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Verschwommenes Sehen: Augenheilkunde für die hausärztliche Praxis

Verschwommenes Sehen ist natürlich ein äußerst unpräziser Begriff. Für den Verlust an klarer Sicht kommt eine Vielzahl von Ursachen infrage, das Spektrum reicht von den (häufigsten) refraktiven Fehlern über Ulzera hin zur akuten Riesenzellarteriitis (RZA). Entsprechend gibt es dringlichere Fälle (s. Kasten), die sofort zum Augenarzt müssen, und solche, bei denen Sie in der Praxis schon sehr viel herausfinden können, ehe Sie überweisen.
Jetzt aber dalli!
- Traumata am Auge
- kontaktlinsenbedingten Ulzerationen
- Kopfschmerzen (z.B. nach Valsalva-Manöver, in höherem Alter auftretend, Vernichtungskopfschmerz, begleitende neurologische Ausfälle, gepaart mit Gewichtsverlust) als „red flag“, plus Zeichen einer Papillenschwellung
- plötzlichem schmerzhaftem Visusverlust, v.a. bei Zeichen einer Riesenzellarteriitis oder bei Verdacht auf Riesenzellarteriitis mit ophthalmologischer Beteiligung
- plötzlichem schmerzlosem Visusverlust durch möglichen retinalen Arterienverschluss
- plötzlichem Visusverlust mit z.B. dem Gefühl, es senke sich ein schwarzer Vorhang herab (Retinaablösung)
- periorbitaler Zellulitis mit V.a. auf orbitale Beteiligung
- Rötung nach kurz zurückliegender OP, mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, nicht-reagiblen Pupillen oder Visusverlust
- Schmerz bei Augenbewegungen, Zeichen der Optikusdysfunktion wegen V.a. Optikusneuritis
* unter Beleuchtung des kranken Auges verengen sich die Pupillen nicht so stark wie unter Beleuchtung des gesunden Auges, da die Afferenz gestört, die Efferenz aber intakt ist.
Sehtest mit Lochokkluder und Buchstabentafel
Die Sehschärfe lässt sich recht einfach mit den klassischen Buchstabentafeln prüfen. Die Autoren raten, dabei Lochokkluder zu verwenden, die Streulicht ausschalten. Eine gute Sehschärfe schließt schwere Erkrankungen nicht generell aus, zeigt Ihnen aber, dass der direkte Weg des Lichts ins Auge relativ unbehindert ist. Um das Gesichtsfeld zu beurteilen, fordern Sie den Patienten auf, ein Auge zu schließen, während er den Blick starr auf Ihre Nase gerichtet hält. Dann halten Sie ihn in jedem Quadranten ein paar Ihrer Finger zum Zählen hoch. So können Sie grobe neurologische Ausfälle wie eine homonyme Hemianopsie, die der sofortigen Überweisung bedarf, identifizieren. Eine einseitige Diplopie – das Doppeltsehen persistiert mit einem geschlossenen Auge – rührt meist von einem Problem im Sehorgan selbst her (Katarakt, Refraktivfehler).HbA1c, Blutdruck und Entzündungsmarker messen
Die Doppelseitige verschwindet mit einem geschlossenen Auge und deutet auf ein okuläres Anpassungsproblem hin, z.B. ausgelöst durch intrakranielle Läsionen oder eine kraniale Nervenlähmung. Seitendifferenzen in der Pupillenreaktion, sofern sie neu erscheinen, sollten immer Anlass zur Sorge geben. Zu den möglichen Ursachen zählen die Lähmung des 3. Hirnnervs oder eine Uveitis mit nachfolgender Synechie. Haben Sie ein Ophthalmoskop zur Hand, prüfen sie den roten Reflex auf Licht. Bleibt er aus: ab zum Augenarzt. Falls das Equipment vorhanden ist, können Sie mit einer Fluoreszeinfärbung die Integrität der Kornea testen, jeglicher Schaden leuchtet unter blauem Licht grün auf. Wenn Sie genug vom Auge haben, widmen Sie sich den gewohnten Dingen auf der Suche nach potenziellen systemischen Ursachen: Messen sie HbA1c, Blutdruck und die Entzündungsmarker.Quelle: Zhou S et al. BMJ 2020; 368: m569; DOI: 10.1136/bmj.m569
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