Endlich was Adjuvantes in Aussicht

Dr. Moyo Grebbin

Schon lange sind Forscher auf der Suche nach adjuvanten Therapieoptionen bei Nierenkrebs. Schon lange sind Forscher auf der Suche nach adjuvanten Therapieoptionen bei Nierenkrebs. © printstocker – stock.adobe.com

Bisher blieben Versuche, eine geeignete adjuvante Therapie für Patienten mit Nierenkarzinom zu finden, erfolglos. Doch mit Checkpoint-Hemmern scheint es möglich: Eine positive Phase-3-Studie liegt für Pembrolizumab vor.

Etwa jeder Zweite mit lokal fortgeschrittenem Nierenkrebs (RCC) entwickelt nach einer Nephrektomie ein Rezidiv. Eine adjuvante Option fehlte für Betroffene hierzulande bisher – keine der früheren Studien ergab einen klaren klinischen Nutzen (s. Kasten). 

Doch das ändert sich offenbar gerade: In einer geplanten Zwischenanalyse der doppelblinden Phase-3-Studie KEYNOTE-564 verlängerte Pembrolizumab das krankheitsfreie Überleben gegenüber Placebo signifikant.1

Eine harte Nuss

Seit den 1980er-Jahren gab es Versuche, eine adjuvante Behandlungsmöglichkeit für Nierenkrebs zu finden.2 Verschiedene Ansätze wurden getestet, darunter:
  • Chemotherapien
  • Immuntherapien
  • zielgerichtete Therapien
  • Zytokine
In einer ganzen Reihe von Studien erprobten Forscher etwa gegen VEGF-gerichtete Angiogenesehemmer, die sich im Zusammenhang mit metastasierten Erkrankungen bewährt hatten. Die Studien ASSURE, PROTECT, ATLAS und SORCE verfehlten jedoch ihren primären Endpunkt des verlängerten krankheitsfreien Überlebens. Einzig in S-TRAC ergab sich dafür ein Vorteil von Sunitinib gegenüber Placebo – allerdings nicht für das OS und bei deutlich verminderter Lebensqualität sowie erhöhter Nebenwirkungsrate. Die FDA hat in den USA Sunitinib dennoch für das fortgeschrittene RCC zugelassen.

DFS-Rate unter CPI um 8 Prozentpunkte erhöht

In die Studie schlossen Forscher um Professor Dr. Toni K. Choueiri­ vom Dana Farber Cancer Institute in Boston 994 Patienten mit klarzelligem Nierenzellkarzinom ein. Voraussetzung war ein hohes Rezidiv­risiko nach Nephrektomie. Potenzielle Metastasen der Teilnehmer mussten innerhalb eines Jahres reserziert werden. Jeweils knapp 500 Patienten erhielten in 17 dreiwöchigen Zyklen (etwa ein Jahr lang) adjuvant 200 mg Pembrolizumab bzw. ein Placebo. Der primäre Endpunkt, das krankheitsfreie Überleben (DFS), war in der Interimsanalyse nach median 24,1 Monaten signifikant verlängert. Er betrug mit Pembrolizumab 77,3 % gegenüber 68,1 % in der Kontrollgruppe (Hazard Ratio für Rezidive oder Tod: 0,68; p = 0,002). Das mediane DFS war in beiden Gruppen zum Zeitpunkt der Analyse noch nicht erreicht, genauso wie das Gesamtüberleben (OS). Das geschätzte OS nach zwei Jahren bezifferten die Forscher auf 96,6 % im Vergleich zu 93,5 %. Das Risiko für lokale Rezidive betrug 3,4 % vs. 6,4 %, das für Fernmetastasen 17,3 % vs. 23,5 %. Unerwünschte Ereignisse von Grad 3 oder höher entwickelten 32,4 % vs. 17,7 % der Teilnehmer. Bei knapp 40 % der Patienten im Prüf­arm wurde die Behandlung gestoppt – in 21,3 % der Fälle aufgrund von Nebenwirkungen. Therapiebedingte Todesfälle gab es keine. Die patientenberichtete Lebensqualität war unter Pembrolizumab weitestgehend stabil, die Forscher sahen keinen relevanten Unterschied. Eine klinisch bedeutsame adjuvante Therapie für das RCC sei langersehnt, kommentierte Professor Dr. Rana R. McKay von der UC San Diego Health im dazugehörigen Editorial.2 Ihrer Auffassung nach kündigen die Ergebnisse der KEYNOTE-564-Studie eine neue Ära in der RCC-Behandlung an. Studien mit weiteren Check­point­-Inhibi­toren, Kombinationstherapien und Zeiträumen laufen bereits.

Weniger lokale Rezidive, weniger Fernmetastasen

Auch wenn ein längeres Follow-up notwendig sei, um die OS-Daten aus KEYNOTE-564 zu bewerten, zeichne sich unter Pembrolizumab ein positiver Trend ab, so Prof. McKay. Da in der Studie wenig lokale Rezidive auftraten, wirke der PD-L1-Inhibitor vermutlich dadurch, dass er Fernmetastasen verhindert. Ein wichtiger offener Punkt sei nun, die Patientengruppe zu definieren, die am meisten von der adjuvanten Immuntherapie profitiert.

Quellen:
1. Choueiri TK et al. N Engl J Med 2021; 385: 683-694; DOI: 10.1056/NEJMoa2106391
2. McKay RR N Engl J Med 2021; 385: 756-758; DOI: 10.1056/NEJMe2109354

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Schon lange sind Forscher auf der Suche nach adjuvanten Therapieoptionen bei Nierenkrebs. Schon lange sind Forscher auf der Suche nach adjuvanten Therapieoptionen bei Nierenkrebs. © printstocker – stock.adobe.com