
CPI in der Neoadjuvanz?

Heilung durch Operation ist das Ziel beim resektablen frühen NSCLC, allerdings rezidiviert der Tumor in 30 % bis 55 % der Fälle. Die Gabe von (neo)adjuvanten Therapien ist logische Konsequenz einer schlechten Prognose. Hier gab es in den vergangenen Jahren Fortschritte, etwa mit Osimertinib oder Atezolizumab für die Adjuvanz. In der neoadjuvanten Situation wurde bislang allenfalls eine Chemotherapie angewendet; das könnte sich dank der globalen Phase-3-Studie CheckMate 816 nun ändern.
Prof. Dr. Patrick M. Forde vom Johns Hopkins Kimmel Cancer Center in Baltimore und sein Team schlossen darin 358 NSCLC-Patient:innen mit operabler Erkrankung im Stadium IB–IIIA ein. Die Teilnehmenden erhielten randomisiert vor der geplanten Resektion eine Platindublette mit oder ohne dem PD1-Inhibitor Nivolumab. Als primäre Endpunkte legten die Forschenden ereignisfreies Überleben (EFS) und die Rate an pathologischen Komplettremissionen fest, beides von einem unabhängigen, verblindeten Komitee bestimmt.
Nach einem Follow-up von mindestens 21 Monaten war die Kombination der alleinigen Chemotherapie signifikant überlegen: Das mediane EFS betrug im experimentellen Arm median 31,6 Monate vs. 20,8 Monate in der Kontrolle (HR 0,63; 97,38%-KI 0,43–0,91; p = 0,005). Eine pathologische Komplettremission erzielten in Prüf- vs. Chemotherapiegruppe 24 % vs. 2,2 % der Patient:innen (Odds Ratio 13,94; 99%-KI 3,49–55,75; p < 0,0001). Die Überlegenheit der Kombination war für beide Endpunkte in praktisch allen untersuchten Subgruppen erkennbar.
Auch hinsichtlich des Gesamtüberlebens nach zwei Jahren schnitt die Chemoimmuntherapie mit einer Rate von 82,7 % vs. 70,6 % besser ab, allerdings war der Unterschied statistisch nicht signifikant (HR 0,57; 99,67%-KI 0,30–1,07). Von den randomisierten Teilnehmer:innen konnten in Prüfarm vs. Kontrolle 83,2 % vs. 75,4 % tatsächlich operiert werden. Bezüglich der Verträglichkeit unterschieden sich beide Protokolle nicht: 33,5 % vs. 36,9 % der Betroffenen entwickelten Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4.
FDA-Zulassung bereits erfolgt
Auch wenn einem Kommentar von Prof. Dr. Dr. Christine Lovly, Vanderbilt University Medical Center Nashville, zufolge noch viele Fragen bleiben, dürften ihrer Meinung nach die Ergebnisse dieser Studie die Praxis der Behandlung des frühen NSCLC verändern. Das zeige bereits die am 4. März 2022 erfolgte Zulassung von Nivolumab für diese Indikation durch die FDA.
Quelle: Lovly CM. N Engl J Med 2022; DOI: 10.1056/NEJMe2203330
Das Fazit der Autor:innen: Die neoadjuvante Addition von Nivolumab zur Chemotherapie beeinträchtigte bei guter Verträglichkeit nicht die Operabilität der Patient:innen mit resektablem NSCLC und führte zu einer signifikant verlängertem EFS sowie einer erhöhten Rate an pathologischen Komplettremissionen.
Quelle: Forde PM et al. N Engl J Med 2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2202170
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