Beim operablen NSCLC könnte PD1-Hemmung neoadjuvant zum Einsatz kommen

Dr. Katharina Arnheim

Eine höhere PD-L1- Expression lässt auch die radiologischen und pathologischen Remissionen steigen.
Eine höhere PD-L1- Expression lässt auch die radiologischen und pathologischen Remissionen steigen. © iStock/Design Cells

Rezidive nach der operativen Entfernung eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms vermeiden – mit der neoadjuvanten Chemotherapie scheint das gar nicht so einfach zu sein. Eine Immuntherapie könnte sich für diese Aufgabe besser eignen.

Mehr als die Hälfte aller Patienten mit operablen nicht-kleinzelligen Lungentumoren (NSCLC) der Stadien I–III erleiden im späteren Verlauf ein Rezidiv. Mit der perioperativen Chemotherapie wird in dieser Situation ein Überlebensvorteil von 5 % im Vergleich zur alleinigen Operation erreicht, erinnerte Professor Dr. Tina Cascone vom MD Anderson Cancer Center in Houston. Da die Hochregulation von PD-L1 im Tumor für Dissemination und Überleben von Metastasen unverzichtbar ist, könnte die neoadjuvante Checkpoint-Blockade ein neuer sinnvoller Ansatz sein.

Geprüft wurde diese Strategie in der Phase-II-Studie NEOSTAR bei 44 nicht vorbehandelten NSCLC-Patienten der Stadien I–IIIA, bei denen eine chirurgische Tumorresektion möglich war. Sie wurden in zwei Gruppen randomisiert:

  • Teilnehmer in Arm A wurden mit Nivolumab als Monotherapie behandelt.
  • Arm B bekam eine Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab.

Die Operation war drei bis sechs Wochen nach der letzten Dosis der Immuntherapie geplant.

Primärer Endpunkt war die Rate majorer pathologischer Remissionen (MPR), definiert als maximal 10 % lebende Tumorzellen im Tumorgewebe. Erwartet wurde eine höhere MPR-Rate als mit der konventionellen Induktionschemotherapie – damit sind es rund 15 %. 39 der 44 Studienteilnehmer (89 %) unterzogen sich einer kurativen Tumorresektion; bei den restlichen fünf Patienten wurde aus unterschiedlichen Gründen kein chirurgischer Eingriff durchgeführt.

Bei den protokollgemäß operierten Patienten lag die MPR-Rate bei 8 %, die Rate pathologischer Komplettremissionen (pCR; 0 % lebende Tumorzellen) bei 22 %. Damit summiert sich die kombinierte MPR- und pCR-Rate auf 30 %. Im Nivolumab-Arm sprachen jeweils zwei Patienten mit einer pCR bzw. MPR an, sodass die kombinierte Rate insgesamt 19 % beträgt. Im Kombinationsarm waren die Raten mit 38 % pCR und 6 % MPR höher; die kombinierte MPR/pCR-Rate addiert sich somit auf 44 %.

Ein radiologisches Ansprechen nach den RECIST-Kriterien wurde bei 20 % der Patienten dokumentiert. Im Nivolumabarm lag die Rate bei 22 %, unter Nivolumab/Ipilimumab bei 19 %. Dabei fiel eine positive Assoziation zwischen MPR und radiologischem Ansprechen auf. Weiterhin ging eine verstärkte PD-L1-Expression bei Studienbeginn mit höheren radiologischen und pathologischen Remissionen einher. Zudem wurde unter kombinierter Therapie eine verstärkte T-Zell-Infiltration beobachtet.

Besser noch Immun- und Chemotherapie kombinieren?

Professor Dr. Maximilian Diehn vom Stanford Cancer Institute bezeichnete die MPR- und Resektionsraten der NEOSTAR-Studie als hoch und bewertete auch die relativ geringe Toxizität positiv. Er wies jedoch darauf hin, dass unter kombinierter Immunchemotherapie noch höhere MPR-Raten zu erreichen sind. Auch wurden MPR bislang noch nicht als Surrogatparameter für das Überleben validiert, sodass eine längere Nachbeobachtung erforderlich ist. Mittlerweile laufen mehrere Phase-III-Studien zur neoadjuvanten Immuntherapie; alle beinhalten Studienarme mit einer kombinierten Immunchemo.

Die neoadjuvante Immuntherapie führte nicht zu unerwarteten Nebenwirkungen; auch perioperative Morbidität und Mortalität waren nicht erhöht, so die Referentin. Prof. Cascone wies zudem darauf hin, dass es unter neoadjuvanter Immuntherapie bei einzelnen Patienten scheinbar zu einem nodalen Progress kommen kann, pathologisch jedoch nur Granulome und kein Tumor nachgewiesen werden. In diesen Fällen darf nicht auf eine potenziell kurative Operation verzichtet werden, betonte sie.

Quellen:
Cascone T et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 8504)
55th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO)

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Der 55. ASCO fand Anfang Juni 2019 in Chicago statt. Der 55. ASCO fand Anfang Juni 2019 in Chicago statt. © Johannes Pohlmann
Eine höhere PD-L1- Expression lässt auch die radiologischen und pathologischen Remissionen steigen.
Eine höhere PD-L1- Expression lässt auch die radiologischen und pathologischen Remissionen steigen. © iStock/Design Cells