Nicht resektable Raumforderung wird durch Antihelminthikum in Schach gehalten

Maria Weiß

Hauptwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs, in seltenen Fällen auch Hund oder Katze. Hauptwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs, in seltenen Fällen auch Hund oder Katze. © crevis – stock.adobe.com

Ein 31-jähriger Mann berichtete von einer zwar asymptomatischen, aber seit Monaten bestehenden und stetig wachsenden Schwellung im Bereich des rechten Nebenhodens. Ansonsten hatte er keinerlei Beschwerden und fühlte sich insgesamt gesund. Prof. Dr. ­Gerhard ­Zöller und Kollegen von der Urologie am Klinikum Bad Hersfeld tasteten derbe, indolente perlschnurartige Tumoren. Die Raumforderungen waren teils zys­tisch, teils solide.

Routinemäßig schallten die Ärzte das Abdomen und stellen fest: Der junge Mann hatte nicht nur Nebenhodentumoren. Es zeigte sich auch eine große Raumforderung im linken Oberbauch mit Verlagerung der linken Niere nach dorsal und eine Hydronephrose rechts. In der daraufhin durchgeführten Computertomografie imponierte eine erhebliche Splenomegalie mit liquiden Einschmelzungen. Hinzu kamen multiple, zum Teil verkalkte Raumforderungen in der Leber und eine tumorartige Raumforderung im kleinen Becken rechts. Letztere hatte zur Hydronephrose geführt und war bereits in die Blase eingebrochen. Aufgrund des massiven Befunds dachten die Kollegen zunächst an eine hämatologisch-onkologische Systemerkrankung und überwiesen den Patienten in die Innere des nächstgelegenen Universitätsklinikums. Die dort durchgeführte diagnostische Punktion der Milz ergab zwar nekrotisches Gewebe, aber keinen Anhalt für Malignität. 

Im zystischen Randbereich zeigte sich jedoch – als erstes Indiz auf eine Echinokokkose – eine ausgeprägte PAS-Färbung. Der positive Nachweis von Anti­körpern gegen den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) bestätigte den Verdacht einer alveolären Echinokokkose. Da die Läsionen aufgrund ihrer Ausbreitung nicht resektabel waren, erhielt der Patient eine Dauertherapie mit Albendazol. Nach einjähriger Behandlung waren die Raumforderungen zwar immer noch da, hatten aber nicht an Größe zugenommen und verursachten nach wie vor keine Beschwerden.

Übertragung durch Eier auf Pilzen oder Waldbeeren

Hauptwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs, in seltenen Fällen auch Hund oder Katze. Auf den Menschen übertragen werden die Eier der Parasiten meist durch den Verzehr kontaminierter Pilze oder Waldfrüchte. An derartige Mahlzeiten konnte sich der Patient allerdings nicht erinnern, sodass  Prof. Zöller und seine Kollegen von der Übertragung durch einen Hund ausgingen.

Im menschlichen Körper entwickeln sich die Eier zu zystisch imponierenden Larven, die das Gewebe befallener Organe sukzessive zerstören. Eine operative Therapie ist aufgrund des infiltrierenden Wachstums – wie auch im geschilderten Fall – oft nicht möglich und führt häufig zu Rezidiven. Als Alternative bleibt eine Dauerbehandlung mit Anthelminthika wie Mebendazol oder ­Albendazol.

Quelle: Zöller G et al. Urologie 2022; 61: 657-659; doi: 10.1007/s00120-022-01775-x

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Hauptwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs, in seltenen Fällen auch Hund oder Katze. Hauptwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs, in seltenen Fällen auch Hund oder Katze. © crevis – stock.adobe.com