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Ursachen von Polydipsie und Polyurie finden

Bei Menschen, die bis zu 20 Liter Flüssigkeit pro Tag umsetzen, stellt sich die Frage, ob sie primär an einer pathologisch erhöhten Urinausscheidung (Polyurie) oder einem krankhaft gesteigerten Durstempfinden (Polydipsie) leiden.
Die Differenzierung ist wichtig: Patienten mit primärer Polyurie müssen viel trinken, um einem Flüssigkeitsdefizit vorzubeugen – und sie haben auch entsprechend Durst. Bei ihnen besteht entweder ein Mangel an antidiuretischem Hormon (ADH) oder ihre Nieren sprechen nicht mehr genügend auf dieses Hormon an. Reicht die Trinkmenge nicht aus, kann das Flüssigkeitsdefizit zu neurologischen Komplikationen bis hin zum Tod führen.
Manchmal ist es nur falsch erlerntes Trinkverhalten
Anders die Patienten, die nur deshalb so viel ausscheiden, weil sie zu viel trinken. Häufig haben sie sich ein gesteigertes Durstempfinden „antrainiert“. Dieses „fehlerlernte“ Trinkverhalten kann psychische Ursachen haben oder beispielsweise durch Medikamente bedingt sein. Für eine Unterscheidung musste bisher ein „indirekter Durstversuch“ durchgeführt werden, bei dem die Patienten einen Tag lang nichts trinken dürfen. Dieser quälende und zudem relativ wenig aussagefähige Test könnte bald der Vergangenheit angehören.
Schneller, günstiger und mit hoher Trefferquote
Denn Dr. Wiebke Fenske von der Leipziger Universitätsmedizin und ihre Kollegen haben ein Verfahren entwickelt, das in bis zu 96,5 % der Fälle die richtige Ursache aufspürt. Die Patienten erhalten dabei eine Infusion mit hypertoner Kochsalzlösung. Nach einer Stunde wird Blut abgenommen und der Biomarker Copeptin bestimmt, der Auskunft über die körpereigene Bildung und Funktionalität des ADH gibt.
Der Test ist nicht nur kostengünstiger, schneller und aussagefähiger – er wird auch von den Patienten besser akzeptiert als die lange Durststrecke, schreiben die Autoren. An der Leipziger Uniklinik ist er bereits Standard bei Patienten mit Polyurie/Polydipsie-Syndrom.
Quelle: MW Fenske W et al. N Engl J Med 2018; 379: 428-439
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