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NSCLC: Checkpoint-Inhibition plus Chemotherapie wirksam bei PD-L1-Expression von 1–49 %

Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und einer PD-L1-Expression zwischen 1 % und 49 % haben eine ganze Reihe therapeutischer Optionen. Mitarbeiter der FDA wollten deshalb wissen, ob verschiedene Subgruppen von unterschiedlichen Protokollen unterschiedlich stark profitieren und analysierten acht zulassungsrelevante Studien, in denen Checkpoint-Inhibitoren alleine oder in Kombination mit einer Chemotherapie in der Erstlinientherapie des metastasierten NSCLC untersucht worden waren. Dr. Oladimeji Akinboro, Silver Spring, stellte die Ergebnisse dieser gepoolten Analyse nun vor.
Insgesamt waren fast 6000 Patienten mit vorbehandeltem NSCLC (ohne EGFR-Mutationen oder ALK-Translokationen) eingeschlossen worden. Die vorliegende Analyse konzentrierte sich auf diejenigen mit einer PD-L1-Expression zwischen 1 % und 49 %. Von ihnen hatten 529 Nivolumab mit oder ohne Ipilimumab, Pembrolizumab bzw. Atezolizumab erhalten. 639 weitere Patienten hatten sich zusätzlich zur Immun- einer Chemotherapie unterzogen.
Die Kombination hatte das progressionsfreie Überleben von median 4,2 Monaten auf 7,7 Monate verlängert (Hazard Ratio [HR] 0,60; 95%-KI 0,48–0,76). Dies galt für alle Subgruppen mit Ausnahme der über 75-Jährigen, bei denen sich eine Hazard Ratio von 0,85 mit einem sehr breiten Konfidenzintervall ergab (0,42–1,71).
Ähnlich hatte die Immun-Chemotherapie das Gesamtüberleben von median 14,5 Monate auf 21,4 Monate verlängert (HR 0,68; 95%-KI 0,52–0,90). Auch hier schnitten die über 75-Jährigen mit median 13,9 Monaten vs. 10,3 Monate und einer Hazard Ratio von 0,95 (95%-KI 0,42–2,14) weniger gut ab. Patienten mit einem ECOG von 1 profitierten zwar deutlich von der Chemotherapie, aber auf einem viel niedrigeren Niveau: Median wurde das Überleben von 11,0 Monate auf 16,8 Monate verlängert (HR 0,68; 95%-KI 0,50–0,94). Bei einem ECOG-Wert von 0 hingegen von 20,0 Monate auf 25,2 Monate (HR 0,65; 95%-KI 0,38–1,10).
Natürlich, so Dr. Akinboro, handelte es sich lediglich um eine retrospektive und exploratorische Analyse, was die Interpretierbarkeit der Ergebnisse einschränkt – zumal in nur zwei Studien die alleinige Immuntherapie im Vergleich mit der Chemotherapie untersucht wurde. Ein weiterer Störfaktor könnte sein, dass in den einzelnen Publikationen die Bestimmung des PD-L1-Status mit verschiedenen Testsystemen vorgenommen worden war.
Dennoch würden die Resultate robust erscheinen und die Schlussfolgerung gestatten, dass bei einer PD-L1-Expression auf 1–49 % der Tumorzellen die bislang zugelassenen kombinierten Regime aus Immun- und Chemotherapie bei den meisten Patienten der alleinigen Immuntherapie überlegen sei. Der Referent stellte sogar infrage, ob eine alleinige Immuntherapie als Kontrollarm in künftigen randomisierten Studien zur Erstlinie des fortgeschrittenen NSCLC mit einer PD-L1-Expression von 1–49 % noch gerechtfertigt sei.
Quelle: Akinboro O et al. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Abstract 9001; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.9001
Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)
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