
Aktuell keine Empfehlung für adjuvantes Atezolizumab

Rund 80 % der Nierenzellkarzinome werden in einem lokoregionär begrenzten Stadium diagnostiziert, wo ein chirurgischer Eingriff potenziell kurativ sein kann. Die Rezidivgefahr ist allerdings nicht vernachlässigbar: Bei niedrigem Risiko beträgt sie 10 %, im Fall eines hohen Risikos müssen rund zwei Drittel der Patient:innen mit einem Wiederauftreten rechnen. Positive Daten zur Adjuvanz sind spärlich.
Weder Sunitinib noch Pembrolizumab konnte bisher das OS verlängern. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Sumanta Kumar Pal, City of Hope Comprehensive Cancer Center in Duarte, prüfte nun in der Phase-3-Studie IMmotion010 den PD-L1-Inhibitor Atezolizumab.
Eingeschlossen wurden Erwachsene mit Nierenzellkarzinom und klarzelliger oder sarkomatoider Komponente, bei denen der Tumor und ggf. auch vorliegende Metastasen komplett entfernt worden waren. Die Teilnehmenden hatten ein erhöhtes Rezidivrisiko, definiert als T2-Stadium mit Fuhrmann-Grad 4, T3a Grad 3–4, T3b–c oder T4 jeglichen Grads und/oder nodale oder Fernmetastasen, die chirurgisch komplett entfernt wurden. Atezolizumab (1.200 mg) oder Placebo wurden nach der Nephrektomie +/- Metastasenresektion alle drei Wochen für 16 Zyklen oder für insgesamt ein Jahr gegeben. Primärer Endpunkt war das durch die Prüfärzt:innen bestimmte krankheitsfreie Überleben.
8 Monate mehr, Unterschied jedoch nicht signifikant
Im Verlauf von etwa zwei Jahren randomisierten die Forschenden 778 Patient:innen aus 215 Zentren in 28 Ländern. Zum Zeitpunkt der Auswertung betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 44,7 Monate. Die Autor:innen bezifferten das mediane DFS in Prüfarm vs. Kontrolle mit 57,2 Monaten vs. 49,5 Monaten (HR 0,93; 95%-KI 0,75–1,15) – ein Unterschied, der nicht signifikant ausfiel (p = 0,50).
Häufigste Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 unter Atezolizumab vs. Placebo waren Hypertonie (2 % vs. 4 %), Hyperglykämie (3 % vs. 2 %) und Diarrhö (1 % vs. 2 %). Ernste Nebenwirkungen entwickelten 18 % vs. 12 % der Teilnehmenden. Therapiebedingte Todesfälle gab es nicht.
Die Ergebnisse bilden keine Grundlage einer Empfehlung für adjuvantes Atezolizumab nach der chirurgischen Entfernung von Hochrisiko-Nierenzellkarzinomen. Eventuell, so die Autor:innen, können in weiteren Untersuchungen Personen identifiziert werden, die einen Nutzen haben: So gibt es beim muskelinvasiven Blasenkarzinom Hinweise für eine Rolle von zirkulierender Tumor-DNA als prädiktiven Marker. Forschende untersuchen dies derzeit in einer prospektiven Studie.
Quelle:
Pal SK et al. Lancet 2022; 400: 1103-1116; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01658-0
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