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Mit pegIFN schneller weg vom TKI

Unter Federführung der Deutschen CML-Studiengruppe untersuchen Forschende in der TIGER-Studie, inwieweit pegyliertes Interferon-α (pegIFN) zusätzlich zu Nilotinib rasche tiefe Remissionen, ein früheres Absetzen des TKI Nilotinib und eine länger andauernde therapiefreie Remission (TFR) ermöglicht. 692 Patient:innen mit CML in chronischer Phase erhielten in der Hauptstudie randomisiert entweder
- Nilotinib als Monotherapie (300 mg zweimal täglich, n = 353) oder
- in Kombination mit pegIFN (30–59 µg einmal wöchentlich, n = 339).
Nach 18 Monaten wurde als primärer Endpunkt das Erreichen eines majoren molekularen Ansprechens (MMR; BCR::ABL1 ≤ 0,1 % auf der Internationalen Skala IS) untersucht.
Mit alleinigem Nilotinib erreichten 81 % der Teilnehmenden diesen Meilenstein, mit der Kombination 88 % (p = 0,0214), berichtete Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Universitätsklinikum Jena. Die Zwei-Jahres-Wahrscheinlichkeit für ein MR4-Ansprechen (BCR::ABL1 ≤ 0,01 % IS) betrug in den beiden Gruppen 62 % und 73 %.
Hielt ein MMR bis zu Monat 24 an, wurde in der Monotherapiegruppe Nilotinib fortgeführt, im Kombinationsarm dagegen abgesetzt und nur pegIFN weiter verabreicht. Das war bei 129 der 279 Patient:innen der Fall, die zum Auswertungszeitpunkt die Erhaltungsphase begonnen hatten. 17 verloren die MMR danach wieder, eine Person starb. Weitere 17 Menschen begannen erneut eine TKI-Therapie, einer erhielt eine Stammzelltransplantation.
79 Teilnehmende, die nach mindestens 36 Monaten Therapie ein mindestens zwölfmonatiges MR4-Ansprechen erreichten, konnten auch pegIFN absetzen. Die Überlebensrate ohne molekulares Rezidiv betrug danach 86 %, erklärte Prof. Hochhaus.
Atypische Transkripte – atypisches Monitoring
Eine explorative Analyse von 15 Personen mit atypischen BCR::ABL1-Transkipten ergab, dass in diesen Fällen ein individuelles molekulares Monitoring hilfreich ist. Wie Prof. Hochhaus berichtete, wird das Ansprechen dabei entweder anhand des Verhältnisses von BCR::ABL1-Transkripten zu Beta-Glukuronidase (GUS) eingeschätzt oder – bei nicht detektierbaren BCR::ABL1-Transkripten – anhand von ABL1 und GUS. In der TIGER-Studie erreichten 9 Personen mit atypischen Transkripten unter einer der beiden Therapien eine Reduktion der Transkripte um mindestens vier Logstufen und 7 dieser 9 Betroffenen begannen die TFR-Phase.
Ein zweiter primärer Endpunkt
Das Anhalten der TFR mit einer MMR zwölf und 24 Monate nach Absetzen bildete den zweiten primären Endpunkt der Studie. Die Wahrscheinlichkeit einer MMR betrug zwölf Monate nach Absetzen der Nilotinib-Monotherapie 62 % und 69 % nach Absetzen der Kombination. Die entsprechenden MMR-Raten nach 24 Monaten erreichten 53 % und 62 %.
Einen Unterschied im OS oder PFS gab es in den beiden Armen nach acht Jahren nicht (95 % und 93 % in der Gesamtpopulation). „Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei CML hat im Rahmen einer solch gut durchgeführten Studie praktisch die in der Normalbevölkerung erreicht“, erläuterte Prof. Hochhaus.
Unter der Nilotinib-Monotherapie traten Bluthochdruck, vaskuläre Erkrankungen und periphere arterielle Verschlusskrankheit des Grads ≥ 3 häufiger auf, im Kombinationsarm Fatigue, grippeähnliche Symptome, Anämie, Neutropenie und Leberwerterhöhungen. Lebensqualitätsanalysen belegten laut Prof. Hochhaus verschlechterte kognitiven Funktionen und höhere Fatigue-Raten unter Nilotinib-pegIFN, insbesondere bei Patient:innen über 40 Jahre.
Eine Kombination von Nilotinib und pegIFN ist demnach machbar und kann die Dauer der TKI-Therapie und damit das kumulative Risiko für vaskuläre Ereignisse verringern, geht aber mit einer reduzierten Tolerabilität einher.
Quelle:
Hochhaus A et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 446
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