Verfärbte Tabletten, trüber Impfstoff – Medikamente richtig lagern

Dr. Angelika Bischoff

Nicht jeder Ort ist geeignet, um Medikamente richtig aufzubewahren. Schränke in Küche und Badezimmer sollten zum Beispiel vermieden werden. Nicht jeder Ort ist geeignet, um Medikamente richtig aufzubewahren. Schränke in Küche und Badezimmer sollten zum Beispiel vermieden werden. © iStock/nano

Damit Arzneimittel ihre Qualität behalten, müssen sie ordnungsgemäß gelagert werden, d.h. bei richtiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Sonst droht nicht nur die Wirkung verloren zu gehen, es können auch toxische Abbauprodukte entstehen.

Leider sieht man es vielen Arzneimitteln nicht an, ob sie bei falscher Lagerung gelitten haben. Ein paar Hinweise kann es aber geben, schreibt Dr. Stanislava Dicheva-Radev von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft:

  • die Verflüssigung oder Verfärbung von Gelen, Cremes, Salben und Zäpfchen,
  • Verfärbungen oder Risse in Tabletten,
  • Ausflockungen oder Trübungen bei Injektionsflüssigkeiten,
  • aufgeblähte Verpackungen,
  • Gerüche.

Im Prinzip macht man jedoch nicht viel falsch, wenn man die Angaben des Herstellers auf dem Beipackzettel oder in der Produktinformation beachtet. Die meisten Arzneimittel eignen sich für Transport und Lagerung unter Raumtemperatur (15–25 °C). Wird dieser Bereich kurzfristig über- oder unterschritten, ist dies selten problematisch. Zäpfchen, Cremes, Gelatinekapseln, transdermale Systeme oder Dosieraerosole reagieren allerdings schon auf kürzere Hitzebelastungen empfindlich und verlieren eventuell an Wirkung bzw. lassen sich schlechter dosieren. Auch Kühlschranktemperatur kann z.B. Lösungen oder Gelen zusetzen, sodass Ausflockungen auftreten.

Andere Arzneimittel müssen im Kühlschrank (2–8 °C) aufbewahrt werden, dürfen aber bei Raumtemperatur transportiert werden. Dazu gehören zum Beispiel inaktivierte Impfstoffe, Insuline, Follitropin-α, Somatotropin und Oxytocin. Der ununterbrochenen Kühlung (kühlkettenpflichtig) bedürfen dagegen Lebendimpfstoffe, Filgrastim, Epoetin­, Gerinnungsfaktoren, monoklonale Antikörper, Vasopressin, Octreotid und einige Dosier­aerosole.

Abgesehen davon gibt es durch eine abweichende Galenik bedingte Unterschiede innerhalb derselben Arzneimittelgruppe. Für den HPV-Impfstoff Cervarix® besteht z.B. nur die Pflicht der kühlen Lagerung, während Gardasil® unter die Kühlkettenpflicht fällt. Avastin® gehört nur in die kühle Aufbewahrung, die Bevacizumab-Biosimilars Mvasi® und Zirabev® brauchen ununterbrochene Kühlung.

Tipps für zu Hause

  • Arzneimittel in der Originalverpackung lassen, um sie vor Licht zu schützen.
  • Medikamente niemals direktem Sonnenlicht oder Hitze aussetzen.
  • Badezimmer und Küche sind für die Aufbewahrung ungeeignet, da es dort oft zu feucht oder zu warm wird.
  • Arzneimittel niemals im Auto lassen. Bei längeren Fahrten kann man sie unter dem Vordersitz verstauen, wo es relativ kühl bleibt.
  • Gekühlt aufzubewahrende Produkte unterwegs in einer Kühltasche transportieren.
  • Kühlkettenpflichtige Arzneimittel in einer Kühlbox mit Kühl­akku transportieren – aber eingewickelt in ein Handtuch, damit sie nicht durch direkten Kontakt mit dem Akku einfrieren.

Für Generika gelten manchmal andere Regeln

Der Original-Verhütungsring Nuvaring­® und das Generikum Circlet­® aus dem Hause des Originalherstellers sind kühlkettenpflichtig. Sämtliche anderen Generika des Rings vertragen auch Raumtemperatur. Eine Reihe von Arzneimitteln muss zwar der Apotheker oder Arzt im Kühlschrank lagern, der Patient kann sie jedoch bei Raumtemperatur aufbewahren, wenn er sie innerhalb einer definierten Zeitspanne verbraucht. Dies gilt z.B. für Insuline, Verhütungsringe, Fertigspritzen oder Pens mit Adalimumab, Etanercept, Interferon-β-1 und Follitropin-α sowie Asthmasprays. 

Quelle: Dicheva-Radev S. Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: Arzneiverordnung in der Praxis 2020; online first

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Nicht jeder Ort ist geeignet, um Medikamente richtig aufzubewahren. Schränke in Küche und Badezimmer sollten zum Beispiel vermieden werden. Nicht jeder Ort ist geeignet, um Medikamente richtig aufzubewahren. Schränke in Küche und Badezimmer sollten zum Beispiel vermieden werden. © iStock/nano