Fuchsbandwurm: Diagnose und Therapie der alveolären Echinokokkose

Dr. Andrea Wülker

In dieser Raumforderung befinden sich Larven des Fuchsbandwurms. Wie bei einem Karzinom kann es zur Ausbreitung in andere Organe und zum Tod kommen. In dieser Raumforderung befinden sich Larven des Fuchsbandwurms. Wie bei einem Karzinom kann es zur Ausbreitung in andere Organe und zum Tod kommen. © wikimedia/Wenya Liu et al.

Fuchsbandwurm­erkrankungen werden nicht nur in den klassischen Endemiegebieten Baden-Württemberg und Bayern beobachtet, sondern zunehmend auch in nördlicheren Bundesländern. Meist ist die Infektion gut behandelbar, aber nur in etwa 30 % der Fälle heilbar­.

Wie kommt der Fuchsbandwurm in den Menschen? Der adulte Parasit Echinococcus multilocularis lebt im Dünndarm von Rotfuchs oder anderen Karnivoren wie Hund oder seltener Katze. Diese Endwirte scheiden mit dem Kot infektiöse Bandwurm­eier aus, die meist kleine Nagetiere fressen. In diesen Zwischenwirten bilden sich viszerale Tumoren, in denen sich neue infektiöse Bandwurmkopfanlagen bilden.

Frisst ein Fuchs ein infiziertes Nagetier, schließt sich der Kreis. Gelegentlich nehmen Menschen versehentlich Eier oral auf und werden auf diese Weise zum Fehlzwischenwirt. Da zwischen Infektion und Diagnose Jahre bis Jahrzehnte vergehen können, lässt sich der Übertragungsvorgang und Infektionszeitpunkt meist nicht mehr rekonstruieren, heißt es im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI).

Wenn die Fuchsbandwurmeier den menschlichen Magen passiert haben, schlüpfen sogenannte Onkosphärenlarven. Nach dem Darmdurchtritt gelangen diese via Portalvene in die Leber, wo sich die Metazestoden, also die zweiten Larven, entwickeln. Der Leberbefall ist in den allermeisten Fällen die Primärmanifestation der Fuchsbandwurmerkrankung (alveoläre Echinokokkose). Das Larvengewebe von E. multilocularis wächst von der Leber aus nicht nur infiltrierend in benachbarte Organe ein – es kann auch metastasieren und sich in entfernte Organe absiedeln.

Bei Diagnosestellung häufig bereits extrahepatische Herde

Aufgrund dieses tumorartigen Verhaltens wird bei Betroffenen häufig zunächst ein Lebermalignom vermutet. Etwa ein Drittel der Patienten weist während der Diagnosestellung bereits parasitäre Fernmetastasen auf, am häufigsten in Lunge und Gehirn. Bleibt die alveoläre Echinokokkose unbehandelt, endet sie in 90 % der Fälle innerhalb von 10–15 Jahren tödlich. Eine adäquate Therapie erzielt jedoch eine 10-Jahres-Überlebensrate von 90 %. Die Fuchsbandwurmerkrankung zeigt keine typischen Frühsymptome. Häufig wird sie zufällig im Rahmen einer bildgebenden Untersuchung aus anderen Gründen entdeckt. Oder es fallen erhöhte Leberwerte auf, die Anlass für weitere Untersuchungen geben. Selbst große parasitäre Leberherde mit einem Durchmesser von mehr als 10 cm verursachen oft keine Beschwerden. Im späteren Krankheitsverlauf treten Druckgefühl im Bauch, Schmerzen, Übelkeit oder Fieber auf. Der Parasit kann auch Gallengänge und Gefäße involvieren und damit Cholestase und Ikterus verursachen. Die Diagnostik der alveolären Echinokokkose ist eine Herausforderung (s. unterer Kasten). Sie erfordert neben einer sorgfältigen Anamnese die Kombination von Bildgebung mit Sero- und Immundiagnostik. Nur bei etwa einem Drittel der Patienten wird die Erkrankung in einem primär lokal operablen Stadium diagnostiziert, das eine Heilung ermöglicht. Als primäres Ziel nennt das RKI die radikale Resektion eines Herdes; im Anschluss müssen die Patienten mindestens zehn Jahre nachbeob­achtet werden, um potenzielle Rezidive möglichst frühzeitig zu erfassen. Bei rund 70 % der Patienten ist jedoch während der Diagnose bereits ein Großteil der Leber befallen oder es liegen schon extrahepatische Herde vor, sodass eine kurative Operation nicht mehr möglich ist.

Risikofaktoren für eine Echinococcus-Infektion

  • Leben in ländlichen Gebieten
  • landwirtschaftliche Tätigkeiten, Waldarbeiten
  • Haltung von Hunden und Katzen
  • direkter Kontakt zu Füchsen, z.B. bei jagd- bzw. forstwirtschaftlichen Aktivitäten
  • Verzehr von selbst angebautem Gemüse und Kräutern
Das Essen von Waldbeeren konnte als Risikofaktor nicht bestätigt werden.

So diagnostizieren Sie eine alveoläre­ Echinokokkose

Die Diagnose basiert auf dem typischen Befund eines Lebertumors mit entsprechender Anamnese sowie positiver Echinokokken-Serologie. Laut WHO gilt sie als bestätigt, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
  • typische Organläsion in der Bildgebung
  • positive Echinokokken-Serologie im sensitiven Suchtest und spezifischen Bestätigungstest
  • kompatibler histopathologischer Befund von Metazestodengewebe bzw. Nachweis von E.-multilocularis-Nukleinsäure in klinischen Proben
Der Nachweis einer Echinokokkose ist in Deutschland meldepflichtig!

Jeder mit alveolärer Echinokokkose benötigt eine medikamentöse Therapie mit einem Benzimidazol, und zwar u.U. lebenslang, da diese Substanz nur parasitostatisch wirkt. Das RKI empfiehlt täglich 10–15 mg/kgKG Albendazol in zwei geteilten Dosen, jeweils zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit, damit der Wirkstoff gut resorbiert wird. Eine Alternative bietet Mebendazol 40–50 mg/kgKG/d auf drei tägliche Dosen verteilt.

Quelle: Kratzer W et al. Epid Bull 2019; 41: 423-429

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In dieser Raumforderung befinden sich Larven des Fuchsbandwurms. Wie bei einem Karzinom kann es zur Ausbreitung in andere Organe und zum Tod kommen. In dieser Raumforderung befinden sich Larven des Fuchsbandwurms. Wie bei einem Karzinom kann es zur Ausbreitung in andere Organe und zum Tod kommen. © wikimedia/Wenya Liu et al.
Hepatische Alveolare Echinokokkose beim Menschen Hepatische Alveolare Echinokokkose beim Menschen © wikimedia/Wenya Liu et al.