metastasierung von dem neuartigen ALK-Inhibitor profitierten. Zudem beschrieb der Referent das Handling als vorteilhaft, da die Patienten pro Einnahme nur eine einzige Tablette schlucken müssen.

Der Studienaufbau

In ALTA-1L wurden Patienten mit ALK+ fortgeschrittenem NSCLC (Stadium IIIB/IV) randomisiert. Diese hatten maximal eine Systemtherapie für die fortgeschrittene Erkrankung erhalten, aber keinen ALK-Inhibitor. Die insgesamt 275 Teilnehmer wurden mit Brigatinib oder Crizotinib (Kontrollarm) behandelt. Primärer Studienendpunkt ist das progressionsfreie Überleben , das durch ein unabhängiges Expertengremium bestätigt wird.

Die mit Brigatinib behandelten Patienten blieben mehr als doppelt so lange ohne Progression wie jene im Kontrollarm, was einer relativen Risikoreduktion um gut 50 % entspricht (24 Monate vs. 11 Monate; HR 0,49; p < 0,0001).Nach zwei Jahren waren noch 48 % vs. 26 % der Patienten ohne Progression. Die PFS-Auswertung der Prüfärzte ergab noch ein etwas besseres Ergebnis für Brigatinib mit einem medianen PFS von 29,4 Monaten vs. 9,2 Monate (HR 0,43; p < 0,0001).

Knapp ein Drittel mit ZNS-Metastasen

Der PFS-Vorteil zeigte sich unter anderem unabhängig vom Alter, Geschlecht, Raucherstatus, Allgemeinzustand, Vorbehandlung mit einer Chemotherapie sowie dem Vorliegen von ZNS-Metastasen. Letzteres ist laut Prof. Griesinger besonders erfreulich, weil ZNS-Metastasen prognostisch ungünstig sind und viele Substanzen, z.B. Crizotinib, die Blut-Hirn-Schranke schlecht penetrieren. Etwa 30 % der Teilnehmer der ALTA-1L-Studie wiesen bei Studienbeginn ZNS-Metastasen auf. Davon sprachen 78 % mit einer objektiven Remission (ORR) auf Brigatinib an im Vergleich zu 26 % im Kontrollarm (OR 11,67; p = 0,0014). Die Prüfmedikation reduzierte demnach das Progressionsrisiko statistisch hoch signifikant um 75 % gegenüber Crizotinib (HR 0,25; p < 0,0001). Im Median blieben die ZNS-metastasierten Patienten im Brigatinib-Arm 24 Monate ohne Progression, im Gegensatz zu 5,6 Monaten im Kontrollarm. Auch für das Gesamtkollektiv zeigten sich statistisch signifikante Vorteile beim Therapieansprechen (ORR 74 % vs. 62 %; OR 1,73; p = 0,0342). Die mediane Ansprechdauer war nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 24,9 Monaten für Brigatinib noch nicht erreicht und betrug im Kontrollarm 13,8 Monate. Kein Vorteil wurde im Gesamtüberleben beobachtet: Nach zwei Jahren waren noch 76 bzw. 74 % der Patienten am Leben. Der Referent begründete dies mit der hohen Cross-over-Rate von 44 % im Kontrollarm. Über die Hälfte der Cross-over-Patienten sprach mit einer objektiven Remission auf Brigatinib an bei einem medianen PFS von 15,6 Monaten. Prof. Griesinger betonte die gute Verträglichkeit von Brigatinib. Dosisreduktionen waren zwar etwas häufiger als im Kontrollarm, basierten aber im Wesentlichen auf asymptomatischen Laborwertveränderungen. Brigatinib ist nach ihm eine vielversprechende Option für die Erstlinie bei Patienten mit ALK+ fortgeschrittenem NSCLC.

Quelle: Deutscher Krebskongress 2020

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Bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren können aktivierende ALK-Translokationen auftreten. Diese findet man bei etwa 3–5 % der Karzinome.
Bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren können aktivierende ALK-Translokationen auftreten. Diese findet man bei etwa 3–5 % der Karzinome. © SciePro – stock.adobe.com