Vorfußschmerzen wirksam lindern

Dr. Carola Gessner, Foto: fotolia, Sunny studio

Schmerzen im Vorfuß und Beschwerden beim Laufen? Dahinter kann ein "durchgetretener Fuß", ein Schneiderballen, Hallux rigidus oder ein Neurom stecken.

Das Allerweltsproblem Hallux valgus kann betroffenen Patienten auf unterschiedlichste Weise zusetzen. Die Symptome reichen vom „Schuhkonflikt“ bis hin zu starken Schmerzen und Bursitiden, erklärte die Orthopädin und Unfallchirurgin Silke Lein vom Fußzentrum am Agaplesion Bethesda-Krankenhaus Stuttgart. Konservative Maßnahmen bestehen u.a. in Fußmuskeltraining. Der Patient soll üben, die Zehen zu spreizen, sie auseinandergespreizt zu beugen, und viel barfuß gehen. Darüber hinaus versucht man mit Einlagen und Schienen, die Schmerzen zu lindern.





Fleißig üben: Zehengymnastik stärkt die Fußmuskeln (1). Die Halluxbandage hält die Großzehe in Position (2). Schneiderballen durch Spreizfuß: Nicht nur der erste, sondern auch der fünfte Strahl kann nach außen abweichen (3). Ab einer gewissen Ausprägung der Hallux-valgus-Deformität (4) wird die Operation diskutiert.
Abb.: S. Lein, Stuttgart

Wenn diese Maßnahmen nicht genügen, bleibt nur die operative Therapie. In weniger ausgeprägten Fällen erfolgt im Stuttgarter Fußzentrum meist die Osteotomie nach Chevron. Wenn der Abweichungswinkel der ersten Zehe größer ausfällt bzw. stärkere Beschwerden bestehen, bevorzugt man dagegen die Lapidus-Arthrodese.

Fünfter Strahl weicht ab beim Schneiderballen

Patienten mit Schneiderballen haben „dasselbe in Grün“, nur am fünften Strahl. Hier kommt die kleine Variante der Chevron-Osteotomie zum Einsatz („Chevronette“), bei der das Op.-Resultat mit einem Draht stabilisiert wird.


Andere Personen wiederum leiden unter Schmerzen, weil eine Arthrose im Großzehengrundgelenk „Ärger bereitet“: Beim Hallux rigidus unterscheidet man je nach Verschleiß-Ausmaß unterschiedliche Stadien:

 

  • Dorsalextension eingeschränkt

 

  • stärkere Probleme mit Schuhkonflikt und Belastungsschmerz

 

  • Ruheschmerz


Konservativ erzielt man mit einer Abrollhilfe im beginnenden Stadium gute Erfolge. Wenn das nicht mehr hilft, muss man das weitere – operative Vorgehen individuell besprechen: Bei der Cheilektomie werden alle störenden Knochenanteile reseziert, bei Ruheschmerz bietet Dr. Lein die Arthrodese an.


Sehr häufig lautet die Diagnose bei Vorfußbeschwerden Metatarsalgie. Diverse Ursachen kommen für die Schmerzen unter den Mittelfußköpfchen infrage – vom Spreizfuß, über die rheumatoide Arthritis bis hin zum altersbedingt atrophierten Plantarzellpolster oder zu einem Morton-Neurom.

Plötzliche Krallenzehe zeitnah in den Op.

Konservativ lässt sich da einiges ausprobieren – Einlagen mit guter Weichteilbettung, breite Schuhe, Fußgymnastik, Barfußlaufen oder auch die Beratung beim Podologen. Ansonsten kann auch hier eine Operation (z.B. Resektion bei überlangen Mittelfußknochen II/III) die Symptome lindern.


Besonders wies die Chirurgin auf das Phänomen der plötzlich entstandenen Krallenzehe hin. Wenn die plantare Platte, welche die Gelenkkapsel verstärkt, einreißt, bildet sich innerhalb weniger Wochen die Zehenfehlstellung aus, erläuterte die Kollegin. „Das lässt sich konservativ nicht bessern, die Operation sollte so früh wie möglich erfolgen.“ In der Nachbehandlung muss die betroffene Zehe konsequent mit Tape nach unten fixiert werden, um das Ergebnis nicht zu gefährden.


Last, but not least kann ein stechender, elektrisierender Vorfußschmerz (teilweise in Ruhe) auch auf ein Morton-Neurom hinweisen. Pelziges Gefühl zwischen den Zehen und Schmerzverstärkung bei Vorfußkompression erhärten den Verdacht. Hierbei handelt es sich um eine gutartige Geschwulst durch mechanische Reizung an der Engstelle zwischen den Mittelfußköpfchen II/III oder III/IV. Einlagen wirken hierbei ungünstig, da sie den Druck auf das Neurom verstärken.


Dr. Lein und Kollegen bevorzugen eine Infiltration von dorsal mit Lokal­anästhetikum und Kortison – diese bestätigt meist auch die Diagnose: Einen Großteil der Patienten bekommt man damit beschwerdefrei, so die Kollegin. Versagt die Injektionstherapie, folgt die operative Behandlung: Durchtrennen des Ligamentum intermetatarsale oder Neurom-Resektion.

 




Quelle: 50. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg

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