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Lungenfibrose, Mesotheliome, Eierstockkrebs: Langzeitfolgen von Asbest erkennen

Das Tückische an den asbestbedingten Erkrankungen: Ihre Symptome sind oft uncharakteristisch, der Betroffene hat den Faserkontakt längst vergessen oder nie bemerkt. Außerdem beschränken sich die Auswirkungen der Asbestexposition keineswegs auf Lunge und Pleura. Hochmaligne Mesotheliome beispielsweise bilden sich auch in Perikard, Bauchfell oder Tunica vaginalis testis. Selbst Ovarialkarzinome können inzwischen als Berufskrankheit anerkannt werden.
Asbest im Eierstock
- Das Ovarialkarzinom wurde 2017 in die Liste der asbestbedingten Berufskrankheiten aufgenommen. Hintergrund war die Beobachtung, dass Frauen mit verdoppeltem Risiko für ein asbestbedingtes Lungenmalignom auch ein 2,25-fach erhöhtes Sterberisiko für Eierstockkrebs tragen.
- Voraussetzung für die Anerkennung sind die gleichen Kriterien wie beim Lungenkarzinom.
- Plaques,
- diffuse Verdickung der seitlichen Brustwand (diffuse Fibrose),
- Pleuritis, Erguss – auch ohne Asbestose – sowie
- als Folgezustände bindegewebig-schwartige Veränderungen (Hyalinosis complicata) und Rundatelektasen, die leicht mit Tumoren verwechselt werden.
Rauchen vervielfacht die Krebsgefahr
Asbestbedingte Bronchialkarzinome können allein durch die kanzerogenen Fasern oder im Zusammenwirken mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ausgelöst werden. Besonders hohe Gefahr besteht für Patienten mit asbestbedingten Pleuraveränderungen oder Lungenfibrose (einschließlich der nur histologisch nachweisbaren Minimalasbestose). Zusätzliches Zigarettenrauchen vervielfacht das Lungenkrebsrisiko.Vorsicht Heiserkeit
Initial kaum Beschwerden beim Pleuramesotheliom
Zu den Frühzeichen zählen – wie bei pulmonalen Malignomen anderer Ätiologie – therapieresistenter Reizhusten und Hämoptysen. Atelektasen und bronchopneumonische Prozesse mit verzögerter Heilungstendenz wecken ebenfalls Krebsverdacht. Wegen der massiven Gefährdung muss man im Röntgenbild erkennbare Lungenpathologien bzw. Veränderungen gegenüber dem Vorbefund dringend weiter untersuchen – einschließlich Biopsie. Histologisch finden sich sämtliche bekannten Formen pulmonaler Malignome.Asbestbedingte Berufskrankheiten
- BK-Nr. 4103: Asbeststaublunge (Asbestose) und asbestbedingte Erkrankung der Pleura
- BK-Nr. 4104: Lungen-, Kehlkopf- oder Ovarialkarzinom in Verbindung mit einer Asbestose, einer asbestbedingten Pleuraerkrankung oder einer kumulativen Asbestfaserstaubdosis am Arbeitsplatz von mindestens 25 Faserjahren (25 x 106 [(Fasern/m3) x Jahre])
- BK-Nr. 4105: Durch Asbest verursachtes Mesotheliom von Pleura, Peritoneum oder Perikard
- BK-Nr. 4114: Malignom der Lunge infolge des Zusammenwirkens von Asbestfaserstaub und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen.
* Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin
Quelle: S2k-Leitlinie „Diagnostik und Begutachtung asbestbedingter Berufskrankheiten“, AWMF-Register-Nr. 002-038, www.awmf.org
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