
Vom Mettbrötchen ins Gehirn: Helminthen können gefährlich werden

Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen mit dem Rinder- oder Schweinebandwurm (Taenia saginata bzw. T. solium) infiziert, schreiben Dr. Henning Trawinski und Professor Dr. Christoph Lübbert vom Universitätsklinikum Leipzig. Allerdings gibt es große geographische Unterschiede (s. Kasten "Endemiegebiete").
Wurm kann im Darm 25 Jahre alt und fünf Meter lang werden
Normalerweise ist der Mensch der Endwirt der Plattwürmer: Eier und gravide Wurmglieder, die sogenannten Proglottiden, gelangen mit menschlichen Fäkalien auf Erdboden, Weideland oder ins Wasser. Rinder und Schweine infizieren sich bei der Nahrungsaufnahme. Die geschlüpften Hakenlarven, die Onkosphären, penetrieren die Wand des Dünndarms und gelangen über den Blutkreislauf in die Muskulatur der Tiere. Dort bilden sich Finnen, die der Mensch mit unzureichend gegartem Fleisch aufnimmt. In seinem Dünndarm entwickelt sich aus diesen Zystizerken ein vielgliedriger Wurm, der eine Länge von fünf Metern und ein Alter von 25 Jahren erreichen kann.
Als wurmverdächtig angesehene Symptome wie Gewichtsabnahme, Bauchschmerz, postprandiale Übelkeit, Erbrechen und Völlegefühl treten nur selten auf. Jejunum-Perforation und Meckel-Divertikulitis sind eine Rarität, und auch ein mechanischer Ileus ist eher selten. Denn in der Regel entwickelt sich nur ein einzelner Adultwurm, und dieser ist recht fragil.
Endemiegebiete
- Rinderbandwurm (Taenia saginata): Naher Osten, Zentral- und Ostafrika (v.a. Äthiopien), Zentralasien. Geringere Prävalenz (< 1 %) in Europa, Südostasien und Lateinamerika.
- Schweinebandwurm (T. solium): Lateinamerika, Chia, Indien, Südostasien, Afrika dlich der Sahara, Ost- und Südosteuropa.
Im Auge schwimmende Zystizerken beobachtet
Recht harmlos ist die extraneurale Zystizerkose. Sie manifestiert sich mit subkutanen oder intramuskulären Schwellungen an Extremitäten oder Thorax. Infolge der Entzündung können sie sich nach einigen Monaten schmerzhaft vergrößern, bilden sich aber nach dem Untergang der Zystizerken zurück und verkalken. Gravierender ist die Neurozystizerkose, die mit ausgeprägter Inflammation im Gehirn und nachfolgender Kalzifizierung einhergeht. Die Symptome hängen von Anzahl und Lage der Herde ab. Zu den möglichen Folgen zählen epileptische Anfälle ebenso wie intrakranielle Hypertension, Hydrozephalus und fokale Defizite. Auch im Auge wurden schon schwimmende Zystizerken beobachtet. Die Diagnose der Neurozystizerkose basiert auf dem Nachweis typischer Läsionen im kranialen CT und MRT sowie spezifischer Antikörper in Serum und Liquor. Häufig findet sich in der Zerebrospinalflüssigkeit eine Eosinophilie, seltener dagegen peripher.Das Steak besser well done
- kein rohes oder unzureichend gegartes Schweine- und Rindfleisch verzehren
- gründliches Durchgaren mit einer Kerntemperatur > 65 °C über mindestens fünf Minuten
- Einfrieren bei -10 °C über fünf Tage
- Albendazol (15 mg/kgKG/d über 10 Tage) plus
- Praziquantel (50 mg/kgKG/d ebenfalls über 10 Tage) plus
- Dexamethason (0,1 mg/kgKG/d über 1–2 Wochen, danach ausschleichend dosieren).
Quelle: Trawinski H, Lübbert C. Z Gastroenterol 2020; 58: 634-636; DOI: 10.1055/a-1169-4380
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