
Echinokokkosen: Behandlung bei Infektion mit Hunde- oder Fuchsbandwurm

Die Häufigkeit der zystischen Echinokokkose (CE) in Deutschland nimmt tendenziell zu: Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, wobei die Ansteckung fast ausschließlich im Ausland stattfindet. Verursacher ist der Hundebandwurm (E. granulosus).
Mit ihm infizieren sich Hunde zumeist, indem sie infizierte Schlachtabfälle (z.B. Schafe, Ziegen, Rinder) fressen. Der Mensch nimmt die ausgeschiedenen infektiösen Eier als Fehlzwischenwirt fäkal-oral auf. Aus dem Dünndarm wandern die Larvenvorstufen nach Perforation der Darmwand durch die Blut- und Lymphbahnen in die Zielorgane, insbesondere Leber (70 %) oder Lunge (20 %), wo sich die typischen Zysten bilden, in denen sich neue Echinococcus-Larven entwickeln. Von dort kann sich die Infektion in andere Organe ausbreiten, etwa in die Niere, Milz, ZNS oder Peritoneum.
Rund 60 % aller Infizierten bleiben symptomfrei. Häufig ist die Diagnose daher ein Zufallsbefund, wenn aus anderen Gründen eine Bildgebung erfolgt. Wenn überhaupt, treten Symptome meist erst Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion auf. Die Beschwerden entstehen dann wegen lokaler Effekte der Zysten auf die umgebenden Organstrukturen. Bei Zysten in der Leber können eine Cholangitis oder eine Cholestase auftreten. Folgen von pulmonalen Zysten können chronischer Husten, Auswurf, Hämoptysen, Pleuritis oder ein Lungenabszess sein. Komplikationen treten auf, wenn Zysten rupturieren. In diesem Fall kann es zu schweren immunologischen Reaktionen bis hin zur Anaphylaxie kommen.
Diagnose via Sono plus Serologie
Für die Diagnose ist neben dem sonographischen Nachweis von Zysten die serologische Detektion von echinokokkusspezifischen Antikörpern erforderlich. Auch die Histopathologie kann einen entsprechenden Befund ergeben.
Bei symptomfreien Patienten mit inaktiven Zysten kommt eine Watch-and-wait-Strategie infrage. Ansonsten sind in Abhängigkeit von Größe, Lage und Aktivität eine medikamentöse Therapie mit Benzimidazol und/oder eine chirurgische Resektion indiziert. Auch ohne positive Serologie ist eine typische CE-Zyste bei Herkunft aus einem Endemiegebiet wie eine CE zu behandeln.
Erreger der alveolären Echinokokkose (AE) ist der Fuchsbandwurm (E. multilocularis). Hierzulande gilt er als endemisch, insbesondere in Süddeutschland kommt er vor.
Zum Zeitpunkt der Diagnose sind Betroffene im Schnitt 50 Jahre alt; im Kindes- und Jugendalter ist die Erkrankung extrem selten. Ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung haben Menschen in ländlichen Regionen, Landwirte, Waldarbeiter, Halter von Hunden und Katzen sowie Jäger und Förster mit direktem Kontakt zu Füchsen. Dass sich das Risiko durch Verzehr von Waldbeeren erhöht, konnte bislang nicht zweifelsfrei bestätigt werden.
Füchse scheiden infektiöse Eier mit dem Kot aus. Der Mensch ist auch hier ein Fehlzwischenwirt. Weil das Larvengewebe ein infiltrierendes, tumorartiges Wachstum zeigt, gilt die AE als die gefährlichste Parasitose in Europa. Fast immer ist initial die Leber befallen; eine Ausbreitung in benachbarte Gewebe ist möglich. Unbehandelt verläuft die alveoläre Echinokokkose in neun von zehn Fällen innerhalb von 10 bis 15 Jahren tödlich.
Bei der AE wird die Diagnose meist im Rahmen einer bildgebenden Abklärung pathologisch erhöhter Leberwerte oder als Zufallsbefund gestellt. Manifestationen, die zu Beschwerden führen, treten typischerweise erst im fortgeschrittenen Stadium auf, darunter Cholestase, Ikterus, Pfortaderthrombose, portale Hypertension und Befall bzw. Thrombose der Vena cava inferior. Die Leber kann vergrößert sein, mitunter treten ein abdominelles Druckgefühl, Schmerzen, Übelkeit oder Fieber auf.
Albendazol hemmt nur das Wachstum und tötet nicht ab
In der Regel bemerkt man die Leberläsionen zuerst in der Sonographie; für die genauere Charakterisierung ist bei Erwachsenen die CT und bei Kindern die MRT geeignet. Zusätzlich braucht es die Serodiagnostik, für die eine Kombination aus einem sensitiven Suchtest und einem spezifischen Bestätigungstest verwendet werden sollte.
Bei der alveolären Echinokokkose besteht immer eine Therapieindikation mit Albendazol, welches das Wachstum der Parasiten aufhalten, sie aber nicht abtöten kann. Deshalb muss die Behandlung lebenslang erfolgen. Bei einem Teil der Patienten ist eine chirurgische Resektion möglich, wobei hier zusätzlich eine zeitlich begrenzte medikamentöse Therapie nötig ist. Prophylaktisch sinnvoll sind eine konsequente Hände- und Nahrungsmittelhygiene sowie die Einzäunung von Gemüsegärten.
Quelle: Grüner B, Richter PJ. internistische praxis 2021; 63: 353-266 © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).