Überleben mit Nierenzellkarzinom durch Inhibitor-Kombinationen verlängert

Maria Weiß

Für die Therapieempfehlungen beim Nierenzellkarzinom wird die Risikostratifizierung zur Hilfe genommen. Für die Therapieempfehlungen beim Nierenzellkarzinom wird die Risikostratifizierung zur Hilfe genommen. © sakramir – stock.adobe.com

In der Therapie des Nierenzellkarzinoms hat sich in letzter Zeit sehr viel getan. Durch neue Behandlungsmöglichkeiten haben sich die Überlebenschancen fast verdreifacht. Dabei gewinnen Kombinations-Regime immer mehr an Bedeutung.

Nachdem lange Zeit nur Interferon zur Verfügung stand, haben heute zahlreiche Substanzen ihre Wirksamkeit beim fortgeschrittenen oder metastasierten klarzelligen Nierenzellkarzinom (mRCC) unter Beweis gestellt. Dazu gehören VEGF-, mTOR- und Checkpoint-Inhibitoren, erklärte Professor Dr. Viktor Grünwald, Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsklinik Essen.

Basis der Therapieempfehlungen ist beim mRCC die IMDC-Risikostratifizierung, in die klinische Parameter wie Zeit bis zur medikamentösen Behandlung, Hyperkalz­ämie, Anämie, Performance-Status, Thrombophilie und Neutrophilie eingehen. Die Einteilung in die drei Prognosegruppen günstig, intermediär und schlecht korreliere hier gut mit den Überlebensraten. Noch akkurater könnte die Einteilung in Zukunft gelingen, wenn zusätzlich molekulargenetische Faktoren wie die PBRM1-Mutation mitberücksichtigt werden, betonte der Experte.

Medikamentöse Therapielandschaft beim RCC

VEGF-Inhibitoren:
  • Axitinib
  • Bevacizumab
  • Cabozantinib
  • Lenvatinib
  • Pazopanib
  • Sorafenib
  • Sunitinib
  • Tivozanib
mTOR-Inhibitoren:
  • Everolimus
  • Temsirolimus
Checkpoint-Inhibitoren:
  • Avelumab
  • Ipilimumab
  • Nivolumab
  • Pembrolizumab

Sunitinib ist nicht mehr alleiniger Standard

In der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen RCC mit intermediärem oder hohem Risiko zeichnet sich das Ende der Sunitinib-Ära ab, sagte Prof. Grünwald. Für den neueren VEGF-Inhibitor Cabozantinib wurden in der Erstlinie bereits eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens und höhere Ansprechraten im Vergleich zu Sunitinib dokumentiert.1 Auch die Kombination aus den Checkpoint-Inhibitoren Ipilimumab und Nivolumab hat sich in dieser klinischen Situation als eindeutig überlegen gegenüber dem alten Therapiestandard erwiesen. Für die duale Immuntherapie wurde ein verbessertes Gesamtüberleben und eine deutlich höhere objektive Ansprechrate mit zum Teil lang anhaltenden Remissionen gezeigt, berichtete der Referent.2 Zwar hatte auch diese Therapie eine relativ hohe Toxizität mit 46 % Grad-3/4-Nebenwirkungen – sie war damit aber immer noch verträglicher als Sunitinib (63,9 %). Diese Studien haben bereits Eingang in die ESMO-Leitlinien von 2018 gefunden: Danach ist die Sunitinib-Monotherapie in der Erstlinie nur noch Standard bei Patienten mit niedrigem Risiko – genauso wie Pazopanib, Bevacizumab plus IFN oder Tivozanib. Bei intermediärem oder hohem Risiko wird in der Erstlinie die Kombination Ipilimumab/Nivolumab als Standardtherapie genannt.

Weitere Kombinationen werden getestet

Auch diese nur ein Jahr alte Leitlinie ist aber im Prinzip schon wieder überholt, betonte der Onkologe. Die Kombinationen Axitinib/Avelumab3 und Axitinib/Pembrolizumab4 haben beim mRCC inzwischen ebenfalls ihre Überlegenheit in Bezug auf progressionsfreies Überleben und objektive Ansprechrate gegenüber Sunitinib in der Erstlinie bewiesen. Auch diese Präparate könnten somit einen neuen Standard darstellen, so Prof. Grünwald. In der aktuellen Änderung der EAU-Leitlinie wird die Kombination Axitinib/Pembrolizumab bereits als mögliche Standardtherapie für alle Gruppen einschließlich der niedrigen Risikogruppe genannt.5 Bei höherem Risiko habe man heute mehrere Möglichkeiten, wobei die Vor- und Nachteile der spezifischen Kombinationen noch nicht ganz klar sind. Mehrere weitere Kombinationen befinden sich zurzeit noch in klinischer Prüfung – sowohl in der Erst- als auch in der Zweit- und Drittlinie.

Quellen:
1. Choueiri TK et al. J Clin Oncol 2017; 35: 591-597, DOI: 10.1200/JCO.2016.70.7398
2. Motzer RJ et al. N Engl J Med 2018; 378:1277-1290, DOI: 10.1056/NEJMoa1712126
3. Motzer RJ et al. N Engl J Med 2019; 380:1103-1115, DOI: 10.1056/NEJMoa1816047
4. Rini BI et al. N Engl J Med 2019; 380:1116-1127, DOI: 10.1056/NEJMoa1816714
5. Albiges et al. Eur Urol 2019; 76: 151-156, DOI: 10.1016/j.eururo.2019.05.022
AIO-Herbstkongress 2019

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Für die Therapieempfehlungen beim Nierenzellkarzinom wird die Risikostratifizierung zur Hilfe genommen. Für die Therapieempfehlungen beim Nierenzellkarzinom wird die Risikostratifizierung zur Hilfe genommen. © sakramir – stock.adobe.com