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Mehrheit der NSCLC-Patienten mit MET-Mutation spricht auf Kinasehemmer an

Nach Tumor-DNA-Tests mittels Next-Generation-Sequencing weisen 2,3 % der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) Veränderungen im Exon 14 des MET-Gens auf.1 Diese Mutation ging in einer Analyse mit einer geringeren Tumormutationslast als bei Patienten mit MET-Exon-14-Wildtyp einher, berichtete Professor Dr. Mark M. Awad vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston.
PD-L1-Expression ist häufig hoch
Auf der anderen Seite fand sich bei MET-Exon-14-Veränderung häufiger eine hohe PD-L1-Expression (Tumor Proportion Score ≥ 50 %). Inwieweit die Biomarker ein Ansprechen dieser Tumoren auf eine Immuntherapie vorhersagen, ist noch unklar. Häufig begleiteten andere Mutationen wie CDK4-, MDM2- und MET-Amplifikationen die MET-Exon-14-Veränderungen.
Andere Treibermutationen waren sehr selten (EGFR oder KRAS) oder fehlten ganz (BRAFV600E, ALK-/ROS1-/NTRK-Fusionen). Als mögliche Genveränderungen im Zusammenhang mit einer Resistenz fanden sich häufig sekundäre MET-Mutationen und Amplifikationen und bei einzelnen Patienten eine EGFR/ERBB2-Aktivierung, eine KRAS-Amplifikation und eine PI3K-Mutation, erläuterte Prof. Awad.
Eine erste Therapie für Betroffene mit metastasiertem NSCLC und Exon-14-Mutation in MET hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA am 6. Mai 2020 zugelassen. Basis war die GEOMETRY-mono-1-Studie. In dieser hatte eine Behandlung mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Capmatinib beim metastasierten NSCLC ein relevantes klinisches Ansprechen von 41 % bei vorbehandelten Personen und von 68 % bei therapienaiven Patienten aufgewiesen.
Wie Professor Dr. Jürgen Wolf, Zentrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinik Köln, berichtete, wurden in der mehrarmigen Studie auch Kohorten von Patienten mit hochgradiger Amplifikation des MET-Gens ohne Exon-14-Mutation mit Capmatinib (400 mg zweimal täglich) behandelt.2 Definiert war die ausgeprägte MET-Amplifikation als eine Genkopienzahl (GCN) von mindestens zehn.
Von den 69 vorbehandelten Personen sprachen nach unabhängiger Beurteilung 29,0 % an; 1,4 % mit einer Komplett- und 27,5 % mit einer partiellen Remission. Weitere 40,6 % blieben stabil. Die Rate des objektiven Ansprechens war bei den 15 nicht vorbehandelten Patienten noch höher (40 %, alle partiell). Hier war außerdem bei 26,7 % der Teilnehmer die Krankheit zeitweise stabil. Die Krankheitskontrollrate betrug damit in beiden Gruppen jeweils gut 70 %.
Das Ansprechen hielt bei den vorbehandelten Patienten im Median 8,3 Monate und bei den nicht vorbehandelten 7,5 Monate an. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug gut 4 Monate in beiden Kohorten. Vorbehandelte Teilnehmer überlebten median 10,61 Monate, nicht vorbehandelte 9,56 Monate.
Besseres Ansprechen bei höherer Genkopienzahl
Betroffene mit NSCLC und mehr als zehn MET-Genkopien sprachen besser auf Capmatinib an als diejenigen mit geringerer Kopienzahl, allerdings längst nicht so gut wie Patienten mit Exon-14-Mutationen, fasste Prof. Wolf die Ergebnisse zusammen.
Eine synergistische Mischung aus zwei Antikörpern (Sym015) soll die MET-Rezeptor-Internalisierung und -Degradation triggern und könnte so effektiver sein als ein TKI, erklärte Professor Dr. D. Ross Camidge, University of Colorado.3 Nach der klinischen Phase 1 war die Dosierung der Antikörpermischung auf 18 mg/kgKG im ersten Zyklus und nachfolgend auf 12 mg/kgKG alle zwei Wochen festgelegt worden.
In einer Phase-2a-Studie wurde der Antikörper-Mix in dieser Dosis bei verschiedenen Tumoren überprüft, u.a. bei 20 Patienten mit NSCLC und MET-Amplifikation oder -Exon-14-Auslassmutation. Nebenwirkungen waren meist nur vom Grad 1/2, die Dosis musste lediglich bei einem der Patienten reduziert werden und wurde bei keinem wegen Nebenwirkungen abgesetzt, erklärte Prof. Camidge.
Die von dem Experten vorgestellten Interimsergebnisse demonstrierten allerdings, dass die hochgesteckten Erwartungen etwas enttäuscht wurden: Bei nicht vorbehandelten Patienten wurde mit 50 % zwar eine ähnlich hohe Ansprechrate wie auf Tyrosinkinase-Hemmer festgestellt, bei den Vorbehandelten aber nur ein geringes Ansprechen oder eine Verzögerung des Krankheitsprogresses. Jetzt soll die Kombination der Antikörper mit MET-TKI geprüft werden, um so eine TKI-Resistenz zu verzögern oder zu behandeln.
Quellen:
1. Awad MM et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 9511); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.9511
2. Wolf J et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 9509); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.9509
3. Camidge DR et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 9510); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.9510
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