Kombination mit neuartigem Checkpointhemmer könnte NSCLC erfolgreicher kontrollieren

Friederike Klein

Patienten mit hoher PD-L1-Expression profitierten besonders. Patienten mit hoher PD-L1-Expression profitierten besonders. © blueringmedia – stock.adobe.com

TIGIT ist neben PD1 ein weiterer Checkpoint, der die Immunantwort gegen Tumoren hemmt. Die Inhibition von TIGIT könnte synergistisch mit der bisherigen Checkpointblockade zusammenwirken. Beim fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs scheint das Prinzip zu funktionieren.

In einer prospektiven, randomisierten Phase-2-Studie führte die Kombination des Anti-TIGIT-Antikörpers Tiragolumab mit dem Anti-PD-L1-Antikörper Atezolizumab bei Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) zu einem deutlich besseren Ansprechen und einem längeren progressionsfreien Überleben (PFS) als mit Atezolizumab und einem Placebo.

Tiragolumab ist ein voll humaner monoklonaler Antikörper gegen TIGIT, der durch eine intakte Fc-Region die Bindung von TIGIT an seine Liganden blockiert. In einer Phase-1-Studie war der Anti-TIGIT-Antikörper gegen verschiedene solide Tumoren in Kombination mit Atezolizumab wirksam und wurde gut vertragen.

Was ist TIGIT und wie funktioniert‘s?

TIGIT steht für T-Zell-Immunrezeptor mit Ig- und ITIM-Domänen. Der Checkpoint ist auf vielen Immunzellen nachzuweisen. TIGIT hemmt aktivierte T-Zellen und NK-Zellen durch die Bindung an den Liganden PVR, der von Tumorzellen und antigenpräsentierenden Zellen exprimiert wird. Die TIGIT-Expression korreliert stark mit der PD1-Expression von tumorinfiltrierenden T-Zellen bei Lungenkrebs. Deshalb besteht die Hoffnung, dass mit Anti-TIGIT-Therapien nicht nur die Bindung von TIGIT an PVR verhindert wird, sondern auch eine synergistische Wirkung zur PD1-/PD-L1-Hemmung erreicht wird.

Dr. Melissa L. Johnsson vom Sarah Cannon Research Institute in Nashville stellte jetzt die Ergebnisse der prospektiven Phase-2-Studie CITYSCAPE vor, in denen Tiragolumab zusammen mit Atezolizumab bei Patienten mit PD-L1-positivem fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC ohne ALK- oder EGFR-Treibermutationen als Erstlinientherapie überprüft wurde. 135 Teilnehmer erhielten randomisiert entweder Placebo plus Atezolizumab (600 bzw. 1200 mg i.v.; n = 68) oder Tiragolumab plus Atezolizumab (600 bzw. 1200 mg i.v.; n = 67) jeweils am ersten Tag eines dreiwöchigen Zyklus. Die Primär­analyse, über die Dr. Johnsson zunächst berichtete, umfasste einen Beobachtungszeitraum von median 5,9 Monaten.

Knapp ein Drittel erreicht objektives Ansprechen

Behandlungsassoziierte Nebenwirkungen traten bei 72 % der Patienten im Kontrollarm und 80 % im Prüfarm auf. Die Raten von Nebenwirkungen des Grades ≥ 3 betrugen in diesen beiden Gruppen 19,1 % und 14,9 %. Nebenwirkungen führten in der Placebogruppe und mit Tiragolumab ähnlich häufig zu einem Therapieabbruch, so die Referentin. Die objektive Ansprechrate (ORR) lag mit der kombinierten Checkpointblockade bei 31 % und damit deutlich über der in der Kontrollgruppe mit 16 %. Die Wahrscheinlichkeit für einen Progress oder Tod sank mit Tiragolumab zusätzlich zu Atezolizumab um 43 %: Das mediane PFS betrug 5,4 Monate gegenüber 3,6 Monaten (Hazard Ratio 0,57; 95%-KI 0,37–0,90). Dr. Johnsson berichtete auch über die Ergebnisse der Studie nach weiteren sechs Monaten. Über einen medianen Beobachtungszeitraum von 10,9 Monaten blieb der Vorteil hinsichtlich ORR und PFS für die kombinierte Checkpointblockade bestehen. Die ORR-Rate lag mit Tiragolumab bei 37 % (vs. 21 %), das PFS betrug im Median 5,6 Monate und 3,9 Monate (HR 0,58; 95%-KI 0,38–0,89). Patienten mit einer hohen PD-L1-Expression (Tumor Proportion Score [TPS] ≥ 50 %) profitierten besonders: Zwei Drittel von ihnen sprachen auf Tiragolumab zusätzlich zu Atezolizumab an. Von den Patienten unter Placebo/Atezolizumab war es nur knapp ein Viertel. Dagegen fand sich kein Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen bei denjenigen Teilnehmern mit einem TPS von 1–49 %, wie die Expertin bemerkte. Sie wies darauf hin, dass auch der Unterschied im PFS nur bei Patienten mit einem TPS ≥ 50 % auftrat. Im Prüfarm war das mediane PFS in dieser Subgruppe noch gar nicht erreicht, während es in der Kontrolle bei 4,1 Monaten lag (HR 0,30; 95%-KI 0,15–0,61). In der längeren Beobachtungszeit zeigte sich eine ähnliche Verträglichkeit von Tiragolumab plus Atezolizumab wie in der Primäranalyse. Deutlich häufiger waren bei der Kombination der beiden Checkpointinhibitoren Infusionsreaktionen, Fatigue, Pruritus, Hautausschlag und Arthralgien – diese seien aber alle nur geringgradig ausgeprägt.

Phase-3-Studie zum Erstlinieneinsatz läuft bereits

Amylase- und Lipaseanstiege sowie Pankreatitiden erreichten in der Kombinationsgruppe häufiger einen Grad ≥ 3 als bei Placebo/Atezolizumab. Insgesamt bezeichnete Dr. Johnsson das Kombinationsregime aber als gut verträglich und die Nebenwirkungen als beherrschbar. Aktuell wird Tiragolumab/Atezolizumab in der Phase-3-Studie SKYSCRAPER-01 als Erstlinientherapie beim fortgeschrittenen, nicht-resektablen oder metastasierten NSCLC mit einer hohen PD-L1-Expression (TPS ≥ 50 %) untersucht.

Quelle: Rodriguez-Abreu D et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 9503); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.9503

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Patienten mit hoher PD-L1-Expression profitierten besonders. Patienten mit hoher PD-L1-Expression profitierten besonders. © blueringmedia – stock.adobe.com