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Verkalkte Gefäße doch nicht durch Fette? Chirurg will jahrzehntelange Lehrmeinung zur Atherosklerose über Bord werfen

Seit mehr als 30 Jahren operiert Professor Dr. Axel Haverich marode Arterien. Die Beobachtungen, die der Leiter der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover dabei machte, veranlassten ihn zu einer neuen Theorie in Sachen Atherosklerose.
Ihm fiel vor allem auf, dass immer nur einzelne Gefäße oder deren Abschnitte befallen sind. Das spricht seiner Ansicht nach gegen eine systemische Erkrankung. Außerdem fanden sich gesunde Bereiche von einer Muskelschicht umhüllt, die in kranken fehlte. Daraus leitet Prof. Haverich ab, dass die Verkalkungen nicht innen, sondern außen beginnen und nicht Lipide aus dem Blut verantwortlich sind. Seine These: Entzündungsreaktionen z.B. durch Infektionen, aber auch durch schädliche Fettpartikel (oxidiertes LDL-Cholesterin) führen zu Verschlüssen der Vasa vasorum. Als Folge davon kommt es zum Infarkt im Bereich der mittleren Wandschicht. Die abgestorbenen Zellen und Fettreste baut das Immunsystem ab und der dabei entstehende Abfall bildet dann die charakteristischen Plaques, die schließlich auch im Endothel haften.
Lipidablagerung bleibt die bedeutendste Ursache!
Infektionsschutz mehr Aufmerksamkeit schenken
Dass Lipide nicht die alleinige Schuld an der Atherosklerose tragen, weiß man schon länger. So ließen sich in den vergangenen Jahren Zusammenhänge zwischen Grippeepidemien oder Luftverschmutzung und Arterienverkalkung aufdecken. Und mittels DNA-Sequenzierung isolierten Forscher aus Plaques bereits mehr als 30 unterschiedliche Mikroben. Prof. Haverich fand auch eine ganze Reihe sehr alter Veröffentlichungen, in denen schon eine Versorgungsstörung der Gefäßwand als Krankheitsursache identifiziert wurde. In früheren tierexperimentellen Versuchen gelang es zudem, durch Kompression der Wand von außen die Sklerose auszulösen. Der Gefäßchirurg plädiert nun dafür, neben den etablierten Lebensstilinterventionen auch dem Infektionsschutz in Sachen Atheroskleroseprävention mehr Aufmerksamkeit zu schenken.Dazu gehört z.B. die jährliche Grippeschutzimpfung oder die Sanierung chronischer Entzündungsherde.Haverich A. Circulation 2017;135:205-207
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