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Algen - zwischen Superfood und potenziellem Gift

Mit Rotalgen (Nori) umwickelte Maki-Sushi und Misosuppe mit einer Wakame genannten Braunalge als Einlage sind Freunden der japanischen Küche gut bekannt. Aber auch in Küstenregionen Europas kommen seit jeher Algen auf den Tisch, in Wales etwa in Form von „laverbread“, berichtet Dr. Jana Maria Knies vom Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn.
Einsatz in Mikrobiologie und Lebensmittelherstellung
Doch solche Wasserpflanzen werden nicht nur als Gemüse verzehrt, sondern sie dienen auch als Grundstoff für Polysaccharide, die bei der Lebensmittelherstellung als Emulgatoren bzw. Verdickungs- und Geliermittel Einsatz finden. In der Mikrobiologie oder auch in der Pharmaindustrie werden ebenfalls Algenprodukte genutzt, ein Beispiel ist Agar-Agar.
Und in letzter Zeit werden auch ein- oder mehrzellige Mikroalgen als Nahrungsergänzungsmittel und „functional food“ an den Mann bzw. die Frau gebracht, etwa in Form von Pulver und Tabletten. Da Mikroalgen der Spezies Chlorella und Spirulina als proteinreich gelten, empfiehlt man sie z.B. Sportlern und Veganern.
Nährstoffquelle für Vegetarier
Weil alle Algensorten einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen, können sie für Vegetarier und Veganer, die auf Seefisch verzichten wollen, eine wichtige Quelle dieser Substanzen sein. Zudem enthalten Algen fett- und wasserlösliche Vitamine. Die Gehalte sind aber je nach Algenart sehr verschieden, schreibt Dr. Knies. So enthält die Mikroalge Spirulina im Schnitt 160 µg Vitamin B12 pro 100 g Trockenmasse, die Makroalge Undaria pinnatifida (Wakame) aber nur 0,25 µg. Allerdings ist darauf zu achten, dass das Vitamin B12 in der Alge bzw. dem Algenprodukt in der biologisch aktiven, für den Menschen verwertbaren Form vorliegt und nicht in der inaktiven (B12-Analoga oder Pseudo-B12).
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Jodgehalt einiger Algensorten bedenklich
Viele der Meerespflanzen, besonders Braunalgen, weisen auch einen hohen Jodgehalt auf und könnten daher zur ausreichenden Versorgung mit diesem essenziellen Spurenelement beitragen. Doch Vorsicht: Die Gehalte an diesem Mineralstoff schwanken stark. So kann bereits durch den Verzehr von 10 g einer sehr jodreichen Alge die obere tolerable Zufuhr von 0,5 mg/Tag deutlich überschritten werden, warnt die Expertin. Um ernsthafte Schäden, besonders der Schilddrüse, zu verhindern, empfehle das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dringend, getrocknete Algenprodukte mit einem Jodgehalt ≥ 20 mg/kg für nicht verkehrsfähig zu erklären. Bei in Deutschland zugelassenen Nahrungsergänzungsmitteln bestehe aber bei sachgemäßer Einnahme kein Risiko einer Überdosierung. Algen lagern aus dem Meereswasser nicht nur essenzielle Mineralstoffe ein, sondern auch giftige Schwermetalle. So wurden relativ hohe Gehalte an Blei, Cadmium und Arsen gemessen. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass es durch Verzehr in üblichen Mengen zu Vergiftungserscheinungen komme, meint Dr. Knies. Bei langfristigem Algenkonsum wolle das BfR ein potenzielles Gesundheitsrisiko allerdings auch nicht ausschließen. In diesem Zusammenhang bemängelt die Wissenschaftlerin, dass es in Deutschland – anders als etwa in Frankreich – keine zulässigen Höchstmengen für möglicherweise gesundheitsschädliche Stoffe in den Meerespflanzenprodukten gebe. Insgesamt gesehen könnten Algen also den Speiseplan bereichern, aber auf einen exzessiven Verzehr dieser Pflanzen und von daraus gewonnenen Supplementen sollte verzichtet werden, rät die Expertin. Das gelte besonders für unzureichend deklarierte Produkte, etwa aus Asien.Knies JM. Ernährungs Umschau 2017; 2: M84-M93
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