
Unsachgemäße Steroidinjektion verursacht Lipatrophie

Gegen die akuten allergischen Rhinitis-Beschwerden seiner Patientin greift ein Hausarzt zur Kortisonspritze und jagt sie ihr in den Oberarmmuskel. Für beide ist es keine Premiere, doch dieses Mal muss er danach vor die Schlichtungsstelle.
Keine Indikation für die Injektion
Die allergische Rhinitis war bei der Frau seit zehn Jahren bekannt. Bereits mehrfach hatte ihr der Hausarzt, der sie seit 35 Jahren behandelte, Triamcinolon 40 i.m. gespritzt. Doch diese Injektion in den Oberarm ging schief: Neun Monate später bot die Patientin im Bereich des Einstichs einen im Durchmesser ca. 5 cm großen und 1 cm tiefen Defekt im Unterhautfettgewebe.
Lipatrophien sind immer iatrogener Genese und im vorliegenden Fall beruhte der Schaden klar auf einem ärztlichen Behandlungsfehler, erklären Professor Dr. Peter Elsner von der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena und sein Kollege. Erstens gehört eine allergische Rhinitis primär mit lokalen oder systemischen Antiallergika behandelt. Darüber war aber nichts dokumentiert. Zweitens sollte die parenterale Gabe von Steroiden vom Typ Triamcinolon-Depot generell nur erfolgen, wenn sich eine lokale oder orale Therapie nicht durchführen lässt oder nicht ausreichend wirkt.
Es bestand also nach Aktenlage keine Indikation für sein Handeln – der Symptom-Schweregrad war ebenfalls nicht dokumentiert. Dazu kam noch die fehlerhafte Technik sowohl im Hinblick auf Ort als auch auf die Tiefe der Injektion. Gemäß der Fachinfo sticht man tief intragluteal ein und verabreicht die Dosis langsam. Danach wird ein steriler Tupfer für ca. 1 min auf die Injektionsstelle gepresst, um zu verhindern, dass die Suspension in den Stichkanal zurückläuft. All das fand offenbar nicht statt, abgesehen davon lag keine Aufklärung der Patientin über mögliche Nebenwirkungen vor. Die Gutachter hielten daher Schadensersatzansprüche für begründet.
Quelle: Elsner P, Meyer J. Akt Dermatol 2020; 46: 551-553; DOI: 10.1055/a-1206-4391
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