Ein Kampfstoff ziert das Wohnzimmer - RKI warnt vor Rizinvergiftung mit tödlichen Folgen

Ob als Zierpflanze, Schmuckstück oder medizinisches Öl, Rizin ist leicht erhältlich. Und dass, obwohl es in Deutschland auf der Liste der biologischen Waffen steht und die Vereinten Nationen den Handel und Umgang mit der Reinform im Chemiewaffenübereinkommen beschränkt haben. Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht es vor allem aufgrund der allgemeinen Verfügbarkeit als „potenziellen biologischen Kampfstoff“. Grundsätzlich wirken alle Pflanzenteile des Wunderbaums (Ricinus communis) stark immunogen und giftig, jedoch enthalten vor allem die Samen das Toxin.
Samen sehen aus wie harmlose Nüsse
Rizinvergiftungen kommen in Deutschland insgesamt selten vor. Sie können zum Tod führen, denn die Proteine binden in der Zelle an Ribosome, legen dadurch die Proteinbiosynthese lahm und führen zur Apoptose. Das Gift kann oral, parenteral und inhalativ in den Körper gelangen. Der lokale Kontakt über die Haut führt zu teils schweren allergisch-toxischen Reaktionen mit Urtikaria, Schmerzen und Blasen. Systemische Reaktionen sind in diesem Fall bisher nicht bekannt.
Am häufigsten treten orale Vergiftungen auf, vor allem weil Personen die Samen gegessen haben, die optisch Nüssen ähneln. Der oft biphasische Verlauf beginnt mit gastrointestinalen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Dehydrierung und/oder abdominellen Schmerzen. Später können Muskelschmerzen bis hin zur Rhabdomyolyse, systemische Multiorganbeteiligung und Kreislaufversagen auftreten. Erfolgt keine Behandlung, besteht die Gefahr, dass Patienten nach 3–5 Tagen sterben.
Charakteristisch für die parenterale Aufnahme ist der i.d.R. foudroyante klinische Verlauf. Gelangte das Gift per Injektion in den Körper, entstehen sofort starke Schmerzen an der Einstichstelle und es kann binnen wenigen Stunden zum Kreislaufversagen kommen. Teilweise leiden die Patienten zusätzlich unter Fieber, Erbrechen bis hin zu Multiorganversagen. Der Tod tritt meist innerhalb von 36–48 Stunden ein.
Inhalieren Betroffene Rizin, löst es nach einer kurzen Latenzphase schwere pulmonale Symptome aus wie Bronchospasmen, Lungenödem oder akutes Lungenversagen mit Fibrosierung. Doch auch Urtikaria, schwere allgemeine Entzündungszeichen und Reizungen der Schleimhäute können auftreten. Damit ähneln die Symptome denen nach einer Verätzung.
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Viel trinken, Magenspülung, Kohletabletten
Deshalb empfehlen die Experten, bei oraler Intoxikation sich auf die Flüssigkeitssubstitution zu konzentrieren. Falls weniger als eine Stunde seit der Aufnahme vergangen ist, kann man eine endoskopisch gestützte Entfernung des Toxins erwägen. Danach ist die Gabe von Aktivkohle möglich, jedoch bestehen hierzu keine validen Daten. Von einer Darmspülung oder Laxanzien raten die Autoren ab. Die parenterale bzw. inhalative Intoxikation erfordert intensivmedizinische Betreuung in einem Zentrum der Maximalversorgung.So weisen Sie eine Intoxikation nach
Quelle: RKI. Epidemiologisches Bulletin 2017: 32: 315-321
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