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Tiefere Remissionen mit Nivolumab-Cabozantinib verbessern Überlebenschancen
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In beiden Studien waren die experimentellen Therapien – Nivolumab-Cabozantinib in CheckMate-9ER und Nivolumab-Ipilimumab in CheckMate-214 – randomisiert mit dem alten Standard einer Sunitinib-Monotherapie verglichen worden. Die Primäranalyse der CheckMate-9ER-Studie hatte bereits im vergangenen Jahr ergeben, dass Nivolumab-Cabozantinib progressionsfreies und Gesamtüberleben verlängert. Dieser Vorteil bleibt auch in der Folgeanalyse nach median 32,9 Monaten erhalten, so Dr. Christina Suárez, Vall d’Hebron Institute of Oncology, Barcelona.1
Das Risiko für Progression oder Tod war in der aktuellen Auswertung um 44 % (HR 0,56; p < 0,001), das Mortalitätsrisiko um 30 % reduziert. Für diese Analyse wurden die Patient:innen hinsichtlich der Tiefe ihrer Remissionen nach sechs Monaten stratifiziert in vier Subgruppen mit: kompletter Remission (CR) sowie partiellen Remissionen mit einer Reduktion des Tumors um ≥80 % (PR1), 60–80 % (PR2) bzw. ≥ 60 % (PR3).
In den einzelnen Strata waren die beiden Therapiearme bezüglich progressionsfreiem und Gesamtüberleben vergleichbar, d.h. Betroffene mit tiefer Remission haben eine gute Prognose, die unabhängig davon ist, ob sie Nivolumab-Cabozantinib oder Sunitinib erhalten haben. Allerdings hatten sie mit Nivolumab-Cabozantinib eine sehr viel höhere Wahrscheinlichkeit, in eine tiefere Remission zu gelangen – und damit wiederum deutlich bessere Chancen auf längeres progressionsfreies und Gesamtüberleben: So wiesen 14 % der Patient:innen unter Nivolumab-Cabozantinib nach sechs Monaten eine komplette Remission auf, aber nur etwa 7 % unter Sunitinib. Bei der PR1 war das Verhältnis mit 11 % versus 4 % ähnlich. Dagegen ging ein tieferes Ansprechen in keiner der beiden Therapiegruppen mit häufigeren Nebenwirkungen einher. Diese Resultate, so Dr. Suárez, belegen, dass ein tieferes Ansprechen nach sechs Monaten mit einer besseren Prognose assoziiert ist und dass solche tiefen Remissionen mit Nivolumab plus Cabozantinib deutlich häufiger erreicht werden als mit Sunitinib.
Die Immuntherapie mit Ipilimumab plus Nivolumab ist der aktuellen deutschen S3-Leitlinie zufolge eine von mehreren möglichen Substanzkombinationen in der Erstlinie von Menschen mit fortgeschrittenen Nierenzelltumoren und intermediärem oder hohem Risiko. In einer früheren Analyse der Phase-3-Studie CheckMate-214 hatte sich das mediane Gesamtüberleben von 26,6 Monaten unter Sunitinib auf 48,1 Monate unter Nivolumab plus Ipilimumab beinahe verdoppelt. Auch beim zweiten primären Endpunkt progressionsfreies Überleben war der Unterschied mit median 11,2 Monaten versus 8,3 Monate signifikant. 79 % der 1.096 Teilnehmer hatten ein intermediäres (61 %) oder ein ungünstiges Risiko (17 %). Eine Folgeanalyse, die Prof. Dr. David Cella, Feinberg School of Medicine, Chicago, vorstellte, belegt nun, dass die Lebensqualität mit der klinischen Prognose korreliert.2
Zur Beschreibung der Lebensqualität wurde zweimal pro Zyklus der FKSI-19-Fragebogen verwendet, der aus vier Komponenten besteht:
- krankheitsbezogene Symptome wie fehlende Energie, Schmerzen, Gewichtsverlust oder Kurzatmigkeit
- Nebenwirkungen der Therapie wie Übelkeit oder Diarrhö
- Funktionalität in Beruf und Freizeit
- emotionales Befinden
Als Responder hinsichtlich der Lebensqualität wurden Patient:innen mit Verbesserungen des FKSI-19, gleichbleibenden Werten oder einer Verschlechterung um weniger als 5 Punkte nach sechs Monaten bezeichnet, Non-Responder mussten sich um mindestens 5 Punkte verschlechtert haben.
Bei den Lebensqualitäts-Respondern nach sechs Monaten war das mediane Gesamtüberleben mit 67,8 Monaten mehr als doppelt so lang wie bei den Non-Respondern (32,0 Monate; HR 0,48; p < 0,0001). Natürlich spielte die Therapie hier auch eine Rolle: Bei den Lebensqualitäts-Respondern im Nivolumab-Ipilimumab-Arm war der Medianwert des Gesamtüberlebens noch nicht erreicht, bei den Non-Responder betrug er 34,7 Monate (HR 0,39; p < 0,0001). Im Sunitinib-Arm lagen die entsprechenden Werte mit 48,9 bzw. 27,0 Monaten niedriger (HR 0,57; p < 0,0001). Die Ergebnisse unterstreichen, so Prof. Cella, dass man die Lebensqualität auch in der klinischen Praxis regelmäßig evaluieren sollte, weil sie offenbar durchaus prognostische Relevanz hat.
Quellen:
1. Suarez C et al. 2022 ASCO Annual Meeting; Abstract 4501
2. Cella D et al. 2022 ASCO Annual Meeting; Abstract 4502
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