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Vulnerabler Phänotyp: Hypoglykämien und kardiovaskuläre Ereignisse bedingen einander

Verschiedene Untersuchungen deuten auf einen engen wechselseitigen Zusammenhang zwischen schweren Hypoglykämien und Herz-Kreislauf-Komplikationen hin, berichtete ein Autorenteam um Professor Dr. Eberhard Standl, Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz Zentrum München.
Diese Beobachtungen konnten nun durch eine Post-hoc-Analyse von Daten der EXSCEL-Studie bestätigt werden. In der placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde die kardiovaskuläre Sicherheit von Exenatid vs. Placebo an einem Kollektiv von 14.752 erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes geprüft. Etwa 73 % der Patienten waren kardiovaskulär vorbelastet, z.B. in Form einer koronaren Herzkrankheit, einer ischämischen zerebrovaskulären Erkrankung oder einer peripheren arteriellen Gefäßerkrankung.
Kennzeichen des vulnerablen Phänotyps
- höheres Alter
- längere Diabetesdauer
- häufiger insulinpflichtig bzw. höhere Insulindosis
- fortgeschrittene chronische Nierenerkrankung
- oft vorbestehende Herzinsuffizienz
- hoher Charlson-Comorbidity-Index
Verschiedene Variablen in Analyse berücksichtigt
Insgesamt 14.636 Patienten erlitten weder eine schwere Hypoglykämie noch ein Herz-Kreislauf-Ereignis. Von 466 Teilnehmern mit einer schweren Unterzuckerung starben 15 an nicht-kardiovaskulären Folgen, 116 wiesen auch ein kardiovaskuläres Ereignis auf. Von diesen 116 Patienten ging in 66 Fällen die Hypoglykämie dem kardiovaskulären Ereignis voraus, in 50 Fällen folgte sie auf eine Herz-Kreislauf-Komplikation. Die Analyse unter Berücksichtigung verschiedener Einflussvariablen ergab: Nach einer schweren Hypoglykämie stieg die Gesamtmortalität um den Faktor 1,83, das kardiovaskuläre Sterberisiko um den Faktor 1,6 und das Risiko für eine Hospitalisation aufgrund einer Herzinsuffizienz um den Faktor 2,09. Umgekehrt nahm das Risiko für eine schwere Hypoglykämie nach einem Myokardinfarkt um den Faktor 2,02, nach einem Schlaganfall um den Faktor 2,3, nach einer Hospitalisation aufgrund einer Herzinsuffizienz um den Faktor 3,24 und nach einer Hospitalisation aufgrund eines akuten Koronarsyndroms um den Faktor 2,0 zu. Die Ergebnisse bestätigen erneut den in beide Richtungen bestehenden Zusammenhang zwischen Hypoglykämien und Herz-Kreislauf-Ereignissen, so die Forscher. Patienten mit dualer Gefährdung, also sowohl erhöhtem Unterzuckerungs- als auch kardiovaskulärem Risiko, zeichnen sich dabei offenbar durch eine erhebliche Multimorbidität aus. Demnach bedürfen Patienten mit diesem vulnerablen Phänotyp laut Autoren einer besonders sorgfältigen Betreuung und einer umsichtigen Insulindosierung.Quelle: Standl E et al. Diabetes Care 2019; DOI: 10.2337/dc19-1079
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