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Von Kopf bis Anus

Wegen des Verdachts auf eine Nagelpilzinfektion startete der Hausarzt eines 26-Jährigen einen Therapieversuch mit ciclopiroxhaltigem Nagellack. Da die erhoffte Besserung ausblieb, wandte sich der junge Patient an den Sanitätsdienst der Bundeswehr. Dort schaute man sich das gesamte Integument an und wurde fündig: Zusätzlich zum Nagelbefund zeigte sich eine erythematöse Mazeration in der Rima ani. Außerdem fiel eine leicht schuppende Plaque an der behaarten Kopfhaut auf, die immerhin 3 x 4 cm groß war. Beide Veränderungen hatte der Patient selbst vorher nicht bemerkt.
Die Inspektion der Nägel ergab mehrere Läsionen im Bereich des Paronychiums, die am Mittelfinger der linken Hand mit einer hämorrhagischen Kruste bedeckt waren. Am rechten Daumennagel befand sich zusätzlich ein sogenannter Ölfleck und am linken Daumen ein Tüpfelnagel. Aufgrund der Kombination von Haut- und Nagelbefunden diagnostizierten Benjamin Krichevsky vom Sanitätsdienst der Bundeswehr in Kiel und Kollegen eine Psoriasis.
An Differenzialdiagnosen wären neben der erwähnten Onychomykose Verletzungen durch physikalische oder chemische Noxen in Betracht gekommen. Auch rheumatische Erkrankungen wie die limitierte kutane systemische Sklerose können sich ähnlich präsentieren, doch die Veränderungen an Rima ani und Kapillitium passen nicht ins Bild.
Die Schuppenflechte ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. In den westlichen Ländern leiden etwa 2–3 % der Bevölkerung daran. Die Dermatose führt zu einer Proliferation der Keratinozyten. Diese manifestiert sich an der freien Haut in Form von scharf begrenzten erythematösen Plaques mit silbrig-weißer Schuppung.
Haut- und Nagelveränderung meist vor Gelenkmanifestation
In etwa 50 % der Fälle sind auch die Nägel beteiligt. Als typisch gelten Ölflecken und Tüpfelnägel. Beide Befunde entstehen durch eine psoriatische Beteiligung des Nagelbetts bzw. der Matrix. Bis zu 30 % der Patienten entwickeln eine Psoriasis-Arthritis, wobei sich die Haut- und Nagelveränderungen meist vor der Gelenkmanifestation zeigen.
Der junge Mann hatte noch keine schmerzhaften Gelenke oder Sehnenansätze. Er wurde darüber aufgeklärt, dass diese und andere muskuloskelettale Beschwerden im Rahmen der Schuppenflechte auftreten können. Um eine frühzeitige Therapie zu ermöglichen, wurde vereinbart, dass er bei Symptomen zeitnah einen Arzt konsultiert.
Quelle: Krichevsky B, Strunz PP, Heck J „26-jähriger Mann mit Nagelveränderungen“, Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 1291-1292; DOI: 10.1055/a-1557-6604 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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