Unruhe in Zervix und Urethra

Maria Weiß

Mycoplasma genitalium besitzt keine Zellwand und spricht daher z.B. nicht auf Betalaktamantibiotika an.
Mycoplasma genitalium besitzt keine Zellwand und spricht daher z.B. nicht auf Betalaktamantibiotika an. © Science Photo Library/Jennifer Oosthuizen

Die Urethritis des Mannes oder eine Zervizitis können durch Mycoplasma genitalium hervorgerufen werden. Die Therapie erfolgt antibiotisch unter Berücksichtigung der ­Resistenzlage.

In der Allgemeinbevölkerung lässt sich Mycoplasma genitalium nur bei 1 % der Männer und 3,3 % der Frauen nachweisen. Die Mikroorganismen sind allerdings häufige Auslöser der Urethritis bei Männern; bei Frauen führen die zellwandlosen Bakterien zu Zervizitis und Unterleibsentzündungen (pelvic inflam­matory disease, PID). Übertragen wird M. genitalium über direkten genitalen Schleimhautkontakt. Die Ansteckungsgefahr scheint aber geringer zu sein als z.B. bei Chlamydien.

Verdacht auf PID bei Unterleibsschmerzen

Bei Frauen verlaufen 40–75 % der Infektionen asymptomatisch. Machen sie sich in Zervix oder Urethra klinisch bemerkbar, kommt es zu vaginalem Ausfluss, Dysurie und/oder Dranginkontinenz sowie Zwischenblutungen, postkoitalen Blutungen und/oder Menorrhagien. Unterleibsschmerzen sollten an ein PID denken lassen. Pharyngeale und anale Infektionen bleiben meist symptomlos. Komplikationen der Infektion sind PID mit Salpingitis und Endometritis sowie tubenfaktorbedingte Infertilität, Schwangerschaftskomplikationen und eine reaktive Arthritis.

Auch bei Männern ist die Infektion häufig asymptomatisch. Bei 10–35 % der Patienten mit einer Urethritis ohne Gonokokken- und Chlamydien-Nachweis lassen sich M. genitalium nachweisen. Typische Symptome einer Infektion beim Mann sind akute, rezidivierende oder persistierende Urethritis, Dys­urie, urethraler Ausfluss, Proktitis und evtl. Balanoposthitis. Als seltene Komplikationen gelten die reaktive Arthritis und die Epididymitis.

Der Nachweis erfolgt i.d.R. über einen PCR-Test. Als Ausgangsmaterial dienen z.B. Erststrahlurin, Vaginalabstriche und ggf. rektale Abstriche. Empfohlen wird die Testung bei:

  • jeder Urethritis von Männern
  • mukopurulenter Zervizitis
  • Zwischenblutungen oder post­koitalen Blutungen
  • Dysurie unbekannter Ätiologie bei Frauen
  • akuten Unterleibsschmerzen/PID
  • akuter Epididymitis oder Orchitis bei unter 50-Jährigen
  • Proktitis nach Ausschluss von Gonokokken und Chlamydien

Fällt der Nachweis positiv aus, schließt sich idealerweise eine Resis­tenztestung an. Außerdem empfehlen die Leitlinien-Experten, bei den Betroffenen nach weiteren sexuell übertragbaren Krankheiten zu fahnden.

Eine Therapieindikation ist bei jedem Nachweis von M. genitalium gegeben. Grundsätzlich sollten auch die Sexualpartner untersucht, über den Erreger aufgeklärt und ggf. mit demselben Antibiotikum wie der Indexpatient behandelt werden. Ungeschützter Sex ist bis zum Abschluss der Therapie tabu.

Als Mittel der Wahl bei unkomplizierter Infektion ohne Nachweis einer Makrolidresistenz gilt orales Azithromycin (500 mg an Tag 1, 250 mg/d an Tag 2–5) oder Josa­mycin (500 mg 3x tägl. über 10 Tage).

Therapieerfolg frühestens nach drei Wochen überprüfen

Lässt sich eine Resistenz nachweisen oder versagt die Erstlinientherapie, kann man auf Moxifloxacin (400 mg/d über 7 Tage) ausweichen. Es wird auch bei Komplikationen wie PID und Epididymitis empfohlen (dann über 14 Tage). Persistiert die Infektion weiterhin, stünden in der Drittlinie noch Pristinamycin (1 g 4x täglich über 10 Tage), Minocyclin (100 mg 2x täglich über 14 Tage) oder Doxycyclin (100 mg 2x tägl. über 14 Tage) zur Verfügung. Aufgrund der relativ hohen Resis­tenzraten sollte man bei allen Patienten frühestens drei Wochen nach Abschluss der Therapie den Heilungserfolg überprüfen.

Quelle: Jensen JS et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022;  DOI: 10.1111/jdv.17972

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Mycoplasma genitalium besitzt keine Zellwand und spricht daher z.B. nicht auf Betalaktamantibiotika an.
Mycoplasma genitalium besitzt keine Zellwand und spricht daher z.B. nicht auf Betalaktamantibiotika an. © Science Photo Library/Jennifer Oosthuizen