Neoadjuvant gegen das Nierenzellkarzinom

Dr. Judith Lorenz

Eine neoadjuvante Gabe des Tyrosinkinase Inihibitors Sunitinib könnte therapieresistente Tumoren bereits vor der Operation identifizieren. Eine neoadjuvante Gabe des Tyrosinkinase Inihibitors Sunitinib könnte therapieresistente Tumoren bereits vor der Operation identifizieren. © hywards – stock.adobe.com

Patienten mit einem primär metastasierten Nierenzellkarzinom werden üblicherweise vor der systemischen Therapie mittels zytoreduktiver Nephrektomie behandelt. Diese Abfolge ist in der Ära der personalisierten, zielgerichteten Therapiestrategien möglicherweise nicht mehr zeitgemäß. Das legt die SURTIME-Studie nahe.

Forscher um Dr. Alex Bex vom Netherlands Cancer Institute in Amsterdam wollten klären, ob sich durch eine neoadjuvante Sunitinibtherapie im Vergleich zur adjuvanten Gabe das Outcome von Patienten mit primär metastasiertem Nierenzellkarzinom verbessern lässt. An der randomisierten SURTIME-Studie nahmen 99 Patienten – 80 Männer und 19 Frauen – mit einem nicht vorbehandelten, primär metastasierten Nierenzellkarzinom vom Klarzelltyp und operablem Primärtumor teil. Ihr Durchschnittsalter betrug 60 Jahre. In allen Fällen bestand die Indikation für eine Behandlung mit Sunitinib.

Alle Patienten wurden vor Stu­dien­einschluss mittels Abdomen- und Thorax-CT untersucht. Gemäß Randomisierung erhielt etwa die Hälfte der Teilnehmer vor der geplanten Operation zunächst drei Zyklen Sunitinib. Nach 16 Wochen – vor dem Eingriff – erfolgte ein Re-Staging. Stellte sich in dieser Gruppe ein Progress der Fernmetastasen dar, bestand die Möglichkeit, auf die geplante Nephrektomie zu verzichten. Vier Wochen nach dem Eingriff wurde die Sunitinibtherapie wieder aufgenommen und bis zum Krankheitsprogress bzw. bis zum Auftreten intolerabler Toxizitäten fortgesetzt.

Rekrutierung der Patienten lief nur schleppend

In der zweiten Studiengruppe wurde die Sunitinibbehandlung erst vier Wochen nach dem operativen Eingriff begonnen. Auch in dieser Gruppe fand 16 Wochen nach Therapiebeginn ein Re-Staging statt. Alle Studienteilnehmer wurden ab Behandlungswoche 28 im Abstand von drei Monaten auf ein Fortschreiten der Tumorerkrankung untersucht. Die Studienendpunkte umfassten die Rate der nach 28 Wochen progressionsfrei überlebenden Patienten, das Gesamtüberleben sowie den post­operativen Krankheitsprogress. Auch unerwünschte Therapienebenwirkungen gingen in die Analyse ein.

Angesichts einer schleppenden Rekrutierung wurde die Studie nach 5,7 Jahren vorzeitig geschlossen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 3,3 Jahre. In der Gruppe „Sunitinib-Vorbehandlung“ erhielten 98 %, in der Gruppe mit primär operativem Vorgehen dagegen nur 80 % der Patienten den Tyrosinkinaseinhibitor. Bei 29 % der neoadjuvant therapierten Studienteilnehmer entschieden sich die behandelnden Ärzte angesichts eines systemischen Krankheitsprogresses vor geplanter Nephrektomie gegen den Eingriff.

Kein signifikanter Vorteil bei Progressfreiheit

Bezüglich des primären Studien­endpunkts, der Rate der nach 28 Wochen progressionsfrei überlebenden Patienten, unterschieden sich die Studiengruppen nicht (Sunitinib neoadjuvant: 43 % vs. Sunitinib adjuvant: 42 %; p = 0,61). Im Hinblick auf das mediane Gesamtüberleben erwies sich die Sunitinib-Vorbehandlung in der Intention-to-treat-Population allerdings als vorteilhaft (32,4 vs. 15,0 Monate; Hazard Ratio 0,57; 95%-KI 0,34–0,95; p = 0,03). Im Per-Protokoll-Kollektiv bestand jedoch diesbezüglich keine statis­tische Signifikanz.

Sowohl hinsichtlich der Rate perioperativer Komplikationen als auch der Häufigkeit mindestens drittgradiger Nebenwirkungen unterschieden sich die beiden Kollektive nicht.

Eine Sunitinib-Vorbehandlung von Patienten mit primär metastasiertem Nierenzellkarzinom vor zytoreduktiver Nephrektomie, so die Schlussfolgerung der Autoren, verbessert zwar nicht die Rate der nach 28 Wochen progressionsfrei überlebenden Personen, allerdings erhalten bei dieser Sequenz deutlich mehr Patienten die systemische Behandlung.

Ihr Fazit: Durch die neoadjuvante Sunitinibgabe lassen sich therapieresistente Tumoren bereits vor der OP identifizieren. Und das kann sich auf das weitere therapeutische Vorgehen auswirken.

Quelle: Bex A et al. JAMA Oncol 2019; 5: 164-170

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Eine neoadjuvante Gabe des Tyrosinkinase Inihibitors Sunitinib könnte therapieresistente Tumoren bereits vor der Operation identifizieren. Eine neoadjuvante Gabe des Tyrosinkinase Inihibitors Sunitinib könnte therapieresistente Tumoren bereits vor der Operation identifizieren. © hywards – stock.adobe.com