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Auch Bakterien und Parasiten setzen der Verdauungsdrüse zu

Eine nicht-virale Leberinfektion kann sich klinisch sehr variabel präsentieren, schreiben Dr. Ansgar Deibel und Prof. Dr. Beat Müllhaupt, beide von der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsspital Zürich. So sind bei betroffenen Patientinnen und Patienten möglicherweise die Leberwerte erhöht, ohne dass Symptome vorliegen. Manchmal kommt es zum Ikterus, oder in der Bildgebung fällt ein Abszess oder ein Granulom auf.
Bakterieller Leberabszess
Bakterielle Leberabszesse treten typischerweise bei älteren Menschen auf. Sie äußern sich vor allem durch Fieber, Abdominalschmerzen und Müdigkeit. Meist entwickeln sie sich infolge einer eitrigen Cholangitis, durch hämatogene Streuung oder nach einer Appendizitis oder Divertikulitis, erläutern die beiden Autoren. Kleinere Abszesse lassen sich mit einem intravenösen Antibiotikum behandeln, größere machen mitunter eine Punktion oder Drainage erforderlich. Die Häufigkeit von Leberabszessen steigt Studien zufolge an.
Brucellose
Infektionen mit Brucellen sind hierzulande selten, ihre Inzidenz hat aber in Ländern wie Syrien und im zentralasiatischen Raum deutlich zugenommen. Übertragen werden die Bakterien beim Kontakt mit infizierten Nutztieren, durch den Verzehr von Rohmilch oder über Aerosole. Neun von zehn Erkrankungen verlaufen subklinisch. Ein symptomatischer Infekt äußert sich durch Fieber, Nachtschweiß, Arthralgien, Myalgien, Rückenschmerzen, Gewichtsverlust und Schwäche. Typisch sind Hepatosplenomegalie, Lymphadenopathie und leicht erhöhte Leberwerte. Bioptisch lassen sich häufig Granulome in der Leber nachweisen. Die Diagnose erfolgt anhand einer Blut- oder Knochenmarkkultur, per ELISA oder PCR. Unbehandelt kann es zur chronischen Infektion kommen.
Q-Fieber
Verursacher des Q-Fiebers ist das Bakterium Coxiella burnetii, die Übertragung erfolgt über Aerosole. 60 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch, die restlichen 40 % in Form einer grippeähnlichen Erkrankung. Eine Hepatitis tritt in etwa 40 % der Fälle auf, wobei sich bioptisch meist Granulome nachweisen lassen. Die Diagnose erfolgt serologisch oder mittels PCR. Behandelt wird mit Doxycyclin.
Aktinomykose der Leber
Aktinomykosen, ausgelöst durch Bakterien der Gattung Actinomyces, werden in orozervikofaziale (50 % der Fälle), thorakale (15–20 %) und abdominopelvine (20 %) Befallsmuster eingeteilt. Bei etwa 15 % der abdominellen Infekte ist die Leber beteiligt. Prädisponierende Faktoren sind vorangegangene Eingriffe im Bauchraum oder im kleinen Becken, Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Karies und Zahnabszesse. Als Symptome können Fieber, Abdominalschmerzen, Gewichtsverlust, Anorexie und Schüttelfrost auftreten. Typisch sind Hepatomegalie, Druckschmerzhaftigkeit im rechten Oberbauch und Leukozytose. Entzündungsparameter und alkalische Phosphatase sind erhöht. Die Läsionen können abszessähnlich und zystisch ausfallen oder wie tumorverdächtige Knoten aussehen. Die Diagnose erfolgt mittels Biopsie oder anhand des Resektats. Therapiert wird antibiotisch, ggf. in Kombination mit Resektion oder Drainage.
Zystische Echinokokkose
Grundlage der Diagnose sind die Herkunft der Patientin oder des Patienten aus einem Risikogebiet für die Erkrankung und der Nachweis von Zysten mit sichtbarer Wand in der Leber oder einem anderen Organ. Die Bildgebung erfolgt in aller Regel mittels Ultraschall. Man unterscheidet zwischen aktiven und inaktiven Zysten, wonach sich auch die Behandlung richtet. Zur Auswahl stehen die medikamentöse Therapie mit Benzimidazolen, minimalinvasive Verfahren, die Chirurgie sowie das Watchful Waiting.
Alveoläre Echinokokkose
Der Erreger der alveoläre Echinokokkose, der Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis, kommt in Deutschland auf der Schwäbischen Alb vor. Weitere eruropäische Endemiegebiete sind das französische Jura, das Schweizer Mittelland und die baltischen Staaten. Mehr als 90 % aller Fälle weltweit werden in China registriert. Bei Personen aus diesen Gebieten mit Lebertumoren sollte stets eine alveoläre Echinokokkose in die Differenzialdiagnose einbezogen werden, raten die Autoren. Im frühen Stadium können die Raumforderungen chirurgisch reseziert werden. Ansonsten ist eine lebenslange Behandlung mit Benzimidazolen erforderlich.
Fasziolose
Die Fasziolose ist weltweit die häufigste Infektion mit Trematoden. Hierzulande ist die Erkrankung aber selten und verläuft meist mild oder asymptomatisch. Man unterscheidet eine aktive Phase mit jungen Saugwürmern in der Leber und eine chronische Phase, in der sich adulte eierausscheidende Parasiten in den Gallengängen befinden. Die Behandlung erfolgt mit Triclabendazol, das hierzulande aber keine Zulassung hat.
Quelle: Deibel A, Müllhaupt B. Inn Med (Heidelb) 2024; 65: 318-324; DOI: 10.1007/s00108-024-01678-3
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