Verunreinigungen in Quinoa können ernste Probleme bereiten

Dr. Angelika Bischoff

Quinoa-Rispen tragen stachelige Fortsätze, die sich verhaken können. Quinoa-Rispen tragen stachelige Fortsätze, die sich verhaken können. © wikimedia/Roger Culos

Quinoasamen sind reich an Mineralstoffen und Aminosäuren. Und sie enthalten kein Gluten. Bei Gesundheitsbewussten und Menschen mit echter oder eingebildeter Glutenunverträglichkeit steht das Pseudogetreide deshalb hoch im Kurs. Aber: keine Rose ohne Dornen!

Ein Fremdkörpergefühl im Hals und Schmerzen auf der linken Rachenseite verbunden mit wiederkehrendem Würgereiz führten einen 53-jährigen gesunden Mann zum Arzt. Die Beschwerden seien nach dem Verzehr einer selbst zubereiteten Mahlzeit aus bolivianischem Quinoa aufgetreten, berichtete der Patient.

Der Arzt schaute in den Hals des Mannes und fördert nach Sprayanästhesie mithilfe einer gebogenen Klemme einen hellen Fremdkörper aus der linken, zerklüfteten Tonsille zutage. Dieser entpuppte sich unter dem Lichtmikroskop als Rispe der Quinoapflanze, wie der Mediziner Lukas Weidmann aus der Praxisgemeinschaft Maggi/Oertle in Zürich gemeinsam mit Kollegen berichtet. Die weitere Recherche ergab, dass verschiedene im Internethandel oder in Reformhäusern erhältliche Produkte aus dem südamerikanischen Fuchsschwanzgewächs regelmäßig solche Verunreinigungen in unterschiedlicher Menge enthalten.

Die Rispen der Quinoa­pflanze sind mit stachelartigen Fortsätzen ausgestattet, die der Pflanze wahrscheinlich als Fraßschutz oder Verbreitungsvehikel dienen, indem sie sich im Fell von Tieren verhaken. Geraten die Rispen oder Teile davon in Lebensmittel und werden verzehrt, müssen sie im Gastrointestinaltrakt mehrere Engstellen passieren.

Schon im Rachenraum, insbesondere im Unterpol der Tonsillen, kann die Reise durch den Gastrointestinaltrakt beendet sein. Bleiben die Rispen in diesem Bereich hängen, können die Patienten sie meist sehr gut anhand ihrer Beschwerden lokalisieren. Verhakt sich ein Fremdkörper erst an nachgeschalteten Engstellen wie dem oberen oder unteren Ösophagussphinkter, macht sich das in der Regel mit diffusen Schmerzen wechselnder Lokalisation oder auch mit Dysphagie bemerkbar.

Im oberen Verdauungstrakt machen am häufigsten Fischgräten oder Hühnerknöchelchen Probleme. Aber auch Bruchstücke von Zahnprothesen können dort festsitzen. Doch zurück zum Quinoa: Es kann gesund sein, beim Essen sollte man aber doch etwas achtsam sein, mahnen die Kollegen.

Quelle: Weidmann L et al. Swiss Med Forum 2018; 18: 407-408

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Quinoa-Rispen tragen stachelige Fortsätze, die sich verhaken können. Quinoa-Rispen tragen stachelige Fortsätze, die sich verhaken können. © wikimedia/Roger Culos