Nierenzellkarzinom: Zielgerichtete plus immunonkologische Therapie mit hoher Wirksamkeit

Dr. Katharina Arnheim

Gibt es bald einen neuen Standard bei der Therapie des Nierenzellkarzinoms? Gibt es bald einen neuen Standard bei der Therapie des Nierenzellkarzinoms? © iStock/wildpixel

Sunitinib galt lange als Standard in der Therapie des Nierenzellkarzinoms. Doch Kombinationen wie Pembrolizumab/Axitinib können das Überleben deutlich verlängern. Das bestätigt auch ein Update der KEYNOTE-426-Studie.

Beim Nierenzellkarzinom (RCC) wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt. So hat sich etwa Pembrolizumab plus Axitinib bei nicht-vorbehandelten metastasierten RCC-Patienten dem Standard Sunitinib als überlegen erwiesen.

Diese Ergebnisse stammen aus der Phase-3-Studie KEYNOTE-426 an 861 Patienten mit neu diagnostiziertem oder rezidiviertem klarzelligem RCC im Stadium IV, die nicht systemisch vorbehandelt waren. Sie wurden randomisiert einer Kombinationstherapie mit Pembrolizumab plus Axitinib oder der Sunitinib-Monotherapie zugeteilt.

Bereits bei der ersten geplanten Interimsanalyse wurden die beiden koprimären Endpunkte erreicht, erinnerte Professor Dr. Elizabeth R. Plimack, Fox Chase Cancer Center, Philadelphia. Sowohl das progressionsfreie (PFS) als auch das Gesamt­überleben (OS) wurden durch die immunonkologische und zielgerichtete Therapie deutlich verbessert.

Knapp drei Viertel nach zwei Jahren noch am Leben

Prof. Plimack präsentierte nun ein Update nach einem medianen Follow-up von 27 Monaten. Demnach überlebten mit Sunitinib behandelte Patienten median 35,7 Monate; unter Pembrolizumab/Axitinib ist der Median im Gesamtüberleben dagegen noch immer nicht erreicht (HR 0,68; p < 0,001).

Die Ein-Jahres-Rate des OS betrug bei den kombiniert Behandelten 90 %, im Kontrollarm hingegen lediglich 79 %. Nach zwei Jahren lebten noch 74 % bzw. 66 % der Teilnehmer. Hierbei ist festzuhalten, dass die Pembrolizumab-Therapie nach zwei Jahren beendet wurde und Patienten selbst entscheiden konnten, ob sie auch Axitinib absetzen oder weiter einnehmen wollten, so die Referentin.

Ansprechdauer erreicht fast 24 Monate

Auch das PFS war im Kombinationsarm mit median 15,4 Monaten signifikant länger als unter Sunitinib allein mit nur 11,1 Monaten (HR 0,71;  < 0,0001). Die Ein-Jahres-Rate des PFS verbesserte sich von 48 % unter der Monotherapie auf 60 %, die Zwei-Jahres-Rate von 27 % auf 38 %. „Diese Daten bestätigen Pembrolizumab/Axitinib als Standard in der Erstlinientherapie beim fortgeschrittenen RCC“, kommentierte Prof. Plimack.

Wirksamer war die Kombination auch beim Ansprechen: Mit Sunitinib lag die Responserate bei 39,9 %, davon 3 % komplette Remissionen (CR), unter der kombinierten Therapie dagegen bei 60,2 % (8,8 % CR). Die Dauer des Ansprechens wurde zudem von 15,9 Monaten auf 23,5 Monate verlängert.

Wer profitiert besonders?

In einer exploratorischen Landmark-Analyse wurde der Zusammenhang zwischen Remissionstiefe und Überleben nach sechs Monaten untersucht. Patienten, die zu diesem Zeitpunkt in CR waren, hatten in beiden Armen ein ausgezeichnetes OS. Doch schnitten Teilnehmer, die fast eine CR erreichten (≥ 80%ige Tumorschrumpfung) unter kombinierter Therapie erheblich besser ab als nur mit Sunitinib: Sie überlebten ähnlich lange wie diejenigen mit bestätigter CR.

In der Patientengruppe mit güns­tigem Risiko zeigt sich bislang kein Benefit der kombinierten Therapie im Vergleich zu Sunitinib. Dagegen besitzt das Duo in der intermediären und hohen Risikogruppe eine deutlich bessere Wirksamkeit: Der OS-Median ist bei kombinierter Behandlung noch nicht erreicht und liegt im Sunitinib-Arm bei 28,9 Monaten. Für das PFS sind es 12,7 bzw. 8,3 Monate. Neue Sicherheitssignale fielen bei der längeren Nachbeobachtung nicht auf, so die Expertin.

Quelle:
Plimack ER et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 5001); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.5001
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