Wann wird die Asbestose bösartig?

Josef Gulden

Maligne Mesotheliome entstehen oft viele Jahre nach dem Einatmen von Asbestfasern – auch heute noch. Maligne Mesotheliome entstehen oft viele Jahre nach dem Einatmen von Asbestfasern – auch heute noch. © iStock.com/Brasil2

Ein malignes Mesotheliom könnte früher erkannt werden: mithilfe der im Serum gemessenen Konzentrationen von Calretinin und Mesothelin. Das deuten Ergebnisse einer Studie mit an benignen Asbestosen erkrankten Patienten an.

Eine Früherkennung des malignen Mesothelioms ist bisher kaum möglich – der Tumor ist daher fast immer unheilbar und die Überlebensdauer kurz. Um möglicherweise Fortschritte bei der Früherkennung zu erzielen, analysierten Arbeitsmediziner an der Ruhr-Universität Bochum über zehn Jahre im Jahresrhythmus Blutproben von fast 2800 Probanden, die an (noch) benignen Asbestosen litten. Untersucht wurden vor allem die Konzentrationen der beiden Proteine Calretinin und Mesothelin, deren Titer bei Mesotheliom-Patienten schon früher als erhöht aufgefallen waren.

In einer in die Gesamtkohorte eingebetteten Fall-Kontroll-Studie wurden 34 Patienten, die später an einem Mesotheliom erkrankten, 136 gematchten Kontrollen gegenübergestellt. Calretinin und Mesothelin konnten dabei als Biomarker für die Entwicklung des Malignoms bestätigt werden: Nachdem die Spezifität für Calretinin vorab auf 98 % und die für Mesothelin auf 99 % festgelegt worden war, ergab sich eine Sensitivität von 31 bzw. 23 % für die Vorhersage eines Mesothelioms. Bei Kombination beider Marker lag der Wert bei immerhin 46 %. Durch die Suche nach diesen beiden Proteinen im Blut kann also beinahe jedes zweite Mesotheliom rund ein Jahr früher als bisher detektiert werden. Aufgrund der hohen Spezifität gibt es dabei kaum falsch positive Fälle. Dies soll laut den Autoren dazu beitragen, unnötige psychische Belastungen zu verhindern.

Kein Problem von gestern

Der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für das maligne Mesotheliom ist das Einatmen von Asbestfasern. Diese wurden bereits 1977 von der International Agency for Research on Cancer (IARC) als karzinogen klassifiziert. Mit Neuerkrankungen wird man noch geraume Zeit rechnen müssen: Zum einen, weil die Latenzzeit bis zum Ausbruch von mit Asbest assoziierten Tumoren, vor allem eines malignen Mesothelioms, bis zu mehr als 70 Jahre betragen kann. Zum anderen, weil Asbest in vielen Ländern noch immer im Einsatz ist.

Dass die Sensitivität durch die Kombination der beiden Marker verbessert werden konnte, lässt die Wissenschaftler hoffen. Denn mithilfe weiterer, noch zu identifizierender Marker könnte diese noch zusätzlich erhöht werden. Vor allem aber bleibe ein wichtiger Punkt zu klären: Um herauszufinden, ob die frühere Diagnose sich günstig auf die Therapierbarkeit und damit auf die Prognose der Patienten auswirkt, sind separate, prospektive Therapiestudien erforderlich. Nicht zuletzt wird das auch davon abhängen, ob es gelingt, wirksamere Therapien gegen diesen Tumor zu entwickeln. 

Quelle: Johnen G et al. Sci Rep 2018; 8: 14321

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Maligne Mesotheliome entstehen oft viele Jahre nach dem Einatmen von Asbestfasern – auch heute noch. Maligne Mesotheliome entstehen oft viele Jahre nach dem Einatmen von Asbestfasern – auch heute noch. © iStock.com/Brasil2