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Hundebandwurm: Wenn Echinokokkus-Zysten reißen, wird es gefährlich

Bei Patienten mit heftigen Bauchschmerzen und Schock empfiehlt es sich, auch an eine allergische Reaktion aufgrund einer Echinokokkose zu denken, sofern Sepsis und Blutungen ausgeschlossen sind, erklären Dr. Mathias Friebe und seine Kollegen. Die Mitarbeiter des evangelischen Krankenhauses Oberhausen sprechen aus eigener Erfahrung. Sie behandelten eine junge Syrerin mit starken Schmerzen im Oberbauch, die im Eingangsbereich ihrer Notaufnahme kollabiert war. Als sie die Frau untersuchten, bemerkten die Ärzte unter anderem einen Hautausschlag am Rumpf, der auf eine mögliche anaphylaktische Reaktion hindeutete.
Medikamentöse Therapie plus lokale Sanierung
Neben Volumen und Adrenalin verabreichten sie Antihistaminika und Prednisolon. Zusätzlich erhielt die Frau Sauerstoff. Die Maßnahmen waren erfolgreich, das Exanthem bildete sich rasch zurück und der Kreislauf der Patientin erholte sich.
In Ultraschall und CT fielen freie Flüssigkeit und eine etwa butterpäckchengroße Raumforderung mit wellenförmigen Septierungen auf. Dieses Bild passte zu einer rupturierten Echinokokkus-Zyste, schreiben die Kollegen. Sie nahmen die junge Frau auf die Intensivstation auf. Da sich kein entsprechender Test und laboranalytisch nur eine Neutrophilie, aber kein klarer Hinweis auf eine Parasitose fand, behandelten sie die Patientin empirisch mit dem Anthelminthikum Albendazol. Denn dies steigert die Überlebensrate bei rupturierten Zysten deutlich.
Um weitere Sensibilisierungen und Rezidive zu verhindern, bedarf es zusätzlich der lokalen Sanierung. Bei noch intakten Zysten sei unbedingt so zu präparieren, dass diese nicht reißen, betonen die Autoren. Ist dies, wie in ihrem Fall, schon geschehen, bleibt nur, das betroffene Organgewebe zu entfernen und alles bestmöglich zu reinigen. Die Kollegen operierten die Patientin daher und spülten den Bauchraum mit 20%iger Kochsalzlösung, was die Würmer osmotisch abtötet.
Trotz größter Sorgfalt tritt bei bis zu 10 % der Patienten ein erneuter Befall auf. Daher sind halbjährliche Kontrollen über fünf Jahre hinweg nötig – am besten abwechselnd sonographisch und per CT oder MRT, kombiniert mit einer Laboranalyse. Auf letztere sollte man sich allerdings nicht zu sehr verlassen: Im Endeffekt bestätigte bei der beschriebenen Patientin nämlich erst der histologische Befund die Infektion mit dem Hundebandwurm. Antikörper fanden sich nicht.
Mit einem solchen negativen Ergebnis muss man laut den Autoren bei bis zu einem Fünftel aller Infektionen rechnen. In den übrigen Fällen steigen die spezifischen Antikörper nach der Operation zunächst an und fallen dann über 12–18 Monate langsam ab. Manchmal sind sie erst nach bis zu sieben Jahren nicht mehr nachweisbar.
Quelle: Friebe M, Große Düweler C, Theurer S „Anaphylaxie bei rupturierter Echinokokkuszyste“, Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 1321-1324; DOI: 10.1055/a-1145-0454
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