
NSCLC: Weiterer Checkpoint-Inhibitor zur Ersttherapie im metastasierten Stadium

Cemiplimab richtet sich gegen den PD1-Immuncheckpoint-Rezeptor. In einer Phase-1-Studie lieferte es in Kombination mit hypofraktionierter Radiotherapie und mit einer Cyclophosphamid-Chemotherapie vielversprechende Ergebnisse bei einer Reihe verschiedener Krebsentitäten. Zugelassen wurde es dann auf der Basis von Phase-2-Daten zur Behandlung des metastasierten oder lokal fortgeschrittenen kutanen Plattenepithelkarzinoms, für das es keine kurativen chirurgischen oder radioonkologischen Optionen mehr gibt.
In EMPOWER-Lung 1 wurde nun Cemiplimab beim neu diagnostizierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) in den Stadien IIIB, IIIC oder IV randomisiert gegen eine platinhaltige Chemotherapie getestet. Von besonderem Interesse waren Patienten mit PD-L1-Expression in mindestens 50 % der Tumorzellen.
An der Phase-3-Studie nahmen 710 Patienten teil. Im Verhältnis 1:1 erhielten sie entweder Cemiplimab (350 mg alle drei Wochen) oder eine Chemotherapie nach Wahl der behandelnden Ärzte. Zum primären Endpunkt, dem Gesamtüberleben, präsentierte Dr. Ahmet Sezer von der Universität in Adana Daten einer vorab geplanten Interimsanalyse.
Mortalitätsrisiko um 32 % gesenkt
Nach median 13,1 Monaten Nachbeobachtungszeit dominierte der PD1-Inhibitor gegenüber der Chemotherapie. Unter ihm lebten die Teilnehmer im median 22,1 Monate gegenüber 14,3 Monaten in der Kontrolle. Wie der Kollege erklärte, war das Mortalitätsrisiko um rund ein Drittel reduziert (Hazard Ratio [HR] 0,68; p = 0,002). In puncto progressionsfreies Überleben war der Antikörper zwar nicht bei den Medianwerten (6,2 Monate vs. 5,6 Monate), aber ausweislich der Hazard Ratio von 0,59 hochsignifikant überlegen (p < 0,0001). Den Grund für diese Diskrepanz sieht Dr. Sezer vor allem in der späten Trennung der Kurven. Im Cemiplimab-Arm deutete sich beim progressionsfreien und beim Gesamtüberleben eine Plateaubildung an.
In der Subpopulation der Patienten mit PD-L1-Expression von mindestens 50 % betrug der Medianwert des Gesamtüberlebens unter der Chemotherapie 14,2 Monate. Im Prüfarm war er hingegen noch nicht erreicht (HR 0,57; p = 0,0002).
74 % der Kontrollgruppe wechselten in den Prüfarm
Ein deutlicher Unterschied ließ sich dem Kollegen zufolge in dieser Subgruppe auch hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens bezüglich der Medianwerte erkennen mit 8,2 Monaten im Vergleich zu 5,7 Monate (HR 0,54; p < 0,0001).
In der Studie gab es eine Cross-over-Regelung, die Patienten aus dem Kontrollarm gestattete, in den Cemiplimabarm zu wechseln, wenn ihre Erkrankung progredient war. Die Option wurde von fast drei Viertel der Gruppe in Anspruch genommen (73,9 %). Dieser Umstand lässt den signifikanten Vorteil bezüglich des Gesamtüberlebens durch Cemiplimab noch imposanter erscheinen, betonte der Referent.
Der Antikörper war außerdem auch beim Ansprechen (36,5 % vs. 20,6 %) und bei der Dauer des Ansprechens (21,0 Monate vs. 6,0 Monate) überlegen. Die Forscher registrierten Nebenwirkungen von mindestens Grad 3 seltener im Beobachtungsarm (37,2 % vs. 48,5 %). Zudem besserten sich der globale Gesundheitszustand und die gesundheitsbezogene Lebensqualität unter Cemiplimab bereits früh im Verlauf der Behandlung.
Neues Armamentarium für PD-L1-positiven Lungenkrebs?
Insbesondere der Überlebensvorteil trotz der hohen Cross-over-Rate erachtet Dr. Sezer als beeindruckend. Eine Zulassungserweiterung vorausgesetzt, könnte Cemiplimab ihm zufolge in Kürze das Spektrum der immunonkologischen Therapien erweitern für neu diagnostizierten metastasierten NSCLC mit einer PD-L1-Expression von mindestens 50%.
Quelle: Sezer A et al. ESMO 2020; Abstract LBA52
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