Relatlimab als Partner für Nivolumab in der dualen Checkpointinhibition?

Dr. Judith Lorenz/ Dr. Susanne Gallus

Die duale Checkpointhemmung ist einer Monotherapie im Hinblick auf die Prognose des therapienaiven, fortgeschrittenen Melanoms signifikant überlegen. Die duale Checkpointhemmung ist einer Monotherapie im Hinblick auf die Prognose des therapienaiven, fortgeschrittenen Melanoms signifikant überlegen. © iStock/thodonal

Bisher galt die kombinierte Checkpoint-Inhibition mit Nivolumab und Ipilimumab als Standard beim Melanom. Bald könnte es auch eine weniger toxische Alternative geben.

Patienten mit einem fortgeschrittenen Melanom haben eine beeinträchtigte Antitumor-Immun­antwort. Das liegt u.a. daran, dass die Tumorzellen Immuncheckpoints auf der Oberfläche von T-Zellen aktivieren und eine Immuntoleranz induzieren. Hier setzen Immuncheckpointinhibitoren wie der gegen PD-1 gerichtete Antikörper Nivolumab oder der gegen CTLA-4 gerichtete Antikörper Ipilimumab an: Sie reaktivieren die unterdrückte antitumorale T-Zellantwort.

Relatlimab ist ein gegen das von tumorinfiltrierenden Lymphozyten überexprimierte Oberflächenmolekül LAG-3 (Lymphocyte-Activation Gene 3) gerichteter Antikörper und derzeit der neueste Pfeil im Köcher der Checkpointinhibitoren. Prof. Dr. Hussein Tawbi vom M.D. Anderson Cancer Center in Houston und seine Kollegen behandelten im Rahmen der RELATIVITY-047-Studie Patienten mit therapienaivem metastasiertem oder inoperablem Melanom. 355 erhielten alle vier Wochen eine Kombination aus Nivolumab und Relatlimab, weitere 359 Personen gemäß Randomisierung ausschließlich Nivolumab. Alle Melanome exprimierten LAG-3 und PD-Ligand 1.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 13,2 Monaten betrug das mediane progressionsfreie Überleben bei der dualen Checkpointinhibition 10,1, das in der Kontrollgruppe dagegen nur 4,6 Monate. Die Kombination senkte dabei das Risiko für einen Tumorprogress oder Tod um 25 %.

Nach einem Jahr waren rund 48 % der Patienten aus der Relatlimab-Nivolumab-Gruppe, aber nur 36 % der monotherapeutisch behandelten Patienten ohne Tumorprogress am Leben. Obwohl jeweils rund 19 % bzw. 10 % der Kontrollen dritt- oder höhergradige Arzneimittelnebenwirkungen erlitten, beobachteten die Forschenden im Wesentlichen keine neuen Sicherheitssignale.

Attraktive Alternative

Da die Zulassungsstudien direkt mit der Fixkombi erfolgten, wird Relatlimab sehr wahrscheinlich nur in einer festen Kombi-Infusion mit Nivolumab zur Verfügung stehen und nicht als separates Medikament, berichtete Prof. Dr. Axel Hauschild­ ­von der dermatologischen Onkologie der Universitätshautklinik Kiel auf dem 15. Dermatologie-Update-Seminar. Dahinter steckt vermutlich eine Wettbewerbsstrategie des Herstellers. Obwohl sich der Antikörper gezielt gegen LAG-3 richtet, zeigte sich die gleiche Wirkung bei Patienten ohne LAG-3-Expression im Melanom-Gewebe – ähnlich wie es sich mit PD1/PDL-1 verhält. „Wir können es dann, wenn es zugelassen wird, für alle Patienten unabhängig vom Biomarker verwenden.“ Auch für den Kieler Dermatoonkologen ist es aufgrund der deutlich geringeren Toxizität eine attraktive Kombination. Bereits vom Hersteller gestartet wurde die nächste Zulassungsstudie im Stadium III/IV als adjuvante Therapie­.

Bleibt Nivolumab plus Ipilimumab der Standard?

Die duale Checkpointhemmung ist einer Monotherapie im Hinblick auf die Prognose des therapienaiven, fortgeschrittenen Melanoms signifikant überlegen, kommentieren die britischen Onkologen Dr. Adam Frampton von der Universität Surrey und Dr. Shivan Sivakumar von der Universität Oxford: Standard ist gegenwärtig die Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab. Dies könnte sich jedoch bald ändern, meinen sie: Nivolumab/Relatlimab hat einen ähnlich guten Effekt auf die Überlebensprognose, scheint aber besser verträglich als das etablierte Therapieregime zu sein.

Quellen:
1. Tawbi HA et al. N Engl J Med 2022; 386: 24-34; DOI: 10.1056/NEJMoa2109970
2. Frampton AE, Sivakumar S. N Engl J Med 2022; 386: 91-92; DOI: 10.1056/NEJMe2116892

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die duale Checkpointhemmung ist einer Monotherapie im Hinblick auf die Prognose des therapienaiven, fortgeschrittenen Melanoms signifikant überlegen. Die duale Checkpointhemmung ist einer Monotherapie im Hinblick auf die Prognose des therapienaiven, fortgeschrittenen Melanoms signifikant überlegen. © iStock/thodonal